Bei der Patientenanwaltschaften häufen sich Beschwerden über Ärzte und Spitäler, die Ärztekammer führt dies auf zu lange Arbeitszeiten der Mediziner zurück.
Die Patienten werden immer unzufriedener mit der Leistung der Ärzte, die Zahl der bearbeiteten Fälle bei den Patientenanwaltschaften stieg 2007 um etwa 10 Prozent auf 9400 Beschwerden.
Keine "Götter in Weiß mehr"
Im
Ö1-Morgenjournal erklärte der Sprecher der Patientenanwälte Gerald
Bachinger, dass der Anstieg der Zahlen vor allem darauf zurückzuführen sei,
dass die Patienten immer öfter die Arbeit der Mediziner hinterfragen. Die
Ärzte werden nicht mehr als "Götter in Weiß"
sondern als Dienstleister im Gesundheitswesen gesehen. Der Anstieg der
Beschwerden bedeutet daher nicht, dass die Qualität der medzinischen
Versorgung sinkt.
Patienten fühlen sich schlecht informiert
Die häufigsten
Gründe für eine Beschwerde sind, dass sich die Patienten schlecht informiert
oder nicht ernst genommen fühlen, der Verdacht auf einen ärztlichen
Behandlungsfehler macht ein Drittel der Beanstandungen aus. Bachinger geht
von einer hohen Dunkelziffer aus und meint, dass etwa zehn Mal so viele
Patienten Anlass zu einer Beschwerde hätten. Verbesserungsmöglichkeiten
sieht er im Umgang der Ärzte mit den Patienten, die Mediziner sollen in
Fortbildungen oder bereits im Studium in besserer Kommunikation geschult
werden.
Entschädigung in 161 Fällen
Die meisten von der
Patientenanwaltschaft behandelten Beschwerden können meist rasch gelöst
werden. In 161 Fällen erhielten die Betroffenen eine Entschädigung wegen
erlittener Medizinschäden, an drei Patienten wurde der Höchstbetrag von
70.000 Euro ausbezahlt. Hohe Entschädigungen lassen aber keinen Rückschluss
auf die Qualität der Behandlung zu, gezahlt wird auch dann, wenn ein
Verschulden nicht nachgewiesen werden kann oder seltene Komplikationen
auftreten.
Ärztekammer verweist auf überlastete Ärzte
Die
Österreichische Ärztekammer sieht den Anstieg der Beschwerden als
eindeutiges Indiz für überlange Arbeitszeiten der Mediziner. Schwer
überlastete Ärzte hätten nicht mehr genug Zeit auf einzelne Patienten
einzugehen, durch Stress steigt auch die Fehlerwahrscheinlichkeit. Die
Ärztekammer fordert daher zumutbare Arbeitszeiten um die Qualität der
Behandlung in den Spitälern zu sichern.