Nach schweren Vorwürfen

Erstes Bundesland verbietet 'Original Play'

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Der umstrittene Verein darf in Niederösterreich ab sofort nicht mehr tätig sein

Nach massiver Kritik am Verein "Original Play", bei dessen Kursen fremde Erwachsene mit Kindern in Kindergärten und Schulen auf Matten am Boden "irritierend spielen", darf der Verein in Niederösterreich ab sofort nicht mehr tätig sein. Das betonte die niederösterreichische Bildungs-Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Freitag in einer Aussendung.
 
Diese Weisung sei aufgrund der bekannt gewordenen Vorwürfe am Freitag veranlasst worden. "Hier geht es um unsere Kinder und die Sicherheit der qualitätsvollen Betreuung in den Einrichtungen des Landes und dabei ist rasches Handeln angesagt", hielt Teschl-Hofmeister fest.
 

"Einladung" zum Missbrauch

Bei "Original Play" dürfen Erwachsene mit ihnen fremden Kindern rangeln, berichteten ORF und ARD am Donnerstag. Für Experten könnte das eine "Einladung" zum Missbrauch sein. Der Verein ist in zahlreichen Kindereinrichtungen in Österreich aktiv. Spielgruppen gibt es etwa in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und der Steiermark.
 
In Deutschland gab es bereits Ermittlungen wegen konkreter Missbrauchsvorwürfe von Eltern, in Bayern und Hamburg warnen Behörden inzwischen offiziell vor dem Verein. In Österreich wussten vor den Medienberichten manche Bildungsdirektionen nichts über "Original Play". Das Bildungsministerium hat keinen Überblick darüber, welche externen Vereine in Kindergärten und Schulen in Österreich zum Einsatz kommen. "Original Play" selbst betonte am Freitag auf seiner Homepage, dass sie die Kritik an den Medienberichten nicht nachvollziehen können, "weil uns keinerlei Vorfälle bekannt sind. Seien Sie versichert, dass unser erstes Interesse immer dem Schutz der Kinder gilt", hieß es dort. Der Gründer von „Original Play“, Fred Donaldson, wies im Gespräch mit dem ORF und der ARD zurück, dass seine Methode Kindesmissbrauch möglich mache.
 
"Original Play" ist bereits seit mehreren Jahren Mitglied in der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Sollte es einen konkreten Verdacht gegen den Verein geben, werde die Mitgliedschaft ruhend gestellt, kündigte Caroline Culen, Geschäftsführerin der Kinderliga im Gespräch mit der APA an. Man sei jedenfalls bereits seit längeren bezüglich dieser Causa mit dem Verein in Gespräch, als erste Vorwürfe in Deutschland laut wurden. "Original Play" sei aufgefordert worden, sich "dem Thema Kinderschutz in der eigenen Organisation verstärkt zu widmen", sagte Culen. Außerdem müsse der Verein "reflektiert und kritisch auf das eigene Konzept schauen". Die Psychologin betonte, dass der Fall "gesamtgesellschaftlich besprochen werden muss". Die Workshops des Vereins fanden und finden bereits in zahlreichen Kinder- und Jugendeinrichtungen statt. "Es ist wichtig, das gesamtgesellschaftlich zu diskutieren, ist das in Ordnung oder ist das nicht in Ordnung", sagte Culen.
 

Landesweites Verbot gefordert

Die SPÖ-Bildungssprecherin und ehemalige Bildungsministerin Sonja Hammerschmid forderte "einen österreichweit einheitlichen Qualitätsrahmen für Kinderbetreuungseinrichtungen". Dies "wäre dann die Grundlage, um externe Anbieter zu prüfen bzw. für den Einsatz in Kindergärten und Horten zu akkreditieren", sagte Hammerschmid in einer Aussendung. Von einem generellen Verbot externer Anbieter halte sie nichts. "Was es aber braucht, ist eine Akkreditierungsstelle", so Hammerschmid.
 
Gleiche Forderungen erhob auch der Katholische Familienverband. Auch er verlangt die strengere Überprüfung von Vereinen. "Bei allen pädagogischen Konzepten muss das Kindeswohl im Vordergrund stehen und Trägervereine, die Workshops anbieten, ganz genau auf Aspekte des Kinderschutzes überprüft werden", verlangte Astrid Ebenberger, Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes in einer Aussendung. Die Pädagogin appellierte an das Bildungsministerium, ein Akkreditierungsverfahren mit verbindlichen Qualitätskriterien für Vereine zu erstellen, die an allen Bildungseinrichtungen zugelassen sind. "Dieser Wildwuchs von externen Vereinen muss eingedämmt werden. Der Fall Original Play zeigt deutlich, dass Schulen und Kindergärten in der Auswahl der Vereine, die für den Umgang mit Kindern geeignet sind, besser unterstützt werden müssen", so Ebenberger.
 
Rasche Aufklärung der Causa "Original Play" forderten am Freitag auch die NEOS. "Wir müssen endlich stärkere Qualitätskontrollen externer Vereine einführen, bevor es zu Übergriffen kommt und nicht erst danach", sagte Bildungssprecher Douglas Hoyos in einer Aussendung. Dass fremde Erwachsene bereits nach einer nur zweitägigen Ausbildung mit den Kindern "arbeiten" dürften, sei "erschreckend und vollkommen inakzeptabel". Elementarpädagogen sowie Lehrer würden nicht umsonst eine jahrelange, intensive Ausbildung absolvieren: "Die Unerfahrenheit, mit der 'Original Play' jene Leute auf die Kinder loslässt, halte ich für grob fahrlässig. Das Bildungsministerium und die Länder müssen hier endlich aktiv werden und sich einschalten", verlangte Hoyos.
 
Die Wiener FPÖ forderte die sofortige Auflösung des Vereins, sagte der freiheitliche Wiener Jugend- und Bildungssprecher Stadtrat Maximilian Krauss. "Die Wiener Kindereinrichtungen müssen von offizieller Seite vor diesem Verein gewarnt werden und dazu aufgefordert werden, keinerlei Zusammenarbeit mit dieser Organisation zu suchen. Etwaigen geförderten Kindereinrichtungen sollte mit der Streichung von Förderungen gedroht werden, wenn sie mit 'Original Play' weiterhin zusammenarbeiten", verlangte Krauss unverzügliches Handeln der Wiener Stadtregierung.
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