"Smart Meter"

Bis 2019 bekommt jeder digitalen Stromzähler

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Datenerhebung im 15-Minuten-Intervall - Noch viel Aufklärungsarbeit nötig.

Bis 2019 wird jeder österreichische Haushalt mit einem digitalen Stromzähler ausgestattet. Die sogenannten Smart Meter sollen beim Energiesparen helfen, indem sie dem Endkunden genaue Daten über Verbrauch und Kosten liefern. Dass die neuen Zähler direkt mit Haushaltsgeräten kommunizieren, man also vom Büro aus die Waschmaschine einschalten kann, wenn der Strom gerade billig ist, ist allerdings nicht vorgesehen. Das Einsparungspotenzial beträgt momentan 30 bis 50 Euro für einen Haushalt im Jahr - das sind etwa 3 bis 4 Prozent der Stromkosten.

Von den rund 5,5 Millionen Stromzählern in Österreich sind bereits 200.000 "intelligent", der Großteil davon in Oberösterreich. Dort sind die Energie AG und die Linz AG vorgeprescht. Auch die Stadtwerke Feldkirch haben bereits umgerüstet, 10.000 schlaue Zähler sind dort in Betrieb. Die Vorarlberger User seien mit den neuen Geräten sehr zufrieden, sagte Harald Proidl vom Energieregulator E-Control vor Journalisten in Nizza. Von 100 befragten Kunden hätten nur 8 Prozent Datenschutzbedenken geäußert, 71 Prozent sähen hier keine Gefahr.

Insgesamt müssen Regulator und Stromfirmen aber noch einiges an Aufklärungsarbeit leisten. Erst sechs von 100 Österreichern können laut einer Umfrage unter 1.000 Personen mit dem Begriff Smart Meter etwas anfangen, 94 Prozent müssen passen.

Was konkret hat nun ein Endverbraucher vom Smart Meter? In erster Linie sind es Daten. Einerseits muss der Netzbetreiber dem Kunden auf einer Internetplattform die Stromverbrauchsdaten der vergangenen drei Jahre zugänglich machen. "Am nächsten Tag sehe ich meinen Verbrauch auf der Website", erläuterte Proidl. Gleichzeitig soll der Kunde Energiespartipps bekommen sowie die Möglichkeit, seine Daten für einen Energieberater freizugeben. Auf der anderen Seite ist der Lieferant verpflichtet, den Kunden einmal pro Monat kostenlos per Mail oder Post zu informieren, und zwar nicht nur über den Verbrauch, sondern auch über die Kosten. "Information aus einem Guss wäre besser gewesen", räumte E-Control-Vorstand Martin Graf ein. "Aber wesentlich ist, dass der Kunde die Information bekommt." Die Datenübertragung hat laut Gesetz verschlüsselt und anonymisiert zu erfolgen, eine personalisierte Auswertung soll es nur auf freiwilliger Basis, also mit ausdrücklicher Zustimmung, geben.

Die Energie AG zum Beispiel informiert ihre Kunden darüber, wie viel sie im Vergleich zu einem Haushalt mit ähnlicher Größe verbrauchen: "Ihr Stromverbrauch im Jänner war um 97 Kilowattstunden bzw. 23 Prozent höher. Mit dieser Strommenge kann ein Kühlschrank neun Monate lang betrieben werden." Zusätzlich gibt's Tipps zum Energiesparen. Das Urteil der E-Control: "Sehr gut". Nur "mittelmäßig" bzw. "verbesserungswürdig" findet der Regulator hingegen die Online-Abfrage der Stadtwerke Feldkirch, denn hier fehlten Feedback sowie Benchmarks.

Puncto Datenschutz - hier haben ja Daten- sowie Konsumentenschützer in ganz Europa schon im Vorfeld der flächendeckenden Smart-Meter-Installation massive Bedenken geäußert - kalmiert die E-Control. Ohne Zustimmung des Kunden dürften die Daten in Österreich nur in einem recht groben Intervall von 15 Minuten erhoben und nur einmal am Tag an den Betreiber übermittelt werden. Zudem werde immer nur ein Tagesverbrauchswert aufgezeichnet, der keinerlei Rückschlüsse auf das Verbrauchsverhalten zulasse. Die EU-Datenschutzbehörde EDSB hatte erst im Juni gewarnt, dass die computerisierte Erhebung der Daten im Extremfall Rückschlüsse auf das Fernsehverhalten zulasse, da der Stromverbrauch von der Helligkeit des Bildschirms abhänge. Forscher aus Deutschland sind mittlerweile sogar in der Lage, 600 Hollywoodfilme anhand von Smart-Meter-Daten zu erkennen. Eine weitere Gefahr sehen Skeptiker in Softwarefehlern - wenn etwa bei einem Update zigtausende Geräte auf einmal abgedreht werden - oder Hackerangriffen.

Bisher sei es weder in Europa noch in Österreich zu größeren Pannen oder gar smart-meter-bedingten Stromausfällen gekommen, beruhigt die E-Control. Und mittlerweile seien allein in Italien, Frankreich und Schweden bereits 50 Millionen intelligente Zähler installiert. Bis 2020 müssen nach EU-Vorgabe mindestens 80 Prozent aller Haushalte mit einem Smart Meter ausgestattet sein, Österreich sieht bis 2019 eine Durchdringungsrate von 95 Prozent vor. Warum nicht alle Haushalte? In manchen entlegenen Gegenden würde die Installation einfach zu viel kosten, so Graf. Prinzipiell hält die E-Control einen möglichst schnellen Rollout für sinnvoll, da so ein - teurer - Parallelbetrieb vermieden werde.

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