Der Geheim-Gig war so geheim, dass niemand dabei war. Prince rockte nach seinem Konzert nur mehr für das Hotel-Personal.
Am Mittwoch um 12 Uhr früh flog er wieder weg (mit dem Privatjet nach Paris)
und damit hatte die Aufregung endlich ein Ende. Pop-Superstar
Prince (52) wurde in Österreich vier Tage und vor allem drei Nächte
lang seinem Ruf als größter Exzentriker der Musikgeschichte mehr als
gerecht. Denn das, was der Unnahbare in der
Stadthalle (Sensationskonzert mit 16 Zugaben!) und vor allem Rundherum
aufführte, hat Wien noch nie gesehen.
Rock am Ring
Drei
Tagen hielt Prince in Wien Fans und Veranstalter Ewald Tatar auf Trab. „Er
wolle UNBEDINGT einen Geheim-Gig
spielen“, gab er am Freitag seine Pläne per E-Mail kund. Nur auf das genaue
Datum wollte er sich nicht festlegen: Tatar musste drei Tage lang zwei Clubs
und zwei Technik-Teams bereithalten. So war in der Nacht auf Mittwoch in der
Ottakringer Brauerei und im Porgy alles bereit: Bühne und Instrumente, dazu
Hunderte Fans vor Ort. Nur Prince ändere um 2 Uhr früh seine Meinung und
spielte an der Hotelbar.
Fans warteten, er hörte CDs
Zuvor hatte Prince jedoch in
der von Hunderten Fans belagerten Ottakringer Brauerei schon die
Instrumente aufbauen lassen und dazu seine Austro-Entourage ins Porgy &
Bess zitiert. Während um zwei Uhr früh (!) in Summe über 1.000 Menschen
auf ihn harrten, hörte er im Imperial CDs. Dafür orderte er um Mitternacht
noch extra ein neues DJ-Pult.
ÖSTERREICH bei Prince
Gegen drei Uhr früh stolzierte er –
mit blinkenden Schuhen (!) und nachthemdartiger, olivgrüner Seiden-Tunika –
durch die Hotel-Lobby und inspizierte die Hotelbar. ÖSTERREICH-Redakteur Thomas
Zeidler, der als einziger Journalist vom Management eingelassen wurde,
erntete von ihm dabei immerhin ein freundliches „Hi“ als Wortspende. Doch
viel mehr sprach er in Wien abseits der Bühne ohnedies nicht: „Meine Musik
sagt schon alles aus!“
Prince in der Stadthalle
(c)
Thomas Zeidler
Konzert des Jahres
Das demonstrierte er zuvor auch in der
Stadthalle. Von der Überraschungseröffnung mit dem Überhit Purple Rain bis
zum Hardrock-Finale Peach lieferte Prince ein Konzert-Furioso, das
Seinesgleichen sucht: 33 Songs in 164 Minuten, eine Lehrstunde in
Sachen Rock, Funk, Pop, R&B und Jazz. 13.000 Fans feierten dazu
die Tanzparty des Jahres und das, obwohl Megahits wie When Doves Cry oder
Diamonds & Pearls fehlten. Insgesamt sechsmal (!) lies sich Prince zur
Zugabe bewegen. Das Finale rockte er, lange nachdem das Saallicht angedreht
wurde!
Ein Konzert, das einem Geheim-Gig in puncto Legendenbildung um nichts nachsteht...