Weizen kommt zunehmend in Verruf. Ist er auch giftig?
Die Schlagzeilen rund um das Getreide brechen nicht ab: Immer wieder gerät der moderne Weizen ins Kreuzfeuer der Kritik. Die heute gezüchteten Weizensorten sollen aus verschiedensten Gründen schlecht für die Gesundheit sein – sie sollen sogar krebserregend sein.
Glyphosat – das meistgespritzte Pestizid der Welt
Schuld an der potenziellen Giftigkeit sind Unkrautvernichtungsmittel, die die Chemikalie Glyphosat enthalten. Diese Mittel werden auf der ganzen Welt in der Landwirtschaft und in riesigen Mengen angewendet und sollen noch im fertigen Weizenprodukt (z. B. Gebäck, Pasta, Süßigkeiten) nachweisbar sein. Auch in Österreich sind die potenten Chemiemischungen seit Jahrzehnten in Verwendung.
Wissenschaftler sollen in vielen Weizenproben Reste von Unkrautvernichtungsmitteln und vom Bestandteil Glyphosat festgestellt haben. Die österreichische Umweltschutz-Organisation Global 2000 schreibt in einem Report vom 12. Juli 2017, es sei bereits seit 2015 bekannt, dass Glyphosat langfristig karzinogen (krebserregend) wirkt. So soll in sieben von zwölf Langzeitstudien an Ratten und Mäusen ein deutlicher Krebsbefund belegt worden sein. Der Studienautor und Toxikologe Dr. Peter Clausing hat auch die biologische Relevanz für den Menschen bewiesen – via Reproduzierbarkeit, Dosisabhängigkeit und mittels historischer Kontrolldaten.
Behörden arbeiten dagegen
„Doch die Behörden verdrehten und missinterpretierten diese […] Kriterien für biologische Relevanz“, meint Clausing und fügt hinzu: „Sie machten das scheinbar mit System und gingen sogar soweit, fiktive Kriterien zu erfinden.“ So seien Teile der Studie schlicht abgelehnt worden – unter Vorgabe falscher Gründe. Ein Mitarbeiter der US-Umweltschutzbehörde (EPA, Environmental Protection Agency), der mit dieser Fehlbewertung in Verbindung gebracht wird, muss sich aktuell in einem Gerichtsverfahren betreffend Konspiration mit dem weltweit größten Hersteller von Unkrautvernichtungsmitteln verantworten.
Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) hat Glyphosat bereits als „wahrscheinlich krebserregend im Menschen“ klassifiziert. Viele Behörden, auch in Österreich, müssen dem noch folgen. Die Umweltschutz-Organisation Global 2000 arbeitet an einem Verbot in Österreich und in der EU. In einem am 19. Juli veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission zum Thema Glyphosat hieß es, dass eine Begrenzung der Zulassung auf zehn Jahre „angemessen“ sei. Der Expertenausschuss, der in diesem Fall Entscheidungsträger ist, wird im Herbst 2017 sein Votum abgeben.