Klopfzeichen gehört

46 Migranten in Kastenwagen gepfercht

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Im Burgenland und in Wien sind in der Nacht auf Sonntag Dutzende in Kastenwagen gepferchte Flüchtlinge - darunter auch Kinder - von der Polizei befreit worden. 

 Beim Grenzübergang Deutschkreutz (Bezirk Oberpullendorf) entdeckten Polizisten in der Nacht auf Sonntag 46 Migranten, nachdem sie einen Kastenwagen angehalten hatten und Stimmen aus dem Laderaum vernahmen. Der mutmaßliche Schlepper wurde festgenommen, bestätigte ein Polizeisprecher.

Ebenfalls in der Nacht auf Sonntag klickten in Wien-Wieden für einen weiteren mutmaßlichen Schlepper die Handschellen. Wie die Landespolizeidirektion mitteilte, war Beamten der Bereitschaftseinheit (BE) kurz nach 2.00 Uhr in der Weyringergasse ein verdächtiger Kastenwagen aufgefallen. Sie hielten das Fahrzeug an, worauf der Lenker und sein Beifahrer aus dem Auto sprangen und in verschiedene Richtungen davonliefen. Im Laderaum wurden in weiterer Folge 16 Personen entdeckt.

Bei den mutmaßlich Geschleppten handelt es sich um elf Männer, vier Frauen und ein Kind, teilte Polizeisprecher Philipp Haßlinger der APA mit. Ihre Nationalität sei noch in Abklärung, einige hätten sich mit einem türkisch stämmigen Polizeibeamten verständigen können.

Der Fluchtversuch des Lenkers des Fahrzeugs konnte von der Polizei unterbunden werden. Der Mann wurde von Beamten eingeholt und wegen des Verdachts der Schlepperei festgenommen. Die Identität des Tatverdächtigen ist noch unbekannt, er verweigerte jegliche Angaben. Dem Beifahrer gelang dagegen die Flucht, die Fahndung nach dem Mann verlief vorerst ergebnislos. Die mutmaßlich geschleppten Personen - Angaben zu ihrer Herkunft und ihrem Alter lagen vorerst nicht vor - stellten Anträge auf internationalen Schutz. Sie wiesen keine Verletzungen auf und wurden vorläufig festgenommen. Das Fahrzeug, Navigationsgerät und Mobiltelefone wurden sichergestellt. Das Landeskriminalamt Wien ist mit den weiteren Ermittlungen betraut.

Auf engstem Raum untergebracht

Auch zu dem Fall im Burgenland gab es vorerst keine gesicherten Angaben zur Herkunft des Schleusers sowie der Geflüchteten. Ersten Informationen zufolge soll sich um Türken und Syrer handeln. Sie dürften in Serbien abgefahren und bereits stundenlang unterwegs gewesen sein, bevor der Transporter im Mittelburgenland gestoppt wurde. Den Beamten seien bei der Anhaltung bereits Geräusche und der Geruch aufgefallen, erklärte ein Sprecher der burgenländischen Landespolizeidirektion auf APA-Anfrage. Die 46 Migranten waren auf engstem Raum untergebracht, Verletzte gab es keine.

Die Innenministerium verwies am Sonntag darauf, die "massiven polizeilichen Maßnahmen" gegen das Schlepper-Wesen - an den Grenzen, im Hinterland, im Ausland - würden Wirkung zeigen. Seit mehreren Monaten sei ein Rückgang bei Aufgriffen zu verzeichnen - im Sommer 2023 um mehr als 60 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Ausschlaggebend dafür sei eine intensive Bekämpfung der Schlepperkriminalität und von Asylmissbrauch, konsequente Grenzpunkt- und Grenzraumkontrollen in Österreich sowie die Schleppereibekämpfung bereits auf den Routen im Ausland durch österreichische Polizisten in Serbien, Nordmazedonien, Montenegro und Ungarn.

Das Bundeskriminalamt betonte in einer der APA übermittelten Stellungnahme, die Hauptroute der derzeit in Richtung Zentraleuropa operierenden Schlepperorganisationen verlaufe nach wie vor über Ungarn und Serbien: "Hier gibt es bilaterale und multilaterale polizeiliche Maßnahmen gegen diese kriminellen Strukturen." Darüber hinaus spiele auch Rumänien eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Schleppernetzwerke in Osteuropa. "Wenngleich die Aufgriffszahlen in Österreich stark rückläufig sind, ist der Migrationsdruck auf der Balkanroute weiterhin sehr hoch. Dies ist der Nährboden, auf dem die Schleppernetzwerke operieren. Die Schlepper versuchen sich an die in den jeweiligen Ländern existierenden Gegebenheiten anzupassen. Wird der Kontrolldruck an bestimmten Stellen erhöht, versuchen Schlepper naturgemäß Wege zu finden, um diesen Kontrollen zu entgehen", hielt das Bundeskriminalamt fest.

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