Sutter spielte fast 40 Jahre lang am Haus; verkörperte an die 70 Rollen.
Die aus Deutschland stammende Burgschauspielerin Sonja Sutter ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Das gab das Burgtheater am Freitag bekannt. Sutter spielte fast 40 Jahre lang am Haus und verkörperte dort bis zu ihrer selbst gewählten Pensionierung 1997 an die 70 Rollen.
Daneben gastierte die Schauspielerin u. a. bei den Salzburger Festspielen, am Zürcher Schauspielhaus und unter Gustaf Gründgens am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Auch in Film und Fernsehen war sie ein bekanntes Gesicht. Zuletzt lebte sie im Hilde-Wagener-Künstlerheim Baden, wo sie in der vergangenen Nacht verstarb.
Kammerschauspielerin Sonja Sutter wurde am 17. Jänner 1931 im deutschen Freiburg im Breisgau geboren. Ihr Schauspieldebüt gab die Autodidaktin 1951 als Wedekinds "Lulu" in Stuttgart. Anschließend ging sie mit einer Produktion des Hamburger Schauspielhauses von Gerhart Hauptmanns "Vor Sonnenuntergang" (u. a. mit Werner Krauß) auf Deutschland-Tournee. In Filmen wie "Meines Vaters Pferde" (1953, mit Curd Jürgens) oder "Die Barrings" (1955) war Sutter zunächst hauptsächlich als Filmschauspielerin präsent. Bekannt wurde sie vor allem mit der Titelrolle im DEFA-Film "Lissy" (1957). Nach einem Engagement am Staatsschauspiel München debütierte die hochgewachsene Schauspielerin 1959 im Burgtheater als Helena in Giraudoux' "Der trojanische Krieg findet nicht statt".
Zu ihren wichtigsten Rollen an der Burg zählen u. a. die Marilyn Monroe in Arthur Millers "Nach dem Sündenfall" (1963), die Lady Milford in Schillers "Kabale und Liebe" (1965) und Strindbergs "Königin Christina", alle unter Leopold Lindtberg, die Emma in Harold Pinters "Betrogen" (1978) und die Gräfin Werdenfels in Lindtbergs Inszenierung von Wedekinds "Marquis von Keith" (1982). In der Uraufführung von George Taboris "Mein Kampf" 1987 im Wiener Akademietheater verkörperte sie die Frau Tod, 1995 die Rebecca Nurse in Arthur Millers "Hexenjagd" unter der Regie von Karin Henkel im Akademietheater.
Seit 1961 stand Sutter bei den Salzburger Festspielen regelmäßig im "Jedermann" auf dem Domplatz und spielte u. a. die Helena in Goethes "Faust II" und die Antigone. Außerdem gastierte sie bei den Bregenzer Festspielen und beim Carinthischen Sommer. Ab den 70er-Jahren war sie auch häufig in TV-Krimis zu sehen.
Sutter wurde die jüngste Trägerin des Goldenen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst erster Klasse und des Titels Kammerschauspielerin. 2002 wurde ihr das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen. In der Laudatio betonte die Salzburger Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Sutter habe "auf vielen Bühnen" gespielt, "aber das Burgtheater war ihr Schicksal". Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademietheater der Künste Berlin.