Schlechter Ruf

Afghanische Community beklagt Negativimage

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Vertreterinnen und Vertreter der afghanischen Community in Österreich haben sich am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des Grünen Parlamentsklubs über ihr Negativimage beklagt.  

Forderungen gab es, Familienzusammenführungen zu erleichtern und Asylverfahren zu beschleunigen. Mit Verweis auf eine katastrophale Situation sprach die weiterhin amtierende afghanische Botschafterin in Wien, Manizha Bakhtari, über die mögliche Flucht von Millionen Afghanen in kommenden Monaten.

"Wir wollen den sehr reduzierten Diskurs aufzubrechen und zeigen, dass die afghanische Community viel mehr ist als ein paar Burschen, die auffällig werden", sagte die außenpolitische Sprecherin der Grünen im Nationalrat, Ewa Ernst-Dziedzic. Gemeinsam mit ihrer Fraktionskollegin Faika El-Nagashi hatte sie mehrheitlich junge Vertreterinnen von afghanischen Initiativen und Vereinen zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Österreich verfügt mit mehr als 40.000 Personen über eine der größten afghanischen Diasporas in Europa.

Schlechtes Image

Das schlechte Image bedeute eine starke Belastung für junge Afghaninnen und Afghanen, schilderte Zeba Nazari von der Interessengemeinschaft der afghanischen SchülerInnen und Studierenden. "Es heißt immer, dass sich die Afghanen nicht integrieren können und dass sie alle kriminell sind", sagte Nazari. "Was ist, wenn ich keinen Job bekomme, weil sie glauben, dass ich jemanden abstechen könnte", schilderte sie Zukunftsängste afghanischer Studierender in Österreich. Sie betonte, dass die Ereignisse in der Heimat für viele eine große psychische Belastung darstellten.

"Es ist schwer zu ertragen, wie unser Ruf in Medien so schlecht gemacht wird", beklagte auch Masomah Regl vom Grazer Verein Fivestones. Die Aktivistin übte gleichzeitig Kritik am österreichischen Außenministerium, das bei Familienzusammenführungen keine wirklich Bereitschaft gezeigt habe, schnell zu agieren. Auch müssten die diesbezüglichen Bestimmungen in Krisenzeiten gelockert werden und sollte es etwa möglich sein, Geschwister und deren Kinder ebenso nach Österreich in Sicherheit zu bringen, forderte sie.

Beschleunigung von Asylverfahren 

Forderungen gab es auch in Bezug auf die Beschleunigung von Asylverfahren sowie das Verbot, afghanische Flüchtlinge angesichts der aktuellen Situation in ihre Heimat oder in andere Länder abzuschieben. Österreich solle sich zudem an Programmen beteiligen, mit denen afghanische Flüchtlinge in unterschiedlichen Ländern untergebracht werden sollen, forderte Aktivistin Mina Miakhel.

Von einer prekären Sicherheitslage und einer dramatischen humanitären Situation in ihrer Heimat, sprach am Dienstagabend die formal weiter amtierende afghanische Botschafterin in Österreich, Manizha Bakhtari. Sie übte heftige Kritik an den Taliban, die sie wiederholt als Terroristen bezeichnete. Die Lage habe dazu geführt, dass Millionen Afghanistan verlassen hätten oder es in den nächsten Monaten verlassen würden. "Das bedeutet eine neue Migrationswelle in die Nachbarländer und nach Europa", sagte Bakhtari. Sie appellierte, diese Flüchtlinge aufzunehmen sowie das Herz für sie zu öffnen.
 

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