Mediziner packen aus

Ärzte: So retteten wir Lauda

Teilen

Gestern stellten sich die Spezialisten des AKH der Öffentlichkeit – mit brisanten Infos.

Wien. Mittwoch, 10 Uhr am Vormittag: Im Medienzentrum des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) haben sich Reporter aus halb Europa versammelt. Grund für den Andrang: die weit über Österreich hinausgehende Sorge um den Gesundheitszustand von Niki Lauda. Dass er lebt, ist eine Spitzenleistung der Ärzte.

Jetzt kam das Gesundheits-Drama um Lauda ans Licht

Drama. Davor hatte sich, wie nun bekannt wurde, ein wahres Drama abgespielt: Laudas Leben hing am seidenen Faden.

Er konnte seinen Körper ohne Hilfe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Das sogenannte ECMO-Verfahren wurde angewandt, eine Maschine übernahm wesentliche Lungenfunktionen. Dazu kam: Laudas vor Jahren bereits transplantierte Niere hörte auf zu arbeiten. „Er hatte eine Lebenserwartung von wenigen Tagen, maximal Wochen“, gestand Prof. Konrad Hötzen­ecker von der Abteilung für Thoraxchirurgie am Mittwoch im AKH.

Koma. Aber Kämpfer Lauda kam zurück: Schon 24 Stunden nach der Lungentransplantation wurde er am Samstag aus dem künstlichen Koma geholt, konnte selbstständig atmen – der exklusive ÖSTERREICH-Bericht darüber schlug europaweit hohe Wellen.

Prof. Walter Klepetko führte die OP mit seinem Team durch. „Wir zählen zu den Big 5 der Welt“, sagte Klepetko, sichtlich stolz auf das AKH mit seinen 2.000 Betten und 1.500 Ärzten. 

Genesung. Jetzt geht es Lauda den Umständen entsprechend gut. Von „einem sehr erfreulichen Verlauf“ sprach das Ärzteteam. Man liege „genau im Ziel, nicht mehr und nicht weniger“, konkretisierte Prof. Christian Hengstenberg, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin II am AKH.

Familie. Laudas Familie wich von Beginn an nicht von seiner Seite. Zum Pressetermin kamen sie aber verständlicherweise nicht.

Ärzte: "Laudas Körper griff eigene Lunge an"

Univ. Prof. Walter Klepetko
 
Ärzte: So retteten wir Lauda
© AKH
"Er ist ein international bekannter Kämpfer." Klepetko über Laudas Chancen
 
Klepetko, er hat ihn mit seinem Team operiert, über die 
rasche Heilung: Lauda ist ein international bekannter Kämpfer. Das ist auch der Grund für seine Qualifikation als Transplantatsempfänger und nicht sein Status als Prominenter. (...)
Die künftigen Aktivitäten von Herrn Lauda sollten sich prinzipiell nicht wesentlich von den vorherigen unterscheiden. (...) Er kann ihn ein für ihn normales Leben zurückkehren. Er hat zumindest die Chance dazu. Ob das funktioniert, muss die Zeit zeigen.“
 
Dr. Christian Hengstenberg
 
Ärzte: So retteten wir Lauda
© all
"Als wäre man von einem Panzer überrollt." Hengstenberg über OP-Folgen
 
Christian Hengstenberg, auf dessen Intensivstation Lauda behandelt wird: „Menschen sind besonders, die Krankheiten an sich nicht. (...)
Man fühlt sich nach einer so großen Operation, als wäre man von einem Panzer überrollt worden. (...)
Besuche sind in beschränktem Umfang schon möglich, aber es ist notwendig, dass Infektionsschutz stattfindet. Es ist für den Heilungsverlauf sehr, sehr wichtig, dass der Patient die Unterstützung seiner Familie spürt.“
 
Univ. Prof. Rainer Oberbauer
 
Ärzte: So retteten wir Lauda
© TZOe Fuhrich
"Laudas Niere hat Funktion eingestellt." Oberbauer über die Gefahr
 
Oberbauer, Leiter der klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse: „Im Zuge der ECMO-Behandlung (Funktion der Lunge wird mit Blutpumpe überbrückt
Anm. Red.) hat die bereits transplantierte Niere die Funktion eingestellt. (...)
In der letzten Woche ist es gelungen, ihre Funktion wieder vollständig herzustellen. Ersatz wird nicht benötigt.
 
Dr. Konrad Hötzenecker
 
Ärzte: So retteten wir Lauda
© TZOe Fuhrich
"Eine Lebenserwartung von wenigen Tagen oder Wochen." Hötzenecker schildert Drama
 
Hötzenecker, Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie, über die Lebensgefahr: „Es war so, dass er eine Lebenserwartung von wenigen Tagen, maximal Wochen hatte.“
 
Univ. Prof. Dr. Marco Idzko
 
Ärzte: So retteten wir Lauda
© TZOe Fuhrich
"Laudas Lunge hat sich selbst zerstört." Idzko über das Problem
 
Idzko, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie, über Lungenprobleme: „Herr Lauda litt an einer hämorrhagischen ­Alveolitis – dies ist eine Entzündung der Lungenbläschen, die mit einem Einbluten in das Lungengewebe und in die Atemwege einhergeht. Hierfür erhielt Herr Lauda eine immunsuppressive Therapie, unter der es initial zu einer Verbesserung seiner respiratorischen Situation kam. (...)
Im weiteren Verlauf trat eine schwere akute Lungenerkrankung auf. Dadurch greift das eigene Immunsystem das Lungengewebe an. Dies führt zu einer Zerstörung und Vernarbung des funktionstüchtigen Lungengewebes. (...)
Das ist eine schicksalshafte Erkrankung, die jeder Patient auf der Intensivstation bekommen kann und geht mit einer hohen Sterblickeit einher.“
 
Dr. Peter Jaksch
 
Ärzte: So retteten wir Lauda
© TZOe Fuhrich
"Gefahr der Abstoßung im ersten Jahr am höchsten." Jaksch über heikles erstes Jahr
 
Jaksch, Thoraxchirurg, über kommende Gefahren: „Die Gefahr einer Abstoßung ist im gesamten ersten Jahr am höchsten. (...)
Im Prinzip hat er die gleiche Medikation für Niere und Lunge. Die Dosierung ist aber eine andere bei der Lunge, wir brauchen etwas mehr Immunsupression. Erstens, weil es eine frische Transplantation ist und zweitens, weil die Lunge ein eher abstoßungsfreudiges Organ ist. (...)
Wir müssen nur aufpassen, dass sich die Niere durch den höheren Medikamentenspiegel nicht beleidigt fühlt.“
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.