LH Mikl-Leitner: "Jeder zweite Euro wird mit dem Export von Waren verdient, jeder fünfte Arbeitsplatz hängt vom Export ab."
Niederösterreichs Wirtschaftskammer und die Industriellenvereinigung schlagen Alarm: Die hiesige Exportwirtschaft hat aktuell mit einem massiven Einbruch zu kämpfen. Wie die vorläufigen Exportzahlen der Statistik Austria zeigen, wurden im Jahr 2024 Waren im Wert von 28,63 Milliarden Euro ausgeführt, was ein Minus von satten 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet.
Etwa 70 Prozent aller NÖ-Exporte gehen in zehn Länder: Deutschland ist mit über 26 Prozent zwar weiter Hauptabnehmer, allerdings mit einem Minus von 9,4 Prozent. Besonders starke Rückgänge gab es zudem in der Schweiz (minus 21 Prozent), Frankreich und Slowenien (je über 10 Prozent). Nur die USA brachten ein leichtes Plus von 1,6 Prozent, die Exporte nach Tschechien und in die Slowakei blieben in etwa gleich.
Die wichtigsten Exportwarengruppen stellen Maschinen, mechanische Geräte, Kessel, elektrische Maschinen, elektrotechnische Geräte, mineralische Brennstoffe, Mineralöle sowie Zugmaschinen und Kraftwagen dar. Hoffnung macht immerhin der Pharmabereich: Mit einem Plus von 40 Prozent trotzt die Branche dem Negativtrend. Auch Holz- und Holzwaren sowie Papier, Pappe konnten sich dem entziehen und verzeichnen Zuwächse.
Wohlstands-Motor stottert
"Der Export ist Niederösterreichs Wohlstandsmotor: Jeder zweite Euro wird mit dem Export von Waren verdient, jeder fünfte Arbeitsplatz hängt vom Export ab. Die Produkte und Innovationen unserer Betreibe sind weltweit gefragt, aber unser Wohlstands-Motor stottert, wie die aktuelle Export-Bilanz für 2024 zeigt. Wir müssen sie daher als Weckruf begreifen, vor allem in drei Bereichen: Wir müssen erstens das Bürokratie-Dickicht für unsere Betriebe lichten und Auflagen, Berichtspflichten, Gebote und Verbote deutlich reduzieren – sowohl aus Brüssel als auch aus dem Bund. Daher brauchen wir ein Gold-Plating-Verbot, damit sichergestellt ist, dass Österreich EU-Regeln nicht weiter verschärft. Gleichzeitig müssen bereits 'vergoldete' Regeln auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Zweitens müssen wir unsere Anstrengungen erhöhen, um die Netzkosten fairer auszugestalten, damit nicht länger jene bestraft werden, die so wie wir massiv in den Erneuerbaren-Ausbau investieren. Und drittens müssen wir weiterhin die internationale Vernetzung und den Freihandel forcieren. Klar ist: Wer die Zoll-Keule schwingt, trifft damit unseren Wohlstand. Wir müssen daher alle unseren Beitrag leisten, um Handelsbarrieren abzubauen und neue gar nicht erst entstehen zu lassen", erklärt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
"Es sind besondere Anstrengungen notwendig, um die Exportwirtschaft zu stärken, unter anderem im Bereich Gold Plating. Im Herbst wird es ein 'Chancenpaket Export' im Umfang von 15 Millionen Euro seitens der Bundesregierung geben, welches wir als Wirtschaftskammer sehr begrüßen. Das Halten bestehender Märkte und das Erschließen von neuen Zielmärkten ist kostenintensiv und benötigt klare Rahmenbedingungen. Gerade dafür braucht es EU-Handelsabkommen, da diese einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil für unsere Betriebe bringen. Im Rahmen der NÖ Wirtschaftsmission nach Japan zur EXPO 2025 haben wir deutlich gesehen, dass das bestehende EU-Japan-Abkommen eine win-win-Situation für beide Partner gebracht hat", ergänzt Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, der auf das Service der Wirtschaftskammer im Bereich Außenwirtschaft mit dem weltweiten Netz von über 100 Stützpunkten hinweist.
IV-NÖ-Präsident Kari Ochsner führt abschließend aus: "Ein Exportrückgang von 5,4 Prozent ist ein deutliches Warnsignal. Handelsbarrieren wie die drohenden US-Zölle verschärfen die Lage zusätzlich. Umso wichtiger ist es, dass die Politik in der wirtschaftspolitischen Offensive bleibt und angekündigte Reformen jetzt auch zügig umsetzt. Wir müssen unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken, gezielt neue Märkte erschließen und die Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftsräumen reduzieren. Gleichzeitig eröffnet Europa unserer Industrie drei große Chancen: Deutschlands 500-Milliarden-Infrastrukturpaket, die geplanten EU-Investitionen in Verteidigung sowie der Wiederaufbau der Ukraine. Wenn wir uns hier klug positionieren, schaffen wir die Trendwende und können neuen wirtschaftlichen Auftrieb gewinnen."