Entwarnung

Keine vergiftete Bio-Hirse mehr in NÖ

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Entwarnung in Niederösterreich: Die mit Stechapfel vergiftete Bio-Hirse des Lebensmitteldiskonters Hofer ist nicht mehr im Handel.

Österreichweit sollen sich noch rund 16.000 Packungen der mit Stechapfel verseuchten Bio-Goldhirse in Umlauf befinden, heißt es bei Hofer. Wie viele es in Niederösterreich sind, lässt sich schwer abschätzen. „Im Handel erhältlich ist das Produkt jedenfalls nicht mehr“, erklärte gestern Christa Kranzl, Landesrätin für Konsumentenschutz. Die Firma Hofer, bei der die verseuchte Ware aufgetaucht war, habe vorbildlich reagiert, so Kranzl. „Als unsere Kontrollore in die Hofer-Filialen kamen, waren die Produkte bereits aus dem Sortiment genommen.“ Rückblick: Am Freitag vergangener Woche startete der Lebensmitteldiskonter Hofer die größte Rückholaktion seiner Geschichte. Im Produkt „Bio Goldhirse geschält“ waren Stechapfelsamen gefunden worden. Bereits 15 dieser Körner können einen Erwachsenen töten. In den Proben fanden sich bis zu 34 Samen pro Kilo. Besonders gefährlich: Viele Eltern verarbeiten Hirse zu Brei für Kleinkinder. Geliefert wurde das Erzeugnis von der Firma Perlinger aus Hopfgarten in Tirol. Das Unternehmen hatte als erster Alarm geschlagen. Gleich darauf schrillen auch in Niederösterreich die Alarmglocken, denn die betroffene Hirse kam von drei hiesigen Biobauern.

Bei ersten Kontrollen war nichts aufgefallen. Bei der Weiterverarbeitung in der Mühle gab es Beanstand­ungen - allerdings nur, was das Aussehen der Hirse betraf. Wegen der starken Niederschläge in den Sommermonaten waren die Pflanzen schwächer und die Körner kleiner.

Stechapfel.
Der viele Regen war letztendlich Schuld an der Verunreinigung. Denn: Bio-Bauern verzichten auf Spritzmittel und müssen Unkraut mechanisch zupfen. So auch den Stechapfel. Normalerweise sind seine Samen leicht von Hirsekörnern zu unterscheiden - sie sind viel kleiner und werden bei der Filterung ausgeschieden. Aufgrund der heurigen Witterung wurden jedoch beide Samen gleich groß und konnten nicht mehr unterschieden werden.

Jetzt denkt man in der Bauernschaft über Auswege nach: Den einzig wirksamen Schutz bietet die Auslese durch Photozellen. Die Körner werden dabei auf nur wenige Milimeter breite, nebeneinader liegende Förderbänder verfrachtet. Ein optischer Sensor unterscheidet die Farbe der Körner. Stechapfel- und andere Samen fallen durch ihre dunkle Farbe auf und werden mit Druckluft aus der restlichen Saat geschossen. „Probleme mit dem Stechapfel gibt es im Hirseanbau immer wieder. Im Verdachtsfall muss mit Photozellen nachkontrolliert werden“, sagt Andreas Sarg von Bio Austria. Allerdings müssten nicht die Landwirte selbst, sondern die verarbeitenten Betriebe diesen Schritt übernehmen. Ähnliches ist auch von Perlinger Geschäftsführerin Karin Perlinger zu hören: „Die Mühlen müssten die Anlagen anschaffen. Und die können sich aussuchen, was sie mahlen.“

In Niederösterreich gibt es derzeit 93 Bio-Bauern, die Hirse anbauen. Eine direkte Konsequenz aus der Rückholaktion gibt es aber nicht. Die Verträge mit dem Diskonter Hofer sind nicht gefährdet.

Von Philip Pfleger/ÖSTERREICH

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