Stromerzeugung soll nachhaltiger werden, das betrifft auch die Wasserkraft. Hier geht es vor allem um die Wiederherstellung von verlorengegangenen Lebensräumen und um freie Bahn für Fische.
Wasserkraft ist für sich gesehen eine nachhaltige Energiequelle, die für den Großteil der österreichischen Stromerzeugung verantwortlich ist. – Eine erfreuliche Bilanz. Doch Kraftwerke greifen unweigerlich in die Ökosysteme ein. Mit vielfältigen Renaturierungsmaßnahmen werden Lebensräume wiederhergestellt und auch neue geschaffen.
Natürliche Flussbette für eine gesunde Umwelt
Flüsse mit natürlicher Uferdynamik, Überschwemmungsflächen und Auenwäldern haben wichtige Funktionen für die Hochwasserregulierung und die Selbstreinigung von Gewässern. Sogar bei der Klimaanpassung spielen sie eine Rolle. Zusätzlich bieten natürliche Flussbette Lebensraum für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Menschliche Eingriffe schaden den natürlichen Prozessen
Wenn Flüsse hingegen begradigt werden, sind die für viele Tierarten wichtigen Auen und Uferbereiche zerstört. Dämme, Kraftwerke und Ufermauern verändern die natürliche Dynamik der Flüsse, wodurch ebenfalls wichtige Lebensräume verloren gehen. Besonders betroffen ist die Fischwanderung: Viele Fischarten wandern kilometerweit flussaufwärts, um zu ihren Laichgebieten zu gelangen. Wenn Flüsse durch Staumauern oder Kraftwerke verbaut werden, ist ihnen der Weg versperrt.
Renaturierungsmaßnahmen sind notwendig
Diese negativen Effekte können durch Renaturierungsmaßnahmen abgemildert werden. Dazu gibt es gesetzliche Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie, Natura-2000 und die Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU, die allesamt zum Ziel haben die Ökologie und Biodiversität der Gewässer zu verbessern. Und tatsächlich lassen sich viele natürliche Prozesse und verlorengegangene Lebensräume wiederherstellen.
400 Mio Euro für die Renaturierung
VERBUND als Österreichs größtes Stromunternehmen investiert bis 2027 insgesamt 400 Millionen Euro in Renaturierungsmaßnahmen. So wird Wasserkraft sogar Teil der Lösung für Umwelt und Ökologie:
1. Fischwanderhilfen
Kraftwerke werden mit verschiedenen Einrichtungen ausgestattet, über die Fische und andere Wasserorganismen die Barrieren überwinden können. Beispiele dafür sind die Kraftwerke Altenwörth, Ottensheim, Abwinden-Asten und Greifenstein.
Europas höchste Fischwanderhilfe steht beim Kraftwerk Annabrücke an der Drau.
2. Schaffung naturnaher Gewässerabschnitte und Auen
Nahe dem Donaukraftwerk Altenwörth wurde der vormals begradigte Mündungsbereich der Traisen über viele Kilometer wiederhergestellt.
3. Umgehungsgewässer
Damit rund um Staumauern wieder natürliche Fließverhältnisse herrschen, werden Bypass-Gewässer angelegt, wie zum Beispiel am unteren Inn bei Braunau-Simbach und Egglfing-Obernberg.
4. Stillgewässer und Altgewässer
Flachwasser- und Stillwasserzonen sind wichtige Lebensräume und Rückzugsgebiete für Flussbewohner. Daher werden solche Zonen neu geschaffen, existierende werden wieder an die Flüsse angebunden. Ein aktuelles Beispiel ist die bereits verlandete Aufhausener Lacke am unteren Inn. Hier werden 70.000 Kubikmeter Sediment ausgehoben, damit wieder Lebensraum für Fische, Wasservögel und Amphibien entstehen kann. Erfahre hier mehr über das Renaturierungsprojekt LIFE Riverscape Lower Inn
Im Sommer 2024 wurde am unteren Inn wieder ein Paar der Rothalstaucher beobachtet.
5. Flussvernetzung
Flüsse werden wieder miteinander vernetzt und über viele Kilometer durchgängig gemacht. Ein großes Projekt heißt LIFE Blue Belt Danube Inn, in dessen Rahmen Ufer renaturiert und Donau und Inn über weite Strecken wieder für Fische passierbar gemacht werden.
Die Maßnahmen wirken
In wenigen Jahren wird die Donau von Passau bis ans Schwarze Meer fischpassierbar sein. Die Drau ist trotz mehrerer Kraftwerke bereits vollständig für Fische durchgängig. Neben den Fischen profitieren aber auch andere Tierarten von den Renaturierungsmaßnahmen: Am unteren Inn paaren sich wieder die Rothalstaucher, und im Umfeld des Kraftwerks Ering-Frauenstein wurde sogar der seit 100 Jahren verschollen geglaubte Breithalsige Ahlenlaufkäfer wiederentdeckt.
Der Breithalsige Ahlenlaufkäfer ist ein wichtiger Nützling.