Rolling-Stones-Legende

Kommentar: So erlebte ich Charlie Watts

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Ein Kommentar von Thomas Zeidler

23. Juni 1998 in einem Luxus-Hotel in Brüssel. Seit 30 Minuten interviewe ich Charlie Watts. Plötzlich klopft der Manager. Das Zeichen für die letzten 5 Minuten. „Mach doch du die Türe auf“ lacht mich Watts an, „Ich spreche einstweilen einfach weiter. Du kannst dir das ja dann auf deinem Tonband aufhören.“ Wenn er mal Interviews gab („Bei den Stones habe ich ja auf der Bühne wenig zu sagen“) dann war er ein Spaßvogel. Ein Sir sowieso. Anzug aus dem Modekatalog, Tee (den schweren Drogen hat er in den 90er Jahren abgeschworen) und eloquente Stimme. Seine Antworten kamen langsam, aber wohldurchdacht.

Auch im Jänner 2010 als er mit Axel Zwingenberger und Co. durch die Österreichische Provinz tourte. Dichtgedrängt im Kleinbus statt im feudalen Privatjet. Die 12.00 Euro Gage gab er an seine Mitmusiker ab. „Mir macht das viel mehr Spaß als mit den Stones und Geld habe ich ja wirklich nicht mehr nötig,“ verrät er mir beim Stopp in Bad Ischl. Dort hielt er backstage hoff und wunderte sich, dass einmal nicht Mick Jagger sondern er im Mittelpunkt steht. „Das ist eigentlich nichts für mich. Ich fühle mich gut versteckt mich hinter dem Schlagzeug viel wohler. Den Rummel brauche ich gar nicht.“ Selfies knipste er ungern aber doch und auch Autogramm-Wünsche waren ihm eher eine Qual.

„Ohne Charlie gibt’s keine Rolling Stones“ meinte Keith Richards einst. Seit Dienstag ist das leider traurige Gewissheit.
  

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