Ein neuer Bluttest für Krebskranke kann winzige Rückstände von Tumorzellen im Körper nachweisen, die konventionellen Verfahren verborgen bleiben. Der bisher noch experimentelle Test soll Ärzten helfen, ihre Patienten besser zu überwachen und notfalls früher einzugreifen, um Metastasen vorzubeugen.
Patienten, die nach einer Operation bereits krebsfrei sind, könnte das Testergebnis in Zukunft weitere Behandlungen ersparen. "Der Test zeigt, wer geheilt ist und wer nicht", sagte der US-Onkologe Victor Velculescu am Donnerstagabend auf der Jahrestagung des weltgrößten Wissenschaftsverbandes AAAS (American Association of the Advancement of Science) in San Diego (Kalifornien). Velculescu hatte den Test mit einem Team von Krebsexperten an der Johns Hopkins Universität in Baltimore entwickelt. Die Arbeit wird im Fachjournal "Science Translational Medicine" vom 24. Februar veröffentlicht.
Kein Krebs gleicht dem anderen, erläuterte Velculescu in San Diego, und es gibt keinen gemeinsamen Biomarker, der ihn entlarven würde. Deshalb fahndet das Team mit modernsten Sequenziergeräten im Erbgut von Patienten nach dem sogenannten Fingerabdruck der jeweiligen Tumoren. Statt auf einzelne Gene konzentrieren sie sich jedoch auf größere Erbgutstücke, in denen sich ganze Abschnitte verschiedener Erbgutträger (Chromosomen) neu gruppiert haben. Solch eine Reorganisation komme nur in Krebszellen vor, erläuterte Velculescu.
Bei ihren ersten Patienten entdeckten die Hopkins-Forscher jeweils vier bis 15 Reorganisationen der DNA. Sie sind der Fingerabdruck eines Krebses. An ihm können die Forscher erkennen, ob noch Krebszellen im Körper sind. Der Tumor sondert DNA in die Blutbahn ab, die dort vom maßgeschneiderten Erbgut-Scan entlarvt wird.
Für jeden Bluttest muss also zunächst der Fingerabdruck des Krebses ermittelt werden. Das ist derzeit noch kostspielig, gab Velculescu zu. Der Preis für den Erbgut-Scan liege in den USA derzeit noch bei etwa 5.000 Dollar (3.700 Euro). In wenigen Jahren dürfte das Verfahren aber nicht mehr teurer sein als die derzeit übliche Computertomographie (CT).
Bisher haben die Hopkins-Forscher ihren Bluttest erst an sechs Patienten getestet worden, vier von ihnen hatten Darmkrebs und zwei Brustkrebs. Der Test könne aber genauso jede andere Art von Krebs überwachen helfen, sagt Velculescu. Er schätzt, dass er bereits in gut zwei Jahren in Kliniken zum Einsatz kommen dürfte.
Fachartikelnummer DOI: 10.1126/scitranslmed.3000702