Interview zum Österreich-Konzert

Don McLean: 'Meine Familie sah mich nur als wandelnden Bankomaten'

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Am 13. November 2022 feiert Don McLean den 50. Geburtstag von "American Pie" in Linz. Das Interview über das Österreich-Comeback, die Höhen und Tiefen der Karriere, Trennung und die neue Liebe. 

Am 13. November 2022 kommen Sie nach Linz. Was darf man da erwarten?
Don McLean: Im Frühjahr kommt ein neues Album, dazu meine letzte CD Still Playin’ Favorites aus dem Vorjahr und die CD Botanical Gardens, die 2018 kam. Also drei Alben mit relativ neuer Musik, die man in Europa noch nicht live gehört hat – und dazu natürlich alle Hits. Von Vincent über Crossroads bis natürlich American Pie, denn ich möchte meinem Publikum eine Freude bereiten und es begeistern.

Sie waren lange nicht auf Europa-Tour …
Ja, das stimmt und jetzt musste ich ja auch alles wegen Corona verschieben. Aber auch wenn mich die Pandemie stark trifft, werde ich mich nicht beklagen. Andere hat es viel schlimmer getroffen. Ich bin 76, gesund, darf auf eine 50-jährige Karriere zurückblicken und hab’ in meinem Leben alles erreicht, von dem ich nicht einmal zu träumen wagte. Ich bin deshalb sehr dankbar.

Was haben Sie durch Corona gelernt?
 Ich musste über 100 Konzerte absagen. Das war bitter, aber ich habe mich anders beschäftigt: Ich habe kochen gelernt, habe meinen YouTube-Chanel gestartet und arbeite an meiner Biografie. Damit werde ich den 50. Geburtstag von American Pie gebührend feiern.

Fühlt es sich eigentlich wie 50 Jahre an?
Wenn man so einen Klassiker wie American Pie macht, dann bleibt das absolut zeitlos. Anders als im Kino: Da sieht man, ob ein Film in den 70er-Jahren gemacht wurde oder heute. Doch die Musik, vor allem wenn sie richtig gemacht wurde, kennt keine Alterserscheinungen. Genauso geht es mir. Meine Zeitrechnung ist sicher ganz anders als bei „normalen“ Menschen. Ich musste mich nie um Job-Probleme kümmern und auch nie um Geld sorgen. Das ist doch für viele andere das größte Problem im Leben, aber ich kenne das nicht.

Ist es ein Job?
Nein! Ich bin Künstler. Und ich bestreite meinen Lebensunterhalt alleine durch meinen Verstand. Ich habe das alles erfunden. Niemand gab mir irgendwas. Das war ganz alleine ich. Das gilt aber für alle Künstler.
 

Wie kamen Sie eigentlich zur Musik?
Das war das Einzige, das Spaß gemacht hat. Alles andere war mühsam. Meine damalige Freundin machte ­keinen Spaß. Ihr Vater machte keinen Spaß. Plötzlich wurde die Idee, mit ihr eine Familie zu gründen, zum Albtraum und ich flüchtete in die Musik. Zum Glück ist das aufgegangen. Ich bin mein eigener Boss. Mir schreibt niemand etwas vor.

Ihre Karriere kam aber recht langsam voran. Ihre Songs wurden zunächst von 72 Plattenfirmen abgelehnt …
Ich wollte immer ein Album machen. Das war mein großes Lebensziel. Das war mir wichtiger, als alles andere. Und mein erstes Album Tapestry war auch das schwierigste, das ich in meinem Leben je gemacht habe. Man hat mich davor immer niedermacht. Ich lief zwei Jahre von Plattenfirma zu Plattenfirma, war mit 20.000 Dollar im Minus und mir lag jeder Stein im Weg, den man sich nur vorstellen kann. Aber Gott sei Dank konnte ich es rausbringen und es ist heute noch immer da. Also war es die Strapazen mehr als wert.

Welche Strapazen?
Dafür musste man ja erst den Stein ins Rollen bringen. Und ich habe echt verdammt lange an dem Stein ­gerüttelt und gedrückt und geschoben. Mit all meinen Kräften. Bis er dann endlich losgerollt ist. Und dann ging es richtig ab: Headlining-Shows, Festivals, gutes Geld. Und mit American Pie wurde alles noch mehr. Das stellte alles in den Schatten. Aber dann wurden auch die Messer gezückt. Man wollte nichts mehr, als mich zerstören. Ich wurde von Kritikern gemeuchelt. So sehr, dass ich nicht wusste, wie ich das überleben werde. Aber ich habe mich einfach aufmagaziniert. Mit guten Songs und immer weitergearbeitet.

Sogar Madonna hat „American Pie“ gecovert. Was halten Sie von ihrer Version?
Madonna hatte das in einem Film. Drei verschiedene Versionen und dann hat sie eines ihrer besten Videos dazu gedreht. Für mich war das ein großes Geschenk.

Sie sind jetzt mit Model Paris Dylan glücklich ...
Ich habe eine wunderbare Freundin und denke auch wieder an eine Hochzeit. Früher wurde ich ja nur benützt: Für meine Familie war ich ein wandelnder Bankomat. Ich wurde ausgenützt. Die ganze Zeit. Und ich fühlte mich dadurch immer unglücklicher. Jeder nahm, nahm und nahm. Ich gab, gab und gab. Ich versuchte mein Bestes und wollte da nur mehr raus.

Wie haben Sie das dann geschafft?
Ich gehe dorthin, wo die Liebe ist. Und ich bin sehr kreativ. Aber es gibt Leute, die sind einfach nur negativ. Die können nichts. Und von denen muss man sich trennen. Auch wenn es die Familie ist. Ich hoffe, dass all diese negativen Dinge vergessen werden. Ich konzentriere mich jetzt voll auf die Liebe und die Musik.

Haben sie eigentlich schon mal in Österreich gespielt?
Ja ich einmal. Vor langer langer Zeit. ich kann mich aber nicht mehr erinnern. Ich bin aber sehr aufgeregt, dass ich wieder zurück kommen darf. Bis dahin wird das mit Corona und den Regel ja auch für uns alle besser werden.
  

Don McLean: 'Meine Familie sah mich nur als wandelnden Bankomaten'
© zeidler
× Don McLean: 'Meine Familie sah mich nur als wandelnden Bankomaten'

oe24-Reporter Zeidler mit Don McLean in Manchester 

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