Impfstoff heimlich abgezweigt

Heime sollen gegen Geld Angehörige geimpft haben

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Böser Verdacht: In mehreren Altenheimen sollen illegal Externe geimpft worden sein.

Kärnten. Die Gerüchte halten sich seit dem Impfstart hartnäckig, jetzt verdichteten sie sich: In Altenheimen in mehreren Kärntner Bezirken sollen nicht nur die Bewohner, sondern auch deren Angehörige gegen Corona geimpft worden sein. Laut Pflegern sogar gegen Geld. Bestätigt sich dies, wäre es der erste Impf-Skandal der Republik.

In einem Pflegeheim sollen 100 Externe den Biontech-Impfstoff erhalten haben.  Ganz bewusst sei gegen die offizielle Impf-Reihenfolge verstoßen worden. Ob die Angehörige für die Injektionen bezahlt haben, ist noch unklar. Gegenüber der Kleinen Zeitung räumte Gerd Kurath, der Corona-Sprecher des Landes, ein: Nur 29 Externe des Heims, darunter 20 Angehörige von Schützlingen, seien geimpft worden.

Doch schuld an der Praxis sei die Dosierung der Vakzine von Biontech gewesen. Das Heim sei mit 24 „Vials“ beliefert worden. Ein Vial enthält Impfstoff für fünf Personen. Tatsächlich reicht der Inhalt aber für sechs Dosierungen. Weil der Stoff sofort verimpft und nicht weggeworfen werden dürfe, habe die Heimleitung auf eine sogenannte Reserveliste zurückgegriffen und Angehörige gespritzt.

Illegale Impfungen: Fall für die Justiz

Inzwischen gibt es Hinweise, dass die Praxis nicht die Ausnahme, sondern an der Tagesordnung war. Schlimmer noch: Pfleger behaupten, dass in Einrichtungen regelrecht Impfstoff von Angehörigen vorreserviert gewesen sein soll. Die Heime hätten dann gegen „eine Spende“ mehr Dosen der Vakzine bestellt, als sie eigentlich benötigt hätten. Beiseite geschaffte Impfdosen seien an Bekannte oder an die örtliche Prominenz ge­gangen. Die Staatsanwaltschaft wird sich wohl einschalten.

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