Fusion von Ötscherliften und Hochkar Bergbahnen

Land NÖ übernimmt Skigebiete Lackenhof & Hochkar

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Ötscherlifte werden noch zwei Saisonen betrieben, dann fixer Abbau.

St. Pölten. Die Ötscherlifte im niederösterreichischen Lackenhof werden - entgegen der Ankündigung vergangene Woche - vorerst doch nicht geschlossen. Das Land werde das Skigebiet Hochkar von der Schröcksnadel-Gruppe kaufen und mit Lackenhof fusionieren, kündigte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Freitagnachmittag an. Damit sei es möglich, die Ötscherlifte für die nächsten beiden Saisonen weiterzubetreiben. Ziel sei es, eine Ganzjahresdestination zu schaffen.

Ein Skifahrer vor den Ötscherliften

 Ein Skifahrer vor den Ötscherliften  

© APA/HERBERT PFARRHOFER
× Ein Skifahrer vor den Ötscherliften

Der Skibetrieb in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) soll starten, sobald es die Wetterbedingungen zulassen, sagte Sportlandesrat Jochen Danninger (ÖVP). Die Ötscherlifte werden jedoch fix in zwei Jahren abgebaut, wurde erläutert. In diesem Zeitraum soll ein Konzept ausgearbeitet werden, um einen Ganzjahrestourismus in dem Ort zu ermöglichen. Während die Anlagen am Hochkar den Angaben zufolge zuletzt Gewinne machten, schrieb das Skigebiet Lackenhof Verluste. Mit der Übernahme der Anteile der Schröcksnadel-Gruppe, dem Mehrheitseigentümer von Hochkar und Lackenhof, durch das Land schaffe man wirtschaftliche Spielräume, um die Skilifte in Lackenhof für einen kurzen Zeitraum - diese und nächste Saison - weiter betreiben zu können, erklärte Mikl-Leitner. Die Landeshauptfrau sieht "eine ganz große Chance, Lackenhof auf neue Beine zu stellen, damit ein ganzjähriger Tourismus auch möglich wird". Das habe das Land in St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) unter Beweis gestellt.

Blick auf die Kassa der Ötscherlifte

Blick auf die Kassa der Ötscherlifte  

© APA/HERBERT PFARRHOFER
× Blick auf die Kassa der Ötscherlifte

Blick auf die Ötscherlifte in Lackenhof

Blick auf die Ötscherlifte in Lackenhof 

© APA/HERBERT PFARRHOFER
× Blick auf die Ötscherlifte in Lackenhof

Skigebiet nicht wirtschaftlich zu betreiben

Das Skigebiet Lackenhof sei nicht wirtschaftlich zu betreiben, hieß es. Ein Grund sei die mangelnde Schneesicherheit auf rund 800 Metern Seehöhe in Zeiten des Klimawandels. "Finanziell war die letzte Saison - auch wegen Corona - mit weniger als 47.000 Gästen wirtschaftlich ein wahrliches Desaster", sagte Danninger. Einige Jahre zuvor habe der Ort noch 150.000 Eintritte verzeichnet. Eine gemeinsam mit der Schröcksnadel-Gruppe ausgearbeitete Fusion sei vom Unternehmen abgesagt worden, weil sich die Lage auch aufgrund der Pandemie nicht entspannt habe.

"Es braucht ein Angebot, das Gäste zu allen Jahreszeiten in die Region lockt", betonte Danninger und nannte als Beispiele Trail Running, Wandern und Tourenskigehen. Dazu brauche es auch die Initiative aus der Gemeinde. Das Land stellt zwei Mio. Euro aus der ecoplus-Regionalförderung für die strategische Planung zur Verfügung und darüber hinaus eine Mio. Euro für die Erhöhung der Bettenanzahl von derzeit 800 sowie die Modernisierung der Zimmer, um die Nächtigungszahlen zu steigern. Es sei dringend notwendig, "die teilweise stark veralteten Beherbergungsbetriebe auf den neuesten Stand zu bringen", sagte Danninger. Der Großteil der Unterkünfte im Ort - zehn Hotels und mehrere Privatzimmervermieter - sei im Ein-und Zwei-Sterne-Bereich angesiedelt, was nicht stark nachgefragt werde. Die von Danninger bereits am Wochenende angekündigten drei Mio. Euro werden in eine Gastgeberförderung umgewandelt.

Die Schröcksnadel-Gruppe "verabschiedet sich in aller Freundschaft aus Niederösterreich", meinte Danninger. Zum Kaufpreis hieß es, dass ein Verkehrswertgutachten erstellt werden soll. "Wir reden hier von der Bandbreite eines einstelligen Millionenbetrages, was die Anteile der Schröcksnadel-Gruppe am Hochkar betrifft", so der Landesrat. 

Schnabl zeigte sich erfreut

LHStv. Franz Schnabl (SPÖ) zeigte sich erfreut die Übernahme, betonte aber: "Die Mehrheitspartei hat hier unnötig eine Region in massive Schwierigkeiten gebracht." Dass die Absicherung für zwei Jahre - also bis ins Landtags-Wahljahr 2023 - besteht, "ist mehr als durchschaubar und lässt alle Alarmglocken schrillen", meinte der SPÖ-Landesparteichef: "Wir werden sehr genau darauf schauen, dass in dieser Zeit tatsächlich auch - mit vollem Einsatz des Landes Niederösterreich - eine nachhaltige Sommer- und Winter-Erlebnisdestination entsteht."

"Heute kann eine ganze Region aufatmen. Wir haben es geschafft. Die Ötscherlifte sind gerettet", reagierten FPÖ-Landesparteichef Udo Landbauer und FPNÖ-Wirtschaftssprecher LAbg. Reinhard Teufel in einer Aussendung. Landbauer verwies auf die Initiative von Freiheitlichen und Sozialdemokraten, die eine Übernahme der Liftanlagen durch das Land gefordert hatten. Auf Antrag der beiden Parteien war zuletzt ein Sonderlandtag mit dem Thema "Erhalt des Skigebietes in Lackenhof am Ötscher" für 9. Dezember einberufen worden.

Lackenhof sei in den vergangenen Jahren "unter seinem Wert geschlagen worden", meinte Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer NÖ (WKNÖ): "Die nunmehrigen Pläne sind ein Signal für das gesamte Ötscherland und eröffnen der regionalen Wirtschaft in Lackenhof und Umgebung eine wichtige Perspektive." Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ), betonte in einer Aussendung: "Die Weiterführung des Skigebiets Lackenhof ist ein wichtiger Schritt für die Arbeitnehmer und alle Unternehmen in der Region." Laut Helmut Hofer-Gruber, Wirtschaftssprecher der NEOS NÖ, wird die am Freitag verkündete Lösung nur einen kurzfristigen Effekt haben: "Letzten Endes wird nun viel Steuergeld für ein Problem fließen, das vom Land Niederösterreich über Jahre ignoriert wurde."

Aus für die Ötscherlifte vergangenen Freitag verkündet

Das Aus für die Ötscherlifte war vergangenen Freitag verkündet worden. Als Grund hatten die Schröcksnadel-Gruppe als Mehrheitseigentümer und das Land Niederösterreich, das über die ecoplus Alpin GmbH 40 Prozent der Gesellschaft hielt, mangelnde Wirtschaftlichkeit genannt. Eine Petition zum Erhalt des Skigebietes verzeichnete am Freitagnachmittag 18.600 Unterstützer.

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