Das Verfahren wurde nun nach zwölf Monaten eingestellt. Auch die ausgelobte Belohnung nützte nichts.
Ein Jahr nach dem Diebstahl des Sargs samt Leichnam des Milliardärs Friedrich-Karl Flick fehlt vom Sarg wie von den Gebeinen weiterhin jede Spur. Die Ermittler verfolgten zahlreiche Spuren, die samt und sonders im Sand verliefen. Auch eine von der Familie ausgesetzte Belohnung von 100.000 Euro nützte nichts. Dieser Tage - das genaue Datum der Tat ist nicht bekannt - verjährt das Delikt der Störung der Totenruhe.
Am 19. November vergangenen Jahres gab die Polizei bekannt, dass wenige Tage zuvor das Grab des 2006 im 79. Lebensjahr verstorbenen Wahl-Österreichers aus dem Mausoleum am Friedhof in Velden am Wörthersee geschändet und der Sarg entwendet worden war. Unbekannte hatten die Hunderte Kilo schweren Granitplatten zur Seite gerückt und den Sarg abtransportiert.
Schlag ins Wasser
Eine Woche nach dem Diebstahl meldete sich eine
Pensionistin bei der Polizei, sie habe die Täter gesehen, die mit einem
weißen Kastenwagen unterwegs gewesen seien. Die Ermittler arbeiteten auf
Hochtouren, das Ergebnis war gleich Null. Ein Schlag ins Wasser war auch
eine große Suchaktion im Burgenland, wo der Sarg angeblich auf einem
Bauernhof versteckt gewesen sein sollte. Am 5. Dezember setzte die Witwe,
Ingrid Flick, 100.000 Euro Belohnung aus. Das führte zu einer Fülle von
Hinweisen, die aber ebenfalls keinen Erfolg brachten.
So forderte ein Nürnberger Anwalt im Namen eines anonymen Mandanten ein Lösegeld, was die Familie ablehnte. In der Folge wurde in Deutschland gegen den Anwalt ermittelt, und zwar wegen versuchter Erpressung. In den vergangenen Monaten wurde es still um die Causa. Die Polizei hat keine neuen Hinweise, die Ermittlungen wurden Ende August eingestellt. Strafrechtlich handelt es sich um Störung der Totenruhe und schwere Sachbeschädigung, laut dem Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz, ein Delikt, das nach zwölf Monaten verjährt ist. Eine Erpressung war offensichtlich nicht geplant.
Festung am Wörthersee
Vor Entführungen hatte sich der einst
reichste Mann Deutschlands stets gefürchtet. Flick hatte im Jänner 1991 die
aus dem Lavanttal stammende Ingrid Ragger geheiratet. Im Dezember 1991 wurde
der Bruder seiner Frau entführt, mehr als fünf Millionen Euro Lösegeld
wurden gefordert. Die Entführung endete unblutig, die Täter wurden verhaftet
und verurteilt.
Der Milliardär kaufte sich am Südufer des Wörthersees eine Villa, die er zu einer veritablen Festung ausbauen ließ. Er war auch stets in Angst vor weiteren Entführungen, seine Kinder wurden von Leibwächtern zur Schule begleitet. Am 5. Oktober 2006 starb er nach schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr in seinem Haus. Seine vier Kinder erbten das auf fünf bis sechs Mrd. Euro geschätzte Vermögen zu gleichen Teilen.
Industrie-Imperium
Das Vermögen der Familie trug Vater Friedrich
Flick (1883-1972) zusammen. Die Erfolgsgeschichte der Familie begann in der
Weimarer Zeit und endete zunächst vor dem Nürnberger
Kriegsverbrecher-Tribunal, das ihn wegen seiner NS-Verstrickung zu sieben
Jahren Gefängnis verurteilte. Nach drei Jahren wurde er begnadigt und
ordnete sein Imperium neu. Friedrich Karl trat 1957 in das Unternehmen ein.
Nach dem Tod des Vaters erbte er 1972 das Industrie-Imperium. 1985 verkaufte er die Firmengruppe um damals rund 5.4 Mrd. Mark (2,76 Mrd. Euro) und zog sich nach Österreich zurück. Seine Vermögensverwaltung verlegte er in den 1990er Jahren von Düsseldorf nach Wien, und zwar aus steuerlichen Gründen. In der Öffentlichkeit zeigte er sich nur selten, seine Witwe hingegen war in den vergangenen Jahren des öfteren bei Charity-Veranstaltungen anzutreffen.