Der 45-jährige Deutsche befindet sich im Spital außer Lebensgefahr.
Ein 45-jähriger Deutscher aus dem Raum Duisburg war nach einem Sturz in einer Doline am Dachstein in Oberösterreich darin fünf Tage gefangen, hat dies aber überlebt. Er wurde mit viel Glück in der Nacht auf Donnerstag gefunden und geborgen. Der Rettungseinsatz brachte die Helfer an ihre Grenzen. Laut Klinikum Wels, in das er eingeliefert wurde, ist der Patient außer Lebensgefahr.
Der 45-Jährige war am Samstag zu der Tour zur Adamek-Hütte aufgebrochen. Weil er sich - untypisch für ihn - bis Montag nicht mehr meldete, erstattete sein Vater Vermisstenanzeige bei der deutschen Polizei. Die österreichische Exekutive fand sein Mietauto auf einem Parkplatz in Gosau. Es war schneebedeckt.
Der 45-Jährige war kurz vor dem Ziel 20 Meter tief in eine vom Schnee verdeckte Doline - eine ausgeschwemmte Öffnung im Kalkgestein - gestürzt. Er wurde verletzt und konnte aus dem engen Loch nicht mehr herausgelangen. Er hatte ein GPS-Gerät bei sich und verfügte so über seine Koordinaten. Diese wollte er per Mobiltelefon tagelang in einer SMS verschicken, doch die Notrufe gelangten wegen der schlechten Empfangslage erst am Mittwoch gegen Mitternacht an ihr Ziel.
Rettungseinsatz brachte Helfer an ihre Grenzen
Polizei und Bergrettung rückten umgehend aus und gerieten dabei an ihre Grenzen: Denn der Einsatz erfolgte trotz Dunkelheit bei einer Schneehöhe von einem Meter, Lawinengefahr und rundum Löchern von Dolinen, die vom Schnee verdeckt waren. Trotzdem fanden sie den Vermissten und bargen ihn. Der Notarzthubschrauber flog ihn das Klinikum Wels.
Dort wurde eine ausgerenkte Schulter und ein gebrochener Fuß sowie eine moderate Unterkühlung diagnostiziert, so der Primar des Institutes für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Klinkums Wels-Grieskirchen, Günter Huemer. Der Patient sei ein vergleichsweise junger sowie gesunder Mensch in exzellenter körperlicher Verfassung. Außerdem sei die Erstversorgung optimal gewesen. Deshalb werde er wohl in den kommenden zwei Tagen die Intensivstation verlassen können. Seine Eltern aus Deutschland werden in Wels erwartet.
Sehr geringe Überlebenschancen
Zu den Aussichten, wie und wie lange ein Mensch so einen Unfall überleben kann, stellte der Primar fest: "Da kommen wir jetzt in den spekulativen Bereich". Das hänge von der Konstitution des Patienten ab, der Umgebungstemperatur, den Verletzungen und ob er sich bewegen kann. Entscheidend sei auch der Flüssigkeits-Haushalt, weniger die Kalorienzufuhr. Im konkreten Fall wäre es möglicherweise noch ein bis zwei Tage gegangen.
Jedenfalls stimmen Ärzte, Retter und der Gerettete in ihren Aussagen überein, dass die Chancen, einen solchen Vorfall, wie er am Dachstein passiert ist, zu überleben, sehr gering sind und dazu eine große Portion Glück gehört. Allen ist die Freude anzusehen, dass der Notfall ein glückliches Ende gefunden hat. Schon 1985 - ebenfalls im November - hatte es ein "Wunder vom Dachstein" gegeben. Ein in Heidelberg stationierter US-Soldat stürzte damals bei der Überquerung des Dachstein ab, erlitt und dabei mehrere Brüche. Nach 19 Tagen wurde der bereits tot geglaubte Mann lebend gefunden. Ihm war seine militärische Ausbildung im "Überleben" zugutegekommen.