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oe24.TV-Interview

Grünberg: "Humor & Hoffnung ganz wichtig"

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Kira Grünberg über Unfall, Leben im Rollstuhl & Zukunftsträume.

Sekundenbruchteile veränderten ihr Leben: Am 30. Juli 2015 stürzte die Stabhochspringerin Kira Grünberg (23) bei einem Trainingsunfall schwer. Seither sitzt sie im Rollstuhl. Doch die Tirolerin nahm ihr Schicksal als Herausforderung. Mit ihrem Optimismus und ihrem Humor beeindruckt Kira Millionen. Ihr Buch Mein Sprung in ein neues Leben ist ein Bestseller.

Im oe24.TV-Interview mit Katrin Lampe spricht Kira Grünberg über ihren Unfall und das Leben danach. Und verrät Zukunftsträume: „Ich will wieder möglichst selbständig werden – und irgendwann eine eigene Familie haben.“

ÖSTERREICH: Jeder hat deinen Unfall miterlebt. Kannst du ihn für uns nochmal Revue passieren lassen?

Kira Grünberg: Es war ein normaler Trainingstag. Ich hab mich vorbereitet, dann bin ich auf meinen verkürzten Anlauf gegangen. Während des Sprungs hab ich gemerkt, dass ich ziemlich weit vorne lande, nicht auf der Matte. Da ist mir ganz anders geworden. Mir war schnell klar, dass das jetzt nicht so gut ausgehen wird. Und dann bin ich im Einstichkasten gelandet. Es war ein schrecklicher Moment, weil man nicht weiß, was einen erwartet.

ÖSTERREICH: Was ist dir da durch den Kopf gegangen?

Grünberg: Das Erste, was ich zu meinen Eltern gesagt habe, war, ob es das jetzt war. Im Nachhinein weiß ich, dass sich nur eine Tür geschlossen hat, dass ich nicht mehr Leistungssportlerin sein kann. Aber das Leben hört auf keinen Fall auf.

ÖSTERREICH: Siehst du deinen Unfall als Schicksal?

Grünberg: Ich glaube, dass es so was wie Vorherbestimmung gibt und man darauf keinen Einfluss hat. Wenn es nicht an dem Tag passiert wäre, dann vielleicht ein, zwei Tage später. Ich glaube, da kann man die Vorherbestimmung nicht aufhalten.

ÖSTERREICH: Du wirkst so glücklich, positiv. Es hat aber sicher auch Momente gegeben, in denen du geweint hast?

Grünberg: Natürlich, ich glaube, das ist ganz normal nach so einem Unfall. Aber bei mir halten sich die ­Trauerphasen immer kurz. Manchmal weine ich im Alltag fünf oder zehn Minuten, wenn ich daran denke, wie es früher war. Aber dann schaue ich wieder nach vorne.

ÖSTERREICH: Was kannst du alles nicht mehr machen?

Grünberg: Viel. Was ich wieder gelernt hab, ist, mich selbst zu schminken. Das war mir ganz wichtig. Die Haare macht mir die Mama oder die Pflegerin. Das ist wie beim Friseur (lacht). Beim Duschen brauche ich Hilfe. Alles außerhalb des Rollstuhls ist relativ schwierig. Das Ziel ist, dass ich irgendwann selber wieder Auto fahren kann. Darauf freue ich mich schon.

ÖSTERREICH: Wie hat dein Freund den Unfall und die Veränderungen aufgenommen?

Grünberg: Es ist für uns beide ganz schwer gewesen. Wir haben von Anfang an gesagt, wir probieren es. Man kann es ja nicht erzwingen, dass man zusammenbleibt. Aber es hat uns, wie es jetzt ausschaut, noch mehr zusammengeschweißt und es funktioniert einwandfrei.

ÖSTERREICH: Am Anfang hat man dir ja gesagt, es ist quasi nichts mehr möglich. Jetzt hast du schon so viel geschafft. Wie bist du das angegangen?

Grünberg: Ich glaube, die Hoffnung ist ganz wichtig. Wenn man die verliert, dann entwickelt sich vielleicht gar nicht mehr so viel weiter. Dazu hat mir meine Familie immer den Rücken gestärkt. Auch Humor ist in dieser Situation ganz, ganz wichtig. Manche haben Angst vor Behindertenwitzen. Ich kann über die genauso lachen wie über jeden anderen Witz.

ÖSTERREICH: Was genau hat sich für dich geändert?

Grünberg: Ich genieße das Leben, die Zeit mit netten Leuten heute viel mehr. Früher war alles so schnelllebig, ich wollte so viel wie möglich trainieren oder für die Uni machen. Heute mache ich mehr, was mir Spaß macht.

ÖSTERREICH: Was schwebt dir für die Zukunft vor?

Grünberg: Dass ich endlich den Transfer vom Bett in den Rollstuhl selbst schaffe, dass ich wieder mobil bin und Auto fahren kann. Ein großer Wunsch ist auch, ein Kochbuch zu schreiben, den Leuten Tricks zu verraten, wie man wieder selbst kochen kann. Privat will ich auf jeden Fall irgendwann eine eigene Familie. Die Ärzte haben mir versichert, dass das überhaupt kein Problem ist.

ÖSTERREICH: Steht auch eine Hochzeit im Raum?

Grünberg: Noch nicht. Sicher will eine Frau irgendwann mal heiraten. Aber ich glaube, da bin ich noch zu jung.

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