Kärntner FPÖ-Parteitag

Kickl: "Die Leichenfeier ist abgesagt"

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Bundesparteichef mit Rundumschlag gegen Parteien, Medien und politische Korrektheit.

St. Veit an der Glan. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat am Landesparteitag der FPÖ Kärnten auf Burg Taggenbrunn scharfe Attacken gegen die Regierungen auf Bundes- und Landesebene geritten. Kickl bildete in seiner 50-minütigen Rede das Kontrastprogramm zu seinem durchwegs gemäßigteren Vorredner, dem designierten Landesparteiobmann Erwin Angerer, und holte zum pointengespickten Rundumschlag gegen andere Parteien, Medien und politische Korrektheit aus.

Kickl, "aus dem schwarzen, niederösterreichischen Exil" nach Kärnten angereist, gab sich zu Beginn seiner Rede emotional: Er habe Herzklopfen, in so viele Kärntner Gesichter zu schauen. Und legte auch schon in schnellem Galopp los: "Hier wird auf Landesebene eine blutleere Politik gemacht, es herrscht eine Schlafwagenmentalität." So wie Angerer zuvor, erwähnte auch Kickl Jörg Haider: "Früher hat man immer gewartet, was sagt Haider zu einem Thema, was sagt Kärnten dazu. Und heute weiß man nicht einmal mehr, wo Klagenfurt liegt und wo Kärnten liegt."

Kickl: "Dynamische Rolle für die Freiheitlichen"

"Ich will in der Bundespolitik wieder eine ganz dynamische Rolle für die Freiheitlichen", erklärte Kickl. Bundespräsident Alexander Van der Bellen wolle man bei der nächsten Wahl, falls er antreten sollte, keinen Durchmarsch ermöglichen. "Er wird einen ordentlichen freiheitlichen Konkurrenten bekommen", so Kickl.

In Kärnten seien die größten Erfolgsgeschichten geschrieben worden, "das war kein Zufall, sondern freiheitliche Politik". Der erste freiheitliche Landeshauptmann in Kärnten sei eine "Wohltat für ganz Österreich" gewesen. Zuvor seien die Freiheitlichen schon als größenwahnsinnig bezeichnet worden. Wohl so wie jetzt, meinte Kickl: "Ich bin überzeugt, dass wir in absehbarer Zeit wieder den Landeshauptmann stellen, ja selbstverständlich!"

Das Spezialgebiet der Freiheitlichen sei es schließlich, schlechte Prognosen zu widerlegen, er selbst sei das beste Beispiel dafür. Hatte man der FPÖ unter ihm als Bundesparteiobmann noch einen Abstieg prophezeit, so heiße es nun: "Die Leichenfeier ist abgesagt, das Begräbnis findet wann anders statt", erklärte Kickl unter lautem Jubel. Der Bundesparteichef kokettierte auch mit seiner Zuschreibung "unbeliebtester Politiker": "Ich bin gerne unbeliebt bei denen, die die Wahrheit nicht hören wollen." Fürs Kuschen seien die Grünen zuständig, "diese Lemurentruppe unter Werner Kogler".

Natürlich durfte auch das Thema Migration nicht fehlen. Er habe Asylheime zugesperrt, nun würden sie wieder aufgesperrt, so Kickl. Und auch von einem Polizisten selbst habe er gehört, er sei der beste Innenminister gewesen, und nun - so der Polizist - habe man "den dümmsten Innenminister". Das Thema Corona riss Kickl ganz zum Schluss an: "Wer mit der Freiheit auf Kriegsfuß ist, ist auch mit der Wahrheit auf Kriegsfuß - und hat dann auch mit der Demokratie ein Problem."

Angerer teilte gegen Landesregierung aus

Angerer hatte zuvor gegen die SPÖ-geführte Kärntner Landesregierung ausgeteilt: "In Kärnten regiert der Kaiser mit seinen Hofdamen." Haider hätte die Landesregierung als Anlaufstelle für die Kärntner geöffnet, nun sei sie wieder geschlossen - es gehe nur noch um die Interessen einer Partei und nicht mehr um jene der Kärntner. Kärnten müsse sozialer werden, "die Landesregierung strahlt so viel soziale Wärme aus wie der Eisberg, der die Titanic zum Untergehen gebracht hat." In Sachen Pflege plädierte er dafür, dass die Familie mit finanzieller Unterstützung "so lange es geht" die Pflege ihrer Angehörigen übernehmen solle.

Angerer warnte auch erneut vor einer neuen Migrationswelle: "Unser Zugang ist, wir kontrollieren an unserer Außengrenze, keiner soll mehr zu uns kommen, den wir nicht wollen." Anstatt Flüchtlinge solle man lieber Lehrlinge fördern, so Angerer, der für seine Ansagen zum Migrationsthema den lautesten Applaus erntete.

Nach den Reden schritten die 309 Delegierten zur Wahlurne, als nächster Tagesordnungspunkt stand die Wahl Angerers zum Landesparteiobmann auf dem Plan.

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