Oper, Theater und Konzerte mit Topstars noch bis zum 30. August.
Die 95. Salzburger Festspiele sind eröffnet. Beim Festakt in der Felsenreitschule Sonntagvormittag nutzte Bundespräsident Heinz Fischer seine Eröffnungsworte für eine Ermahnung zur Hilfe für Menschen in Not. Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) rief zu weniger Furcht vor dem Fremden auf. Festredner Rüdiger Safranski philosophierte und politisierte zum Thema Zeit.
Prominente Gäste
Für politische Prominenz war reichlich gesorgt: Als Gäste Fischers waren der rumänische Präsident Klaus Iohannis und seine Gattin Carmen im Publikum, die Bundesregierung war mit gleich fünf Ministern vertreten. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler begrüßte am "Kraftort Salzburg" zu 45 Tagen mit 188 Veranstaltungen an 14 Spielstätten. Einer der heurigen Schwerpunkte gilt Kurt Weill - Musikstücke aus seiner Feder umrahmten auch die offizielle Eröffnung. Es musizierte das Mozarteumorchester Salzburg unter Weill-Spezialist HK Gruber.
Die Brücke von der Kunst zur Humanität und von der Humanität zur aktuellen Flüchtlingskrise war gleich mehrmals geschlagen. "Worauf gerade Österreich und Europa jahrzehntelang stolz sein konnte, dass hier nämlich Menschen in Not jederzeit Hilfe bekommen haben, ist heute nicht mehr so selbstverständlich - und ist vielleicht auch schwieriger geworden", bedauerte Fischer.
"Man muss nicht Unmögliches verlangen, aber wir müssen Menschen, die durch Krieg und Terror brutal aus ihrer Lebensbahn geworfen, zur Flucht gezwungen und an den Rand gedrängt werden, in die Augen und uns selbst in den Spiegel schauen können", so Fischer unter lautem Zwischenapplaus. "Mauern und Zäune an den Grenzen und in den Köpfen sind keine taugliche Antwort auf diese Herausforderungen."
Haslauer: Begegnung mit dem Fremden
Haslauer leitete das Thema über drei Festspiel-Opern, "Die Eroberung von Mexico", "Norma" und "Iphigenie en Tauride" ein. Gemeinsam sei ihnen ein Motiv, "das zu allen Zeiten Faszination und Angst, Chance und Bedrohung in sich birgt: Die Begegnung mit dem Fremden und dem Mechanismus von dessen Zerstörung". Von dieser alten Angst, "vor dem Anderssein, der anderen Sprache, der anderen Kultur, vor dem uneingeladenen Eindringen in unsere geordnete, festgefügte Welt" spannte auch er einen Bogen zur aktuellen Flüchtlingsthematik.
"Wir geben den Flüchtlingen das Notwendige zum Leben und werfen ihnen vor, dass sie es nehmen. Wir regeln ihre Untätigkeit und stricken daraus Faulheit. Wir haben Angst vor Identitätsverlust und davor, selbst Opfer zu werden. 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, aus verschiedenen Gründen, mit den unterschiedlichsten Zielen, sie alle wollen Sicherheit, sie alle wollen leben - jetzt, in dieser Minute, spielen sich geradezu unfassbare menschliche Schicksale ab - nehmen wir sie jetzt also alle auf?" Eine Antwort darauf blieb Haslauer allerdings schuldig. Statt dessen ermunterte er zu Stolz auf die eigene Kultur anstelle von Furcht vor der fremden.
Ostermayer: "Arznei" gegen "Hyperventilation"
Auch Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) würdigte Kunst und Kultur als "Arznei" gegen eine "globalisiert-digitalisierte Hyperventilation" und als Hilfe, um etwa "Demagogen von seriösen Analytikern zu unterscheiden", oder "die Grenzen zwischen Menschlichkeit und Unmenschlichkeit" aufzuzeigen, "noch bevor diese für jeden offensichtlich geworden sind". Außerdem könne Kunst uns helfen, "auch in stürmischen Zeiten dennoch weiter am schmalen Grat der Zivilisation sicher zu gehen, die Gefährdungen für diese errungene Zivilisation beim Namen zu nennen und dann und wann auch den Finger schmerzhaft in die Wunden unserer Gemeinschaft zu legen."