Kunstmesse in Madrid

Statue von König Felipe sorgt für Skandal

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Nachbildung von König Felipe VI. sorgt für Skandal - 140.000 Messe-Besucher erwartet.

Es ist sein letztes Jahr als Direktor der Madrider Messe für zeitgenössische Kunst ARCO, und nach dem Zensur-Skandal der vergangenen Ausgabe hätte sich Carlos Urroz so sehr eine ruhige Messe gewünscht. Doch es sollte anders kommen. Schuld sind erneut Spaniens bekannteste Provokationskünstler Santiago Serra und Eugenio Merino, die in den vergangenen Jahren immer wieder für Aufregungen sorgten.

Für die 38. ARCO-Ausgabe, die am heutigen Mittwoch fürs Fachpublikum beginnt, haben sich die beiden Künstler sogar zusammengetan und eine ziemlich "royale" Polemik provoziert: Sie kreierten im Stil der valencianischen Ninots eine knapp vier Meter hohe, hyperrealistische Nachbildung von König Felipe VI. Ninots sind karikaturistische Darstellungen von Persönlichkeiten, um diese im Karnevals-Stil zu kritisieren. Auf den Fallas-Festen in Valencia werden diese Figuren am Ende der Feiern abgefackelt.
 
So soll es auch mit Serras und Merinos Felipe VI. passieren. Wer die Figur kaufen möchte, muss 200.000 Euro auf den Tisch legen und sich verpflichten, die Figur innerhalb eines Jahres zu verbrennen. Ob die Künstler damit die Monarchie als solche verteufeln wollen oder eventuell das von vielen Seiten kritisierte Verhalten von König Felipe im katalanischen Unabhängigkeitskonflikt ist noch nicht klar.
 

Kritik an Einschränkung der Meinungsfreiheit

Es könnte auch eine Kritik an die Einschränkung der Meinungsfreiheit sein, denn im Zuge der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung wurden in vergangener Zeit immer wieder Separatisten für die Verbrennung von Fotos des spanischen Königs wegen "Majestätsbeleidigung" von Gerichten verurteilt. Sicher ist nur: Der spanische Monarch wird am Donnerstag bei der offiziellen Eröffnung der Madrider Kunstmesse bestimmt nicht den Stand der italienischen Galerie Prometeo besuchen, wo seine Nachbildung zum Verkauf steht.
 
Bereits im vergangenen Jahr sorgte Santiago Serra mit seiner provozierenden Foto-Serie "Presos Politicos" für große Aufregung. Er zeigte Bilder von "politischen Gefangenen", unter denen sich auch zahlreiche separatistische Politiker befanden, die damals schon wegen der Durchführung des illegalen Unabhängigkeitsreferendums vom 1. Oktober 2017 in Untersuchungshaft saßen und denen jetzt in Madrid wegen Rebellion der Prozess gemacht wird.
 
Die Ifema-Messeleitung, welche ARCO ausrichtet, übte damals Druck auf die deutsch-spanische Galeristin Helga de Alvear aus, das politisch hochbrisante Werk vor der Eröffnung noch abzuhängen. Ein Eigentor: Die Rücknahme des Werks provozierte einen Aufschrei in der Kunstszene nach "Meinungsfreiheit", der die gesamte Kunstmesse überschattete. "Wir haben aus dem Fehler gelernt", meinte ARCO-Direktor Carlos Urroz danach. Und er hält sein Wort: Die Skulptur von Felipe VI. soll diesmal nicht entfernt werden.
 

"Blick weg von Provokation"

Urroz und die ARCO-Leitung sind aber bemüht, den Blick von der Provokation weg und hin auf die "hohe Qualität und große Vielfalt" der ARCO zu richten. 203 Galerien aus insgesamt 31 Ländern sind auf der diesjährigen ARCO vertreten, unter denen sich auch fünf Galerien aus Österreich befinden.
 
Besonders interessant dürften die Künstlerbeiträge aus Peru sein, dem diesjährigen Gastland, das zudem in einem großen Nebenprogramm in verschiedenen Kunsträumen und Museen in Madrid präsent ist. Mit Peru nimmt die spanische Kunstmesse erneut ihre traditionelle Funktion als Brücke zwischen Europa und Lateinamerika wahr.
 
Wie bereits im vergangenen Jahr verwandelt sich die spanische Hauptstadt diese Woche zu einer riesigen Kunstparty: Parallel zur ARCO finden verschiedene Kunstmessen statt. Die Urvanity-Messe zeigt Streetart und Graffiti-Kunst. Auf der JustMadrid zeigen Galerien vor allem junge, aufstrebende Künstler. Im Mittelpunkt der Madrider Kunstwoche steht aber natürlich ARCO, die besucherstärkste Kunstmesse der Welt, auf der auch in diesem Jahr bis zum 3. März rund 140.000 Besucher erwartet werden.
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