Neue Ausstellung

Das mumok wünscht sich was

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Die Ausstellung "Museum der Wünsche" eröffnet das frisch renovierte Haus.

Weiß, Silber und Gold - das sind die neuen Leitfarben des Museums Moderner Kunst (mumok) - jedenfalls bis zum Ende der morgen eröffnenden Ausstellung zum zehnjährigen Jubiläum des Hauses im Museumsquartier: Die seit Oktober 2010 amtierende Direktorin Karola Kraus hat die erste von ihr selbst geplante und kuratierte Ausstellung "Museum der Wünsche" genannt und bespielt dabei das ganze Haus mit einer Auswahl der 9.000 Werke umfassenden Sammlung (Werkbeschriftungen auf weißem Untergrund), zwischen die geschickt Werke einer Wunschliste verstreut wurden (silberner Untergrund). Manchmal stößt der Besucher auf eine Beschriftung auf Goldplättchen: In diesem Fall konnte der Wunsch bereits erfüllt werden.

36 Wünsche
36 von Kraus und ihrem Kuratorenteam rund um Rainer Fuchs erarbeitete Wünsche sind im "Vorab-Katalog" aufgelistet und im Haus verteilt - ein siebenunddreißigster kam in allerletzter Minute dazu und ist erst auf dem Weg ins Museum: Für die bunten Wanderstäbe des 1978 in Paris gestorbenen polnischen Künstlers Andre Cadere, von denen zu Kraus' Bedauern auf der Art Basel alle verkauft wurden, konnte die Direktorin noch eine andere Quelle erschließen. "Die Zusage dafür haben wir erst vorgestern erhalten", freute sie sich am Rande der heutigen Pressekonferenz im Gespräch mit der APA.

Sechs Wünsche schon erfüllt
Und auch sonst ist einiges in Bewegung in diesem Wünsch-Dir-Was-Spiel: Bereits sechs Wünsche konnten dank der Österreichischen Ludwig Stiftung erfüllt werden (darunter eine große Farbfotografie von Cindy Sherman), drei weitere Wunscherfüllungen sicherte der Verkauf von 30 Tischen für das heutige Fundraising-Dinner: Neben dem 35-minütigen Film "marxism today (prologue)" von Phil Collins und Fotografien von Geta Bratescu kann auch das Archiv des "museum in progress" erworben werden, dem auf der Ebene "-2" (das neue Leitsystem zählt die Etagen von der Eingangsebene "0" nach oben und unten) eine eigene Präsentation gewidmet ist.

3 Millionen
Der Wert der Wünsche, mit denen die bestehende Sammlung sinnvoll ergänzt und neue Schwerpunkte gebildet werden sollen, reicht von 6.000 Euro für Marzena Nowaks Hula-Hoop-Reifen bis zu 3 Mio. Euro für ein unscheinbar wirkendes Bild von Palermo, einem 1977 gestorbenen Künstler, von dem auf dem Kunstmarkt kaum mehr Werke erhältlich sind. Wünschen wird man sich ja noch etwas dürfen, lautet die Devise der Direktorin, die sich bei der heutigen Pressepräsentation "unglaublich glücklich" zeigte und sich minutenlang in Richtung von Künstlern, Geldgebern und Mitarbeitern "ganz, ganz herzlich" bedankte - nicht nur für das Zustandekommen der Ausstellung, sondern auch für den Umbau, der in Nachtschichten letztlich doch noch abgeschlossen werden konnte: "Das war für uns alle eine Reifeprüfung. Ich denke, wir haben sie bestanden."

Neue, offene Sicht
Das direktorale Lob gab Kurator Rainer Fuchs umgehend zurück: Er lobte die "präzise, subtile Form der Inszenierung" und die angenehme Teamarbeit für die Schau, die "keine einfache Auflistung der Kunstgeschichte von A bis Z" sei, sondern der Vorschlag für eine neue, offene Sicht, die den Dialog ins Zentrum stelle. Mit jeder neuen, umfassenden Sammlungspräsentation "stellt man auch immer die Kunstgeschichte um", meinte Fuchs. "Museen sind geistesgeschichtliche Umwälzanlagen, deren größter Feind die Selbstmusealisierung ist."

Von Kokoschka unterm Dach bis zur jüngsten Kunst im Keller
So stößt man bei einem ersten Rundgang der grundsätzlich chronologisch aufgebauten (von den Klassikern der Moderne wie Bacon, Giacometti, Picasso oder Kokoschka im obersten Geschoß bis zur jüngsten Kunst ganz unten), doch großzügig gehängten Schau auf nur wenige Ikonen aus der fast 50-jährigen Geschichte des Hauses. Die neue Direktorin Karola Kraus hat die bekannten Trampelpfade verlassen und versucht, neue Wege vorzuschlagen. Auch, wenn sich dabei nicht alle Abzweigungen und Biegungen von selbst erschließen: gut so.

