Wenn die Abende noch lau und die Zehen sommerlich nackt sind, wenn die Gedanken der meisten Menschen noch um Softeis und Sonnencreme kreisen, dann denkt Ulrike Fieback schon an Weihnachten. Nicht ständig, aber immer mal wieder. Dann nämlich, wenn sie im Buchladen plötzlich den idealen Roman für die beste Freundin sieht oder im Kaufhaus zufällig am perfekten Stuckrahmen für die Oma vorbeiläuft.
So vermeidet die Sprecherin der Techniker Krankenkasse Niedersachsen Weihnachtsstress. "Frühzeitig Geschenke kaufen", ist der Tipp Nummer eins. "Geschenkekiste" nennt sie ihren Hort der Entspannung. Dort lagert, was schließlich unter den Baum kommt. Manchmal lagert es sogar monatelang. "Wenn man nichts sucht, findet man nämlich die schönsten Geschenke", sagt Fieback. Ganz voll muss die Kiste aber gar nicht werden. Gerade in Zeiten finanzieller Krisen sei es sinnvoll, in der Familie gemeinsam zu beschließen, dass man das Schenken einfach reduziert.
Ulrike Fieback rät außerdem zu "antizyklischem Einkaufen". Schlaue Schenker gehen dann in die Fußgängerzone, wenn Otto Normalverbraucher noch schläft - oder schon wieder. Entgegen der Masse, ist da die Devise. Wem zwischen Baumaussuchen und Plätzchenbacken aber schon der Weg ins Geschäft zu viel wird, dem bleibt immer noch die virtuelle Shopping-Alternative. "Ein Online-Einkauf ist entlastend, weil man sich alles einfach zuschicken lassen kann."
Vor allem Frauen belasten in der Vorweihnachtszeit innere Bilder. Oft hängt Weihnachtsstress mit der eigenen unerreichbaren Vorstellung von einem makellosen Fest zusammen. Dabei muss Weihnachten nicht perfekt sein, findet Elke Wieczorek vom Deutschen Hausfrauenbund. Die Zeiten, in denen man sich nur an Weihnachten ein gutes Essen gönnte, seien vorbei. "Auch gehen die Kinder viel früher aus dem Haus. Deshalb ist es viel wichtiger, dass die Familie einfach mal zusammen am Tisch sitzt." Ein feudales Menü, das stundenlange Vorbereitungszeit kostet, müsse also gar nicht sein.
Wieczorek rät zu einem Weihnachtsessen, das sich leicht einige Tage vorher vorbereiten oder lange zuvor einfrieren lässt. Eine weitere Alternative sei Kurzgebratenes. Das treibt die Hausfrau erst kurz vor der festlichen Tafelrunde an den Herd und hält sie nicht stundenlang in Schach. Zu viel Kulinarisches ist weder gesund noch gewünscht: "Letztendlich sitzt dann jeder am Tisch und denkt heimlich an die nächste Diät."
Nicht einmal die engagierteste Vorbereiterin kann alles allein organisieren. Deshalb empfiehlt Wieczorek, Aufgaben zu delegieren. Da das nicht immer so einfach ist, hat sie für Harmonieliebende einen Termin-Tipp: Die Aufgaben sollten während des ersten Adventskaffees verteilt werden. "Da beginnt die Weihnachtsstimmung und alle sind zugänglicher." Am besten stellt man eine Liste auf, wer was zu erledigen hat.
Warnsignal für zu viel Weihnachtsstress ist ein "verengter Horizont". Den hat, wer keine Prioritäten mehr setzen kann, erklärt die Hirnforscherin Beatrice Wagner von der Universität München. Bevor man sich mit kleinen Dingen, wie dem richtigen Geschenkband, zu lange beschäftigt, sollte man sich einen genauen Plan für Prioritäten machen. Wagner rät in solchen Fällen zu To-Do-Listen. Geplante Aktionen auf Papier festzuhalten, entspannt das Gehirn, das nun nicht mehr die ganze Gedächtnisarbeit leisten muss.
"Gelassenheit trainieren" heißt Wagners zweiter Tipp. "Durch Aufregen kann man die langsame Arbeit des Kassierers nicht beschleunigen." Besser sei es, die Zeit als Chance zu nutzen für Gedächtnistraining oder To-Do-Listen - oder für innere Bilder vom unvollkommenen Fest.