Die alljährliche Grippewelle ist im Anrollen und damit auch wieder die Frage: Impfen –ja oder nein? Nur acht Prozent der Österreicher gingen in den letzten Jahren zur Impfung. Zeit umzudenken?
der Herbst und der Winter fordern unser Immunsystem. Viel Bewegung an der frischen Luft und ausgewogene Ernährung helfen, unsere Abwehrkräfte zu stärken. Zudem reduziert Hygiene das Risiko einer Ansteckung. Eine weitere Maßnahme: Die viel diskutierte Grippe-Impfung. Ist es die Angst vor dem kurzen Pieks, vor Nebenwirkungen oder ist es Unwissen, das in den vergangenen Jahren lediglich acht Prozent der Bevölkerung dazu bewegt hat, impfen zu gehen? gesund&fit sprach mit Immunspezialist Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, weshalb ein Umdenken ratsam ist – und alles zum Thema Grippe-Impfung lesen Sie auf diesen Seiten!
Grippe oder grippaler Infekt
Zur Unterscheidung: Klassisch für einen grippalen Infekt ist der schleichende Beginn. Es zeigen sich von Anfang an Heiserkeit, Anzeichen eines feuchten Infekts (Husten, Niesen, Sekretbildung) – selten aber: hohes Fieber. Dies steht im Gegensatz zur echten Grippe. Dabei kommt zu einem akuten Infekt der Atemwege mit typischerweise plötzlich einsetzendem, hohem Fieber, schwerem Krankheitsgefühl, begleitet von einem reduzierten Allgemeinzustand (körperlicher Schwäche).
Zur Ansteckung: Während beim grippalen Infekt rund 200 verschiedene Virenarten, viele davon sind in unserem Mund- und Rachenraum natürlich angesiedelt, zu Husten, Schnupfen & Co. führen können, läuft es bei der „echten Grippe“ etwas kompakter ab. Es handelt sich um eine Infektion mit Influenzaviren (Orthomyxoviren) der Typen A und B.
Da die auslösende Virenzahl der echten Grippe deutlich geringer ist als die des grippalen Infekts, ist ausschließlich eine Impfung gegen Influenza möglich. Verwendet werden hierzu ausschließlich Totimpfstoffe. Diese enthalten keine lebenden Erreger, sondern Eiweiße, wie sie normalerweise an der Oberflächenstruktur der Influenzaviren sitzen. Sie können keine Grippe auslösen. aber die gewünschte Abwehrreaktion im Körper hervorrufen, die in weiterer Folge durch Bildung von Antikörpern der Immunisierung dient.
Gefahr Grippe?
Jedes Jahr wird von zahlreichen Todesopfern der Grippewelle berichtet. Doch wie gefährlich ist die Influenza wirklich und was macht sie zu dieser Gefahr? „Die Gefährlichkeit der Influenzainfektion beruht auf dem plötzlichen Beginn mit hohem Fieber und schweren körperlichen Allgemeinsymptomen, sodass es in weiterer Folge zu begleitenden bakteriellen Infektionen, zum Beispiel einer Lungenentzündung oder einer Herzmuskelentzündung, kommen kann“, so Prim. Doz. Dr. Peter Peichl, Leiter der Internen Abteilungen am Evangelischen Krankenhaus Wien. Diese begleitenden bakteriellen Infektionen (Superinfektionen) führen oftmals zur Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes und bei Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen (Multimorbidität) oft zum Tod. „So ist in Zeiten der Influenzaepidemie jährlich von Jänner bis März eine Übersterblichkeit von tausend Personen zu verzeichnen. Mit einer Immunisierung mittels Grippe-Impfung möchte man diese Zahl minimieren“, so der Immunexperte.
Muss ich mir Sorgen machen?
Viele Menschen haben eine generalisierte Angst vor Spritzen – machen einen Bogen um Impfungen. Andere haben Bedenken ob möglicher Nebenwirkungen – sind diese Befürchtungen im Bezug auf eine Influenzaimmunisierung berechtigt? „Das Risiko ernsthafter Komplikationen bei einer Grippeerkrankung ist um ein Vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit schwerer Nebenwirkungen aufgrund der Impfung“, weiß Immunologe Prim. Doz. Dr. Peichl. Demnach sind die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen lokale Rötungen und Schmerzen im Bereich der Injektionsstelle. Fallweise kommt es zum Auftreten sogenannter systemischer Nebenwirkungen wie erhöhte Temperatur oder Muskelschmerzen – diese sind allerdings harmlos und nach ein bis zwei Tagen wieder abgeklungen. Bei bestehender Hühnereiweißallergie (Bestandteil des Impfstoffes) können natürlich hier auch über größere Areale Reaktionen auftreten.
Impfung versus Nasenspray
Für Kinder und Jugendliche gibt es nun auch die Möglichkeit der Immunisierung durch ein bestimmtes Nasenspray – die Anwendung ist weitgehend schmerzfrei. Im Gegensatz zur Impfung kurbeln hier Lebendviren die Bildung von Antikörpern an. Der Haken: Bei Erwachsenen greift diese Methode nicht mehr.