Engel von Graz

Bus-
Fahrer stoppt Geister-Auto

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Kranke Lenkerin fuhr Amok – gerettet - Schon vier verdanken Grazer ihr Leben. 

Als ob sie es 
gewusst hätte, drückte eine Ordensfrau Walter Lackner am Samstagvormittag eine Marienplakette in die Hand. „Sie brauchen heute noch viel Kraft und Energie“, sagte sie. Da hatte der überraschte Busfahrer noch keine Ahnung, wie recht die Unbekannte haben sollte.

Denn wenig später spielten sich dramatische Szenen ab. Walter Lackner war gerade in Graz auf der Linie 33 stadtauswärts unterwegs. Bei der Gürtelturmkreuzung wunderte er sich, wieso die Autos vor ihm plötzlich in alle Richtungen ausscherten. Grund dafür war ein schwarzer Kombi, der auf die Gegenfahrbahn rollte. Der Grazer sah, wie ein kleiner Bursch (10) am Beifahrersitz verzweifelt um Hilfe schrie und gegen die Fensterscheiben klopfte. Seine Mama (45) hatte hinterm Lenkrad einen epileptischen Anfall erlitten, war bereits bewusstlos. Niemand reagierte, alle fuhren weiter – bis auf den 54-jährigen Busfahrer.

Eigene Frau vor
dem Ertrinken gerettet
„Ich sagte zu meinen Fahrgästen: ‚Ruft die Rettung, das ist ein Notfall!‘, dann bin ich dem Auto nachgelaufen. Ich habe die Tür aufgerissen und die Handbremse gezogen“, schilderte der Retter den Vorfall im Gespräch mit ÖSTERREICH. Die Lenkerin ist bereits wieder wohlauf.

Es war nicht das erste Mal, dass Walter Lackner als Schutzengel im Einsatz war. Er bewahrte seine Ehefrau Helga vor dem Ertrinkungstod und leistete lebensrettende Erste Hilfe bei zwei Autounfällen.

ÖSTERREICH: Herr Lackner, wie erlebten Sie den Vorfall?
Walter Lackner:
Ich sah, wie das Kind im Geisterfahrer-Auto um Hilfe schrie, habe sofort den Bus angehalten und bin dem Auto nachgelaufen. Ich riss die Fahrertür auf und zog die Handbremse.

ÖSTERREICH: Und was haben Sie danach gemacht?
Lackner:
Ich fuhr meine Schicht normal zu Ende.

ÖSTERREICH: War das gar kein besonderes Erlebnis?
Lackner:
Natürlich! Aber es war für mich selbstverständlich. Ich ärgere mich nur, dass andere Menschen einfach wegschauten.

ÖSTERREICH: Wie kommt es, dass Sie so gelassen sind?
Lackner:
Die Ruhe habe ich durch meine Frau Helga und Tochter Christina. Energie hole ich mir durch mein Hobby – das Malen.

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