"Perfectly Damaged" zeigt den 28-Jährigen als Popschmeichler.
Schwedischer Pop schafft meist zumindest eins: Er geht ohne Umwege ins Ohr. Auch Mans Zelmerlöw gelingt dieses Kunststück auf seiner neuen, am 5. Juni erscheinenden Platte "Perfectly Damaged". Allerdings nisten sich die vom 28-jährigen Song-Contest-Gewinner gesungenen Melodien nicht dauerhaft dort ein. Zu glatt, poliert und glänzend präsentiert sich das vierte Album des Sängers.
Schon der Opener "Stir It Up" gefällt sich als textlicher Allgemeinplatz für Durchhalteparolen, während ein kurzes Gitarrenmotiv die erdige Komponente gibt. Darüber streut Zelmerlöw mit seinem Songwriter-Team atmosphärische Synthies, im Midtempo angesiedelte Beats und den obligatorischen, melancholischen Zwischenspurt. Klingt ganz nach "Heroes", der auf dem Fuß folgenden ESC-Hymne, die nicht zuletzt dank der noch im Kopf verankerten Bilder einer eindrucksvollen Liveshow sogar zum Mitsummen animiert.
Wenig Gefühl
Denn so sehr rund um den Gesangswettbewerb in Wien die musikalische Qualität des Gewinnerstücks kritisiert wurde, so kann das Lied im Albumkontext doch allemal mithalten und fügt sich beinahe unaufdringlich in das Gesamtbild ein. Was jetzt nicht unbedingt für die restlichen Vertreter dieses "perfekten Schadens" spricht: Discostampferei trifft auf bemüht Gefühlvolles in der Stimme Zelmerlöws, der kaum Emotionen transportieren kann.
"Live While We're Alive" versucht mit reichlichem Einsatz von Ohs im Refrain den Mitsingfaktor hoch zu halten, scheitert dabei aber ebenso wie das schmachtende "Fade Away", das von Guetta bis Avicii quasi alle angesagten Mainstream-DJs zitiert. "Should've Gone Home" kann immerhin dank des im wahrsten Sinne des Wortes aus der Reihe tanzenden Beats die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, neu und begeisternd geht aber anders.
Insgesamt zeigt das natürlich schon im Vorfeld des ESC vorbereitete und eingespielte Album Zelmerlöw als im besten Falle soliden Popkünstler, der offensichtlich stark von der optischen Darbietung lebt - beziehungsweise von fähigen Songwritern abhängig ist. Im Formatradio werden die Stücke von "Perfectly Damaged" nicht negativ auffallen. Ob das aber schon reicht, um seinen großen Wunsch nach einer internationalen Tour zu erfüllen, steht in den Sternen. Trösten kann sich der Sänger dann immer noch mit dem ESC-Titel und einer eigenen österreichischen Briefmarke mit seinem Konterfei, die ab heute erhältlich ist. Da geht die Post ab.