Österreichischer Drogenbericht

Mehr Drogentote bei stabiler Lage

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Opioid-Konsum bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen geht zurück.

 Bis auf einen nicht gut erklärbaren Anstieg der Zahl der drogenbedingten Todesfälle im Jahr 2015 ist die Situation bei den illegalen Suchtgiften in Österreich stabil. Die Raucherquoten bei den 15-Jährigen sind in den vergangenen Jahren gesunken. Dies geht aus dem Österreichischen Drogenbericht 2016 hervor, der Donnerstagvormittag in Wien vorgestellt worden ist.

Sucht bzw. Abhängigkeit sind komplexe Erkrankungen, bei denen das chronische Leiden, weniger Substanzen etc. im Vordergrund stehen. "Das Medium oder der Stoff nach dem man süchtig ist, ist eigentlich zweitrangig", sagte Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Die Fachleute gehen davon aus, dass in Österreich zwischen 29.000 und 33.000 Menschen eine risikoreichen Opioid-Konsum aufweisen. Das sind vor allem Menschen mit Heroingebrauch. Hier hat sich die Situation im Vergleich zur Vergangenheit kaum geändert. Um das Jahr 2013 war man von knapp unter 30.000 Betroffenen ausgegangen.

Drogentote
© APA

Die positive Entwicklung zeigt sich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wie Busch erklärte: Seit einem Gipfel von rund 10.000 Menschen mit risikoreichem Opioid-Konsum um 2004/2005 ist deren Zahl bis 2015 auf rund ein Drittel (etwa 3.000) stark gesunken. Negativ ist allerdings eine andere Zahl: 2014 gab es mit 122 Todesfällen, die direkt mit Suchtgiftkonsum in Verbindung gestanden sind, ein Minimum (2009 zum Beispiel 206 Todesfälle). Im Jahr 2015 wurden allerdings wieder 153 "Drogentote" registriert. Vor allem ältere und nicht im Substitutionsprogramm betreute Drogenkranke waren betroffen.

Maßnahmen

Die wichtigste Maßnahme für die Suchtkranken mit dem höchsten Risiko ist das Substitutionsprogramm mit unter sehr strengen Regelungen verschriebenen Opioid-Medikamenten. "Etwa 60 Prozent der Betroffenen sind in Behandlung. Das ist im europäischen Vergleich sehr gut", betonte Marion Weigl (GÖG). Von 6.594 Behandelten im Jahr 2005 ist die Zahl auf 17.599 im Jahr 2015 angestiegen. Allerdings weist die Entwicklung eine Plateaubildung auf. Hier könnte eine Verbreitung der erhältlichen Substitutionsmedikamente eventuell zu einem weiteren Anstieg führen.

"Ein ganz wichtiger Punkt ist aber auch, dass wir schauen, dass wir die Ärzte haben, die diese Therapie durchführen", betonte die Bundes-Drogenkoordinatorin Johanna Schopper. In Wien bzw. in Ballungszentren sei das nicht sosehr das Problem, es gebe aber noch immer "Weiße Flecken" in den Bundesländern. Kaum ins Gewicht fallen in Österreich Drogen wie Amphetamin (Methamphetamin) oder Designerdrogen. Allerdings war bei sieben der Drogen-Todesfälle im Jahr 2015 auch hoch dosiertes und verunreinigtes Ecstasy im Spiel.

Deutlicher Rückgang der Raucherquote

Deutlich zurückgegangen ist die Raucherquote unter den Jugendlichen. Je nach Umfrage (2015) greifen zehn bzw. 16 Prozent der 15-Jährigen täglich zum Glimmstängel. "Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich dieser Anteil aber bei den 15-jährigen Schülern halbiert", sagte Irene Schmutterer (GÖG). Damit liege Österreich in etwa im EU-28-Durchschnitt. Bei den über 15-Jährigen ist die Raucherquote mit 21 bzw. 24 Prozent (je nach Befragung) allerdings über dem EU-Durchschnitt. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger arbeitet gemeinsam mit verschiedenen Institutionen derzeit an einem neuen Programm für Raucher. Immerhin haben im Jahr 2015 rund ein Drittel der Zigarettenraucher in Österreich oder 560.000 Menschen vergeblich versucht von der Nikotinsucht wegzukommen. 2014 starben 2.449 Männer und 1.456 Frauen an einem Lungenkarzinom. Die Zahl der "Rauchertoten" insgesamt dürfte in Österreich pro Jahr bei 12.000 bis 14.000 Personen liegen.

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