Das Herz vollbringt wahre Höchstleistungen – ist daher aber sehr anfällig für Krankheiten. Wie Sie diese erfolgreich umgehen, lesen Sie im großen Herz-Guide.
Warme Sonnenstrahlen erhellen das Gemüt, Blütenduft liegt in der Luft und Vögel zwitschern auf den Bäumen. Der Frühling hat so seine ganz besondere Kraft – er zieht uns nach draußen ins Freie und bewegt. Wir sprühen nur so vor Motivation und stecken voller Tatendrang. Hand aufs Herz – eigentlich der ideale Zeitpunkt, um die scheinbar übernatürliche Frühlingsenergie zugunsten der Gesundheit zu nutzen. Denn die kommt bei Herr und Frau Österreicher nach wie vor zu kurz. So kommt es, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die bei rechtzeitiger Erkennung gut abgewendet werden können, mit 40 Prozent aller Todesfälle immer noch die Spitze dieser Statistik hierzulande anführen. Das muss nicht sein! Wer auf sein Herz hört, kann beginnende Erkrankungen des Organs rechtzeitig erkennen und bereits durch einfache Änderungen des Lebensstils abwenden.
Häufige Herzleiden im Überblick
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Angeborene Herzfehler
Rund 800 Kinder werden allein in Österreich jährlich mit einem Herzfehler geboren. Besonders häufig sind Löcher in der Wand zwischen linkem und rechtem Ventrikel.
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Die Herzkranzgefäße sind verengt und es kommt häufig zu anfallsartigen Symptomen, wie dem typischen Beklemmungsgefühl in der Brust. Im weiteren Verlauf kann die Verengung einen Infarkt auslösen.
Herzinfarkt
Durch den plötzlichen und vollständigen Verschluss eines Herzgefäßes kommt es zur Unterversorgung bis hin zum Absterben des Herzgewebes.
Herzrhythmusstörung
Grund ist eine Überleitungsstörung der elektrischen Herzimpulse – der Herzschlag kann zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig sein.
Klappenerkrankung
Eine oder mehrere Klappen sind verengt. Die Folge: ein gestörter Blutfluss.
Herzmuskelentzündung
Meistens sind es Viren, manchmal aber auch Bakterien, die den Herzmuskel befallen können. Die Entzündung führt zu einer extremen Schwächung des Organs.
Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
Wie meist beim Herzinfarkt auch, kommt es bei der PAVK zu einem arteriosklerotischen Verschluss in den Arterien der Beine – seltener in jenen der Arme.
ACHTUNG:
Nicht immer bedeuten Schmerzen in der Brust Lebensgefahr. Differenzialdiagnosen wie Reflux können die Ursache sein. Gehen Sie aber auf Nummer sicher und lassen Sie Schmerzen in der Brust immer abklären.
Hochleistungsorgan Herz
Wie eine Maschine pumpt der unter dem Brustbein liegende, faustgroße Hohlmuskel unermüdlich Blut durch unseren Körper, versorgt den Organismus mit Sauerstoff und Nährstoffen und hält uns so am Leben. Hochgerechnet auf ein ganzes Leben schlägt die Zentrale unseres Kreislaufsystems rund vier Milliarden Mal und leistet so Unfassbares. Die Schattenseite der Dauertätigkeit: Unser Herz ist anfällig für Krankheiten – rund 17,3 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit daran, wobei Schätzungen einen Anstieg auf bis zu 23,6 Millionen im Jahre 2030 prognostizieren. Als Grund dafür sehen Experten den Wandel der Gesellschaft: Wir werden träger, essen ungesünder und stehen unter Dauerstress.
„Herz“-haft essen
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1. Fleisch reduzieren
Wir essen zu viel Fleisch. Das führt nicht nur zur gefürchteten Gewichtszunahme (da vor allem Wurstwaren einen hohen Fettanteil haben), sondern treibt auch den Cholesterinspiegel in die Höhe und somit die Einlagerung arteriosklerotischer Plaque voran. Achtung ist auch bei geräucherten Fleischwaren geboten – der hohe Salzgehalt lässt den Blutdruck steigen. Pro Woche empfehlen Mediziner 150–300 g Fleischwaren. Setzen Sie stattdessen zwei- bis dreimal die Woche Fisch auf den Speiseplan. Dieser ist reich an Omega-3-Fettsäuren, die zu den essenziellen Fetten zählen und das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko minimieren. Grund: Essenzielle Fettsäuren halten die Zellen der inneren Gefäßwand – das Endothel – elastisch, es kommt seltener zu Entzündungen, was wiederum die Bildung arteriosklerotischer Ablagerungen verhindert. Nehmen Sie sich die asiatische Esskultur zum Vorbild – hier wird überwiegend Fisch gegessen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme ist deutlich geringer.
