Protest: 160 Gastronomen sperren auf

Lockdown-Aufstand der Wirte

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''Wir haben genug, wollen endlich arbeiten'', sagen sie und rufen zum Protest auf.

Wien. Bereits jetzt waren die meisten Betriebe zumindest vier Monate betroffen. Jetzt müssen sie wieder bis März warten. Clubs, Discos, Bars haben überhaupt seit acht Monaten zu. 12.000 Wirte würden noch immer auf Umsatzersätze warten, so Mario Pulker, Wirtesprecher der Kammer.

Grabkerzen. Der größte Teil der Gastro-Mitarbeiter ist arbeitslos oder in Kurzarbeit: „Die Branche steht vor dem Ruin“, so Wirtin Ale­xandra Psichos (50) aus Wien. Sie betreibt das Café Klimbim in Floridsdorf und The Legend in der Landstraße. Gemeinsam mit Dutzenden Wirten in ganz Österreich rief sie via Facebook die Gruppe Aktion 5 vor 12 – wir öffnen wieder ins Leben. Das Ziel: „Sperrt auf, ohne Gäste zu bewirten, stellt Grabkerzen ins Fenster.“

Keine Wutwirte. Psichos und ihre Mitstreiter wollen „keine Wutwirte“ sein, die ohne Maske auf die Straße gehen: „Auch leugnen wir Corona nicht, wir nehmen das ernst.“ Aber: „Wenn wir kein Geld verdienen dürfen“, sagt sie zu ÖSTERREICH, „dann müssen zumindest die Zuschüsse fließen.“ Manche ihrer Kollegen hätten seit November kein Geld bekommen.

Wirt: "Wollen bloß unsere Familien ernähren"

Forderung. Das wollen sie:

  • Sofortige Öffnung der Betriebe unter allen Sicherheitsvorschriften.
  • Rechtzeitiger Termin zur Wiedereröffnung.
  • Umsatzersatz von 80 Prozent für Jänner 2021.
  • Auszahlung der Kurzarbeitszuschüsse und des Umsatzersatzes von 2020 noch im Jänner für alle.
  • Planungssicherheit für die Rekrutierung von Mitarbeitern, den Einkauf von Waren, für die Unternehmen überhaupt.

Hilfsschrei. Gert Kunze, Chef vom Wiener Café Eiles, sagt: „Wir wollen auf unsere Lage aufmerksam machen.“ Viele Betriebe werden den weiteren Lockdown nicht überleben: „Deshalb schreien wir das raus. Es ist ein Trauerspiel. Wir sind bereit, wir wollen arbeiten, doch wir dürfen nicht.“

Auch müssten die Hilfen pünktlich fließen, sagt er: „Wir müssen zugesperrt bleiben, doch die Privatpartys werden weitergehen“, so Kunze: „Frustrierend“.

Cafetier Norbert Zauner betreibt eine Sportkantine in Wien-Floridsdorf: „Wenn die Regierung das Land still­legt, dann muss sie auch dafür sorgen, dass wir über­leben können. Wir wollen bloß unsere Familien versorgen, haben einfach Angst um unsere Existenz“, klagt er gegenüber ÖSTERREICH. Trotzdem unterstützen nicht alle Gastronomen derartige Protestaktionen. Wirte-Sprecher Mario Pulker sagt: „In Niederösterreich wird die Aktion kritisch gesehen. Eine konstruktive Zusammenarbeit wäre sinnvoller.“

(wek)

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