Jubiläumskongress

Burgtheater feierte seinen 125. Geburtstag

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Drei Tage lang feierte sich das Haus am Ring mit Vorträgen, Konzerten und Co.

Am 14. Oktober vor 125 Jahren wurde das Gebäude des Burgtheaters eröffnet. Aus diesem Grund wure letztes Wochenende ein Jubiläumskongress veranstaltet, der die Frage beantworten soll: "Von welchem Theater träumen wir?" Am Ende des Auftakt-Tages kam nach dem zeit- und theaterhistorischen Pflichtprogramm, einer wenig aussagekräftigen Plauderei zwischen Klaus Maria Brandauer und Hermann Beil sowie einer flammenden Rede des Ex-Leiters des Budapester Nationaltheaters, Robert Alföldi, doch noch Stimmung auf: Showman Claus Peymann lieferte einen brillanten Solo-Auftritt.

Große Freude bei Organisatorin
Organisatorin Karin Bergmann hatte sich eingangs besonders gefreut, dass alle fünf Burgtheater-Direktoren der vergangenen 42 Jahre der Kongress-Einladung gefolgt seien. "Ich habe mir gedacht: Toll, dass man mal alle diese Mumien zusammen sieht", meinte Peymann drei Stunden später. "Stellen Sie sich vor, Obama lädt alle seine Vorgänger ein. Wer übernimmt welche Rolle? Wer spielt den Carter? Wer ist Bush?" Peymann hatte zwar nicht André Heller als Gesprächspartner, da dieser krankheitshalber kurzfristig absagen musste (Peymann: "Dabei habe ich ihn gestern noch im Fernsehen gesehen. Und vorgestern auch..."), aber unversehens seinen Vor-Vorgänger Gerhard Klingenberg (1971-76) an seiner Seite.

Peyman brillierte auf der Bühne

Als Peymann nach perfekter One-Man-Show ("Ich habe keinen Traum vom Burgtheater. Er ist vorbei. Mein Traum hat sich tatsächlich erfüllt. Und oft war dieser Traum ein Albtraum."), bei der er sich vor dem 125 Jahre alten Gemäuer verneigte und für jede seiner 13 Direktionsjahre (1986-99) eine Blume niederlegte, Publikumsfragen beantwortete und sich über ständige "Putschversuche" aus dem Ensemble alterierte ("Morak wollte putschen. Schon Klingenberg ist von Benning weggeputscht worden."), erscholl aus einer Rang-Loge ein energisches "Das stimmt nicht!" Peymann darauf: "Wer sagt das?" - "Gerhard Klingenberg", lautete die Antwort.

Stegreiftheater verzauberte Publikum
Brillantes Stegreiftheater, das sich fortsetzte, als sich Klingenberg auf den Weg zur Bühne machte. "Der Klingenberg soll nur kommen!", feixte Peymann unterdessen, und: "Findet der Klingenberg den Weg noch?" Auch als Klingenberg schließlich eine weitere Richtigstellung verlangte ("Wer hat Thomas Bernhard ans Burgtheater geholt?"), zog Peymann nach einer Schrecksekunde seinen Kopf aus der Schlinge: "Du!" Nach Klingenbergs Abgang resümierte er: "Er hat nicht nur Thomas Bernhard ans Haus geholt, sondern auch mich. Klingenberg wird ja oft unterschätzt..."

"Happy Birthday Burgtheater"

So unterhaltsam ging es freilich an diesem Nachmittag nicht immer zu. "Happy Birthday, altes Haus!" hatte Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann zur Begrüßung gewünscht, ehe Regina Fritsch und Martin Schwab in einer Video-Einspielung den von Josef Weilen geschriebenen Prolog der Haus-Eröffnung 1888 vortrugen, in dem "Der Geist des alten Burgtheaters" auf den "Genius der Poesie" trifft. Zeithistoriker Oliver Rathkolb machte sich in einem ausführlichen, in der aktuellen "Zeit"-Ausgabe bereits teilweise vorabgedruckten Vortrag an die "Meistererzählung Burgtheater" und die Dekonstruktion des "Mythenkanons" des Hauses. Theaterwissenschafterin Hilde Haider-Pregler befasste sich mit anderen Burgtheater-Mythen wie Vorhangverbot, Burgtheaterdeutsch, Schauspielerprivilegien und dem legendären Begräbnisritual.

Top-Stars im Haus am Ring
Hermann Beil konnte Klaus Maria Brandauer, der im Dezember als "König Lear" in einer Inszenierung von Peter Stein zu sehen sein wird, wenig mehr als gute Laune und ein mehrfaches Bekenntnis zu seinem Glück, am Burgtheater spielen zu dürfen (KMB ins Publikum: "Sind Sie auch so gerne Zuschauer wie ich Schauspieler?") entlocken. Robert Alföldi, vom Orban-Regime abmontierter ungarischer Nationaltheater-Intendant, absolvierte den ihm zugedachten Part der Verbindung in die Politik mit einer kämpferischen Rede ("Die Existenz als unabhängiger Intellektueller ist im heutigen Ungarn gleichbedeutend mit Hochverrat."), in der er die nationalkonservative Regierung ebenso anprangerte wie die opportunistische Kollegenschaft, die sich den Machthabern anbiedere.

Ausblick
Matthias Hartmann kündigte an, ein Festival ungarischen Theaterschaffens ausrichten zu wollen, zu dem neben alternativen Gruppen "möglicherweise auch die konformistischen Theater", sicher aber der ungarische Kulturminister eingeladen werden sollen. "Wir wollen auf neutralem Grund die Diskussion ermöglichen." Das sei eine gute Idee, versicherte Alföldi, denn als Gäste im Ausland müssten sich die Ungarn gut benehmen, zu Hause flögen dagegen "sofort die Teller und vermutlich auch die Messer".



 

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