2. Die richtigen Kohlenhydrate
Sie sind der Hauptenergielieferant für den Körper. Doch Kohlenhydrate sind nicht gleich Kohlenhydrate. Wir unterscheiden jene aus Einfach- und Zweifachzucker (Zucker, Honig, Obst), die schnell aufgespalten und ins Blut abgegeben werden, und jene aus Mehrfachzucker (Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte), die erst im Laufe der Verdauung aufgespalten werden und ins Blut gelangen. Die langsamere Abgabe entlastet den Zuckerstoffwechsel und schützt auch das Endothel.
3. Essen Sie bunt!
Farben schützen die Pflanzen und auch uns! Die chemische Struktur in der Farbe von Pflanzen unterscheidet sich je nach Funktion. Als gesichert gilt heute, dass bestimmte Verbindungen Gefäße besonders gut schützen. Dazu zählen: Flavonoide, Carotinoide, Sulfide, Phytoöstrogene und Phytosterole.
4. Vitamine und Minerale im Blick
Vitamine wirken antioxidativ. Heißt, sie sorgen dafür, dass die Gefäße nicht durch aggressive, freie Sauerstoffradikale geschädigt werden. Die Minerale Kalium (Banane, Gemüse, Hülsenfrüchte) und Magnesium (Hirse, Vollkorn, Nüsse und Samen) sind besonders gut fürs Herz – sie stärken die Muskulatur und stabilisieren den Herzrhythmus.
5. Ausreichend trinken
Mindestens 1,5 Liter pro Tag. Zu wenig Flüssigkeit wirkt direkt aufs Herz – das Blutvolumen sinkt, das Herz muss mehr leisten.
Prävention ist Herzenssache
Abgesehen von unbeeinflussbaren Faktoren wie dem Alter, einer geschlechtsspezifischen Häufung oder angeborenen Immun- sowie Stoffwechselerkrankungen handelt es sich beim Thema Herz um Risiken, die sich durch einen bewussten Lebensstil gut vermeiden ließen. Steuern wir nicht rechtzeitig gegen und ändern, was zu ändern ist, drohen Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht und Diabetes Typ 2 – Faktoren, die einander gegenseitig begünstigen und in weiterer Folge zu arteriosklerotischen Veränderungen führen und somit die Entstehung eines Herzleidens fördern oder das Herz direkt schädigen. Deshalb gilt: Vorsorge ist der Schlüssel zu einem langfristig gesunden Herz-Kreislauf-System.
Stress ist Gift: Alles mit der Ruhe!
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Schutzmechanismus
Ein schneller Herzschlag ist in gefährlichen Situationen ein Überlebensvorteil. Er befähigt uns zu Kampf oder Flucht, indem mehr Blut und damit mehr Sauerstoff in die Zellen gepumpt wird. Gesteuert wird dieses urmenschliche Notfallsystem, das uns bis heute erhalten blieb, vom limbischen System, dem ältesten Teil unseres Gehirns. Wie ein General wacht es über Blutdruck, Herzfrequenz, Schlaf sowie das Hormon- und Immunsystem. Geraten wir in eine stressige Situation, gibt es über den Sympathikus den Befehl zur Alarmbereitschaft: Blutdruck, Herzschlag und Atmung steigen.
Steinzeit trifft Moderne
Während wir früher durch den Anblick eines Säbelzahntigers in Ausnahmesituationen auf das limbische System angewiesen waren, stehen wir heute vor einem großen Problem. Sei es der Spagat zwischen Job und Familie, die ständige berufliche Verfügbarkeit oder die Verantwortungen, die wir im Alltag zu tragen haben – durch anhaltende Erregungszustände, die in unserer auf Stress gepolten Gesellschaft an der Tagesordnung stehen, werden ständig Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin, aber auch Kortisol ins Blut ausgeschüttet. Die Arterien sind verengt, um den Blutdruck zu erhöhen – das Herz muss mehr pumpen. Zudem steigt die Blutgerinnung und Zucker sowie Cholesterin kursieren vermehrt im Blut, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Auf Dauer ist dieser Zustand fatal für unsere Gefäße und in weiterer Folge für unser Herz.