  • Ausstellung "Museum der Wünsche", Eröffnung: 9.9., 19 Uhr, 10.9.-8.1.2012, Mo 14-19 Uhr, Di, Mi, Fr, Sa, So 10-19 Uhr, Do 10-21 Uhr; Zur Ausstellung erscheint eine Publikation: 280 S., ISBN 978-3-902490-85-8, 32 Euro; mumok, Wien 7, Museumsplatz 1)

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Alles neu im mumok: Glatter Boden, schiefe Lampen, neuer Auftritt
 

mumok
© APA / Pessenlehner

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Nicht alle Veränderungen, die das Museum Moderner Kunst (mumok) während seines 101-tägigen Umbaus durch die Architekten Ortner & Ortner und Michael Wallraff erfahren hat, sind so augenscheinlich wie die Übersiedlung des Museumscafés in eine Zwischenebene des linken Foyerbereichs - doch hier wird sich entscheiden, ob das neue Konzept der Öffnung aufgehen wird. Das von Aurelio Nitsche und Andreas Sael betriebene "Hill mumok" mit seinen rund 70 Sitzplätzen soll sich mit Tagesgerichten, Snacks, Kaffeehausangebot und Take Away nicht nur in der Museumsquartier-Gastronomie etablieren, es soll künftig auch Gäste ins Haus ziehen, wenn das Museum längst geschlossen hat: Sperrstunde ist 23 Uhr.

Kunst und Essen
Das nun über dem Museumsshop situierte Lokal ist auch mit Kunst bestens ausgestattet: Die Glühlampen-Luster stammen vom deutschen Konzeptkünstler Joseph Zehrer, die Garderobe und die schiefen, roten Stehlampen von Franz West, und wer an den Tischen Platz genommen hat und Richtung Foyer schaut, blickt auf eine breite Tapete, die Cindy Sherman mit drei ihrer fotografischen Porträts und einer schwarz-weißen Parklandschaft als Hintergrund gestaltet hat.

Böden saniert

Otto Zitkos neue, großformatige Deckenmalerei sieht dagegen nur, wer eine Veranstaltung im mumok-Saal der ehemaligen Hofstallungen besucht. Risse in den Terrazzoböden sollte man dagegen im ganzen Haus nicht mehr sehen - insgesamt 5.000 Quadratmeter wurden saniert. Die bereits bald nach Eröffnung des Hauses aufgetretenen Schäden hätten durch Konkurs der ausführenden Firma nicht als Gewährleistungsanspruch eingefordert werden können, schilderte Direktorin Karola Kraus heute.

2,7 Millionen Euro schweres "Antrittsgeschenk" für Chefin Kraus
Mit dem "Antrittsgeschenk" einer Umbau-Finanzierung von 2,7 Mio. Euro - wozu noch 500.000 Euro aus Eigenmitteln des mumok oder aus Drittmitteln kommen - wurde aber auch die ehemalige "factory" von Heimo Zobernig und Michael Wallraff zu einem Kino umgebaut, das wahrhaft alle Stücke spielt: Der Raum bietet auf der einen Seite 110 Kino-Plätze in einer Black Box, auf deren variabler Leinwand digitale Formate ebenso vorgeführt werden können wie 16mm- und 35mm-Projektionen, auf der anderen Seite einen Foyer- und Cateringbereich. Neben regelmäßigen Kinovorführungen sollen hier auch Vorträge, Performances, Tanz- und Musikveranstaltungen über die Bühne gehen. Aus dem bisherigen Auditorium wurden im Gegenzug 245 Quadratmeter neue Ausstellungsfläche, während aus dem bisherigen Café Besprechungs- und Verwaltungsräume wurden.

Neuer Auftritt
Das von Florian Pumhösl und Martha Stutteregger entworfene neue Coporate Design hat auch zu einem neuen, schlanken, unterstrichenen mumok-Schriftzug geführt. Dieser ist u.a. auf einer neuen Dienstkleidung des Aufsichtspersonals, aber auch auf einer vornehm zurückhaltenden Neon-Werbung an der Außenfassade sichtbar. Das wesentlich knalligere und dicker ausgeführte "museum moderner kunst stiftung ludwig wien" direkt über dem Eingang konterkariert diese Bemühungen allerdings.

Publikumsfest am Samstag: Würstel und Tombola inklusive

Gelegenheit, alle diese Neuerungen sowie die Wieder-Eröffnungs-Schau "Museum der Wünsche" persönlich in Augenschein zu nehmen, hat das Kunstpublikum u.a. am Samstag (10.9.) bei einem großen mumok Opening Special von 10 bis 19 Uhr. Gratis-Würstel und Tombola inklusive.
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