Keine Therapiezentren, keine Vorgaben für Umfang und Zuständigkeit und keine eindeutige Regelung für den Anspruch: Der Zugang von kranken Kindern und Jugendlichen zur Rehabilitation während und nach ihrer Gesundung könnte in Österreich komplizierter nicht sein. Betroffene Eltern und Mediziner forderten daher im Rahmen einer Pressekonferenz der "Initiative Kinder- und Jugendlichenrehabilitation in Österreich" den Anspruch eindeutig zu regeln, zuzuordnen und durchzusetzen.
Prinzipiell ist die medizinische Rehabilitation von mitversicherten Kindern in Österreich eine Aufgabe der Krankenversicherung, ein eindeutiger Rechtsanspruch darauf fehlt aber. Soll die Familie bei der Therapie miteinbezogen werden, sind Zuständigkeit und Kostenübernahme noch unklarer. Ein solcher Hürdenlauf sei den Betroffenen nicht zuzumuten, "wenn auch ein 130 Kilogramm schwerer Alkoholiker Anspruch auf eine Rehabilitation hat", sagte Markus Wieser, betroffener Vater und Gründer der Initiative.
Heilung sei eine "ganzheitliche Angelegenheit", betonte Helmut Gadner, ärztlicher Direktor der St. Anna Kinderkrebsforschung. Nicht nur die Gesundung des Patienten stehe dabei im Vordergrund, sondern auch seine psychologische und soziale Situation sowie die Betreuung der gesamten Familie. "Der Schock der Diagnose reißt ein unglaubliches Loch auf bei den Kindern und ihren Familien", berichtete Gadner. Zurück blieben oft große Minderwertigkeitsgefühle, daher brauche es nach dem Gesundwerden eine Übergangsphase um die Betroffenen wieder in die Gesellschaft einzubinden - "eine Chance, sich aus dem Loch 'herauszuwurschteln'".
Deutschland bietet - im Gegensatz zu Österreich - eine solche Behandlung für kranke Kinder und ihre Familien, auch die gesetzliche Lage ist hier klar geregelt. Bis zu 70 Prozent der betroffenen deutschen Familien nehmen an der Rehabilitation teil, die Kosten für eine vierköpfige Familie betragen für vier Wochen etwa 10.000 Euro. Finanziert wird das meist gänzlich von der öffentlichen Hand, die Selbstbehalte sind gering.
Auch Patienten aus Österreich werden in den deutschen Einrichtungen betreut, vielen ist die räumliche Distanz aber zu groß, genauso wie beispielsweise die schulpädagogische Betreuung fehlt. Nach Schätzungen der Mediziner gebe es in Österreich alleine 240 bis 270 krebskranke Kinder pro Jahr, 180 davon bräuchten dringend eine Rehabilitation.
Seit dem Sommer habe er Gespräche mit allen möglichen Beteiligten geführt, diese hätten auch prinzipiell ihre Bereitschaft bekundet, verkündete Wieser. Das Gesundheitsministerium habe nun eine Prüfung der Bedarfszahlen in Auftrag gegeben. Er wies aber darauf hin, dass man diese an der Zahl der diagnostizierten Fälle festmachen müsse und nicht an der Anzahl der momentanen Anträge.