Bewegungsmangel
Trafen unsere Vorfahren auf Gefahr, einen Säbelzahntiger, blieb ihnen nichts als Flucht oder Angriff. In beiden Fällen sorgte die körperliche Betätigung für den Abbau der Stresshormone. Der in unserer Gesellschaft stark vertretene Bewegungsmangel verhindert den Abbau der Stresshormone, was für den Körper krank machenden Dauerstress bedeutet.
Wie Sie Stress loswerden
Die einzige Möglichkeit, Stress effektiv abzubauen, ist körperliche Betätigung – ideal ist Ausdauertraining. Die dabei ausgeschütteten Glückshormone helfen uns, mit dem Stress besser umzugehen, und befreien den Kopf von omnipräsenten Stressgedanken. Am besten aber ist es, Stress gar nicht erst entstehen zu lassen. Ein halbwegs durchdachtes Zeitmanagement – der Schlüssel zur Stressreduktion in unserer Hektomatikgesellschaft –, aber auch autogenes Training, Entspannungsübungen und ein notwendiges Maß an Gelassenheit helfen uns, Stress langfristig zu reduzieren.
Frauenherzen schlagen anders
Frauen sollten besonders auf ihr Herz hören. Denn oft sind die Symptome eines Herzleidens bei ihnen unspezifisch oder bleiben ganz aus. Auch wenn Männer prinzipiell häufiger am Herzen erkranken – Frauen haben durch das Hormon Östrogen einen besseren Gefäßschutz –, scheint es Frauen schlimmer zu treffen: Doppelt so viele Frauen sterben an Herzschwäche.
Wenn das Herz Alarm schlägt
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✏ Atemnot
Erstes Anzeichen einer Herzschwäche ist die Atemnot unter Belastung. Atemnot im Ruhezustand fordert rasches Handeln – ein Lungenödem oder ein Infarkt können die Ursache sein.
✏ Leistung
Ein allgemeiner Erschöpfungszustand führt zu einer Minderung der Leistungsfähigkeit.
✏ Geschwollene Beine
Können Anzeichen einer verminderten Herzleistung sein. Eine Rechtsherzinsuffizienz sorgt für einen Blutstau in den unteren Extremitäten – Wasser lagert sich im Gewebe ein.
✏ Kältegefühl
Auch typisch durch die Mangeldurchblutung in den Peripherien – Blut zentralisiert beim Herzen – fühlen sich Hände und Füße oft kalt an.
Drei Säulen der Herzgesundheit
Egal, ob Frau oder Mann – es gibt Dinge, auf die beide Geschlechter gleichermaßen achten sollten, um ihr Herz langfristig gesund zu halten. So leidet nicht nur das Portemonnaie unter Zigarettenkonsum, sondern auch das Herz-Kreislauf-System – Blutgefäße werden geschädigt, das Blut wird dickflüssiger, das Thromboserisiko steigt und der Herzmuskel wird überbelastet. Rauchen ist einer der Hauptgründe für Arterienverkalkung und daraus resultierende Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Für einen Rauchstopp ist es nie zu spät: bereits nach 12 Stunden Abstinenz sinkt der Kohlenmonoxidspiegel im Blut nachweislich und wer sich gar 15 Jahre als Ex-Raucher bezeichnen darf, hat wieder das Ausgangsrisiko, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken, wie ein lebenslanger Nichtraucher. Wer den Glimmstängel also ein für alle Mal ausdämpft oder gar nicht erst mit dem Rauchen beginnt, hat ein deutlich geringeres Grundrisiko.
Bewegung wirkt wie ein Medikament…
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… auf unsere Gefäße
Bewegung verbessert den Blutfluss, weil auch kleinste Gefäße (Kapillaren) beansprucht werden – im Ruhezustand sind nur drei bis fünf Prozent von ihnen aktiv. Anders beim Ausdauertraining: Hierbei sind alle aktiv – sie erweitern sich und neue werden gebildet.
