Die Verhandlungen über höhere Tantiemen sind gescheitert, jetzt streiken die Drehbuchschreiber Hollywoods. Es folgt Chaos in der TV-Produktion.
Hollywood steht vor einem Streik der Drehbuchschreiber und die US-Unterhaltungsindustrie vor einer der größten Krisen seit Jahrzehnten. Im Tarifkonflikt mit den Studiobossen rief die Gewerkschaft der Autoren (WGA) am Freitag (Ortszeit) in Los Angeles zu einem unbefristeten Ausstand auf. Der Streik soll am Montag beginnen. Zuvor waren Verhandlungen der Drehbuchautoren mit dem Verband der Produzenten über höhere Beteiligungen gescheitert. Der Unterhaltungsindustrie drohen nun Einbußen in Höhe von Hunderten Millionen Dollar. Das Branchenmagazin "Daily Variety" titelte in Anspielung auf einen Film von Regisseur Francis Ford Coppola "Apocalypse Now".
Chaos bei TV-Sender
Die Kreativen verlangen höhere Beteiligungen
an den DVD-Verkäufen von Fernsehserien sowie schnellere Bezahlung für
Programme, die im Internet oder über Mobiltelefone verbreitet werden. Die
Produzenten wiesen die Forderungen als nicht umsetzbar zurück. Analysten
fürchten nun, dass die Fernsehprogramme der großen US-Sender völlig
durcheinanderkommen. TV-Stars wie David Letterman und Jay Leno, deren
legendäre Sprüche vor allem von WGA-Autoren erdacht werden, könnten
plötzlich im Regen stehen. Der Bürgermeister von Los Angeles rechnet bereits
mit Verlusten von bis zu einer Milliarde Dollar.
Nur vier Cent pro DVD
Die Fronten sind verhärtet und der Ton ist
scharf. "Jeder weiß, was eine DVD kostet und ein Autor bekommt vier bis fünf
Cent je verkaufter DVD", beklagte sich Drehbuchautor Bryce Zabel, ehemaliger
Korrespondent des Nachrichtensenders CNN und Vorsitzender der Academy of
Television Arts and Sciences.
Lügen verbreitet?
Der Präsident des Produzentenverbands
AMPTP, Nicholas Counter, äußerte sich "sehr enttäuscht" über den
Streik-Beschluss. Er warf der WGA vor, falsche Angaben gemacht zu haben und
Lügen zu verbreiten. Schauspieler Tom Cruise äußerte die Hoffnung auf ein
schnelles Ende des Tarifkonflikts. "Ich möchte eine Lösung, damit wir das
weitermachen können, was wir alle wollen, und das ist Filme drehen", sagte
der Schauspieler dem Fernsehsender KTLA.
Wenig Auswirkung auf Studios
Die Auswirkungen auf die großen
Hollywood-Studios dürften sich zunächst in Grenzen halten, da mehrere unter
ihnen vorgesorgt haben. Nach Branchenberichten verfügen einige Großstudios
über eine Reserve von fünf produzierten Filmen. Auch bei den Seifenopern
reichen die abgedrehten Folgen bis zum Jahresende.