Graz

Ärzte rekonstruieren Daumen aus Oberschenkel

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Steirer (25) wurde der Finger bei einem Unfall ausgerissen.

Grazer Chirurgen haben einem 25 jährigen Patienten aus dem Eigengewebe seines Oberschenkels in einer mehrstündigen Operation einen neuen Daumen rekonstruiert. Dabei wurde nicht nur der reine Weichteillappen, sondern auch ein Knochenteil und ein Nerv aus dem Oberschenkel des Patienten entnommen und verpflanzt. Der Patient hat das Spital am Montag - genau einen Monat nach einem schweren Arbeitsunfall - wieder verlassen. Die Therapie werde jedoch noch Monate andauern, hieß es am Montag.

Unter den fünf Fingern der Hand hat der Daumen eine besondere Aufgabe: Er steht den anderen Fingern um 130 Grad verdreht gegenüber und macht damit erst das Greifen mit der Hand möglich. Ein Teil-t oder Totalverlust des Daumens beeinträchtigt die Greiffunktion der Hand hochgradig, erklärte Lars Peter Kamolz, Leiter der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, am Montag im Pressegespräch.

Dem jungen Steirer Thomas P. wurde am 18. Jänner bei der Arbeit an einer laufenden Standbohrmaschine der Daumen und der Zeigefinger der rechten Hand ausgerissen. Nach der Erstversorgung wurde er in Uniklinikum Graz gebracht. "Hier hat sich schnell gezeigt, dass eine klassische Replantation der Finger nicht möglich war. "Um eine möglichst gute Funktion der Hand wieder herzustellen, wurde daher sofort ein freier Gewebstransfer vorgenommen", so Kamolz.

Dazu wurde ein "Block" aus Haut, Gewebe und einem Nerv knapp über dem Knie des rechten Oberschenkels entnommen. Während das eine Chirurgenteam unter Ivo Justich die Entnahme durchführte, wurde von einem zweiten Team um Martin Hubmer die verletzte Hand operationsfertig gemacht. In Präzisionsarbeit unter dem Mikroskop wurde nicht nur die Blutversorgung des Gewebes wiederhergestellt, sondern auch ein Nerv an den noch vorhandenen Daumennerv angeschlossen. Dadurch soll der rekonstruierte Daumen auch wieder seine Sensibilität zurückerhalten.

Das angewandte komplexe Operationsverfahren ist im mitteleuropäischen Raum noch ein relativ junges Verfahren. Durch die Vielseitigkeit des Gewebes am Oberschenkel und die vergleichsweise schnelle Wundheilung erweitert es das Spektrum rekonstruktiver Möglichkeiten des seit Jahren eingesetzten Unterarmtransplantates. "Für die aktuelle Indikation haben wir es erstmals durchgeführt", schilderte Kamolz. An der Grazer Uniklinik werden pro Woche ein bis zwei komplexe Handverletzungen, in denen zum Beispiel die Durchblutung wiederhergestellt werden muss, versorgt. Freie Gewebetransfers mit vor allem Weichteillappen finden rund 150 bis 250 mal statt, hieß es.

"Mittlerweile geht es mir gut", so der Patient, der am Montag - nach zwei kleineren Folgeeingriffen - nach Hause entlassen wurde. Nun folgt die Rehabilitation. Entscheidend sei jetzt, "wie die Sensibilität voranschreitet", so Kamolz. Über das weitere Behandlungskonzept werde gemeinsam mit dem Patienten in den kommenden Monaten entschieden.

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