Es passiert in Millisekunden. Die Heilung ist zumeist langwierig. Wie man nach einem Bänderriss möglichst rasch fit wird, verrät der spezialisierte Orthopäde.
Ein unachtsamer Moment, eine fiese Gehsteigkante, Unebenheiten im Boden oder ein unfairer Gegner beim Sport und das Sprunggelenk gibt plötzlich nach. Stellen sich Schwellung, ein Bluterguss (Hämatom), starke Einschränkung der Beweglichkeit und Schmerzen beim Auftreten ein, dann hat der Unfall eines oder mehrere Bänder des Sprunggelenks in Mitleidenschaft gezogen. Kommt es zu einem Bänderriss, so verlieren die Ligamente (Fachbezeichnung für Bänder) ihre stabilisierende Funktion und Betroffene können ihren Fuß meist nicht mehr belasten.
Richtig reagieren
Der erste und sehr wichtige Schritt nach dem Umknöcheln ist eine rasche Erstversorgung: Fuß hochlagern, Eis auflegen sowie die Gabe von Schmerzmitteln. Bleiben nach der Akutbehandlung Symptome wie Schmerzen beim Auftreten und Bewegungseinschränkungen bestehen, heißt es: ab zum Arzt/zur Ärztin. "Denn es sollte", so Orthopäde OA Priv. Doz. Dr. Reinhard Schuh rasch festgestellt werden, ob es durch das Umknicktrauma zu einer Bandverletzung bzw. einem Bänderriss gekommen ist, um geeignete Therapiemaßnahmen einleiten zu können. Nur durch fachgerechte Diagnose und Behandlung kann die Gefahr von Spätfolgen reduziert werden."
Ist eine OP notwendig?
Zumeist sind bei einem Unfall eines oder mehrere der drei Außenbänder betroffen. "Grundsätzlich", so Dr. Schuh, "können Außenbandrisse konservativ und operativ behandelt werden. Operiert sollte immer dann werden, wenn Begleitverletzung z. B. am Gelenksknorpel bestehen, oder eine rasche Rückkehr zur sportlichen Aktivität wichtig ist. Es zeigt sich, dass operierte Patient:innen schneller auf ihr ursprüngliches Leistungsniveau zurückkehren, die Wahrscheinlichkeit einer Wiederverletzung geringer ist und Spätfolgen wie Sprunggelenksinstabilität seltener auftreten. Eine OP ist in jedem Fall notwendig, wenn alle Außenbänder gerissen sind oder zusätzlich der Knorpel verletzt."
Die wichtigsten Fakten im Überblick
Bandverletzungen am Sprunggelenk: Experte Dr. Schuh klärt über Symptome und Therapiemöglichkeiten auf.
Bänderriss - was passiert?
Das obere Sprunggelenk verbindet Fuß und Unterschenkel miteinander. Mehrere Bänder stabilisieren dieses Gelenk: das aus drei Teilen bestehende Außenband, ein Innenband und das sogenannte Syndesmoseband. Bei einer Bandverletzung am Knöchel ist am häufigsten das Außenband betroffen. Es kann überdehnt oder gezerrt sein oder im Extremfall reißen. Der klassische Verletzungsmechanismus ist das Umknicken des Fußes.
Symptome
Es treten sofort sehr starke Schmerzen auf, der Knöchel schwillt an und kann nicht mehr belastet werden. Charakteristisch ist auch die Instabilität. Zudem kommt es zu einer Hämatombildung, also einem Bluterguss.
Diagnose
Diese sollte rasch erfolgen. Nur durch fachgerechte Diagnose und Behandlung kann die Gefahr von Spätfolgen (Anm.: chronische Sprunggelenksinstabilität) reduziert werden. Die Diagnose wird mittels Anamnese und Bildgebung gestellt.
Therapien
"Die Behandlung bei einem Bänderriss", so Dr. Schuh, "richtet sich nach der Art der Verletzung und nach den Anforderungen der Patient: innen. Grundsätzlich stehen konservative und operative Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
- Konservative Therapiemöglichkeiten bei einem Bänderriss im Sprunggelenk:
- Akut nach der Verletzung: Hochlagern, Eis auflegen, Gabe von Schmerzmitteln
- Ruhigstellen mithilfe einer Orthese (Gehschiene)
- Physiotherapie, Eigenblutbehandlung, Stoßwelle
- Dann wird operiert:
- Wenn Begleitverletzung z. B. am Gelenksknorpel bestehen,
- Wenn eine sehr rasche Rückkehr zum Sport wichtig ist. "Es zeigt sich, dass operierte Patient: innen schneller auf Ihr ursprüngliches Leistungsniveau zurückkehren und die Wahrscheinlichkeit einer Wiederverletzung geringer ist und Spätfolgen seltener auftreten", so Dr. Schuh.
- Wenn alle drei Außenbänder gerissen sind oder zusätzlich der Knorpel verletzt ist.
- Wie operiert wird:
- Dr. Schuh wendet minimal invasive arthroskopische Verfahren ("Schlüssellochchirurgie") an, die eine schnellere Heilung als konservative Methoden ermöglichen. Auch Knorpeldefekte können mittels AutoCart-Methode minimalinvasiv behoben werden.
Ab wann wieder fit?
- Nach konservativer Behandlung: Abhängig von Schwere der Verletzung und Art der konservativen Behandlung (z.B. Stoßwellentherapie, Physiotherapie, Eigenblutbehandlung etc.): Wenn keine Entlastung durch Krücken erfolgt, ca. 6 Monate Schonung/Sportpause.
- Nach OP: Nach einer Arthroskopie mit Auto-Cart-Behandlung (Anm.: minimalinvasive Knorpelreparatur) ca. 2-3 Tage Krankenhausaufenthalt; Entlastung mit Krücken für ca. 6 Wochen; ein Schreibtisch-Job kann ca. 7 Tage nach Entlassung wieder ausgeübt werden. Schonung/Sportpause ca. 3 Monate.