Wirkung: Organe und Gewebe werden besser durchblutet, Abfallprodukte abtransportiert. Der Blutdruck sinkt, was der Entstehung der Arteriosklerose entgegenwirkt. Zudem erhöht der Trainingszustand der Muskulatur die allgemeine Belastbarkeit.
… auf unseren Stoffwechsel
Regelmäßige Bewegung steigert den Grundumsatz. Das heißt, wir verbrauchen selbst im Schlaf mehr Energie. Außerdem reagieren durch Bewegung die Türöffner für Insulin in der Muskulatur und im Bindegewebe besser – mehr Blutzucker kann in die Zellen geschleust werden.
Wirkung: Der Blutzuckerspiegel sinkt und damit das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Das wiederum verringert das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko. Auch der Fettstoffwechsel normalisiert sich.
… direkt aufs Herz
Unser Organismus ist sehr anpassungsfähig. Er passt sich an die Belastung an, was dazu führt, dass unser Herz mit der Zeit ökonomischer arbeitet. Studien belegen: Ein trainiertes Herz pumpt 25 Prozent mehr Blut bei einer Kontraktion.
Wirkung: Diese effizientere Arbeitsweise des Hohlmuskels hat zur Folge, dass sowohl die Herzfrequenz als auch der Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels unter Belastung, aber auch im Ruhezustand deutlich abnehmen. Das Herz wird so geschont.
… auf Geist und Seele
Auch die Psyche profitiert von Bewegung. Die Durchblutung des Gehirns steigt um etwa ein Drittel, was zu einer besseren Gedächtnisleistung führt, da die Sauerstoffversorgung angekurbelt wird. Außerdem hilft Sport, den Kopf frei zu bekommen, weil sich die Ausschüttung der Glückshormone Serotonin und Dopamin erhöht.
Wirkung: Glückshormone wirken wie Stimmungsaufheller – blutdrucksteigernde Hormone wie Adrenalin werden gesenkt und damit Stress reduziert.
Ab zum Sport!
Ausdauersport ist ideal fürs Herz – es wird gekräftigt und besser mit Sauerstoff versorgt. Ab dem 30. Lebensjahr bauen wir Muskulatur ab und sollten deshalb zusätzlich mit Krafttraining beginnen.
Alles entscheidend in Sachen Herzgesundheit sind zudem die drei Säulen richtige Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressvermeidung:
Du bist, was du isst! Wer seinem Herz etwas Gutes tun möchte, orientiert sich essenstechnisch an der mediterranen Küche – heißt: gesunde Öle, viel Fisch, mageres Fleisch, Nüsse, Gemüse, Obst und Gewürze. Folgende Ernährungsempfehlungen halten die Pumpe gesund:
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Halten Sie gesättigte Fettsäuren unter 10 Prozent der gesamten Energieaufnahme – zu ungesättigten Fettsäuren greifen.
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Verzichten Sie möglichst auf raffinierte Lebensmittel, um die Trans-Fette so gering wie möglich zu halten.
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Weniger als 5 Gramm Salz pro Tag.
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30 bis 45 Gramm Ballaststoffe täglich – am besten durch Vollkornprodukte.
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Mehr als 200 Gramm Obst pro Tag.
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Ein- bis zweimal pro Woche Fisch.
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30 Gramm ungesalzene Nüsse am Tag.
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Maximal 10 Gramm (Frauen) bzw. 25 Gramm (Männer) Alkohol täglich.
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Keine mit Zucker gesüßten Getränke.
Bewegungsmangel macht krank! Ideal sind daher Ausdauersportarten wie Joggen, Walking, Rudern oder schnelles Gehen – sie verbessern die Durchblutung, die Sauerstoffversorgung und kräftigen das Herz. Ab dem 30. Lebensjahr bauen wir Muskulatur ab, regelmäßiges Krafttraining hilft uns, diese auch im Alter zu erhalten, und schützt die Gefäße vor starken Blutdruckanstiegen unter Belastung.
Ein entspanntes Leben! Dauerstress schädigt die Gefäße direkt. Versuchen Sie, ihm deshalb so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Gute Stressventile bieten Sport, Meditation und autogenes Training.
Weiters wichtig: Gehen Sie regelmäßig zum Check-up – denn nur wer seine Risikofaktoren kennt, kann entsprechend agieren! Einem herzgesunden Leben steht somit nichts mehr im Wege.