Gastronom ging auf Gäste los

Prügel-Wirt: Jetzt spricht das Opfer

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Weil sie sich beschwerten, bekamen mehrere Gäste die Faust des Wirtes zu spüren. 

Auf diesen Lokalbesuch am 1. Mai hätte der Buchhalter Markus S. aus Deggendorf – nachträglich betrachtet – liebend gern verzichtet. Der 40-jährige Niederbayer wollte in einem Gasthaus in Bad Schallerbach mit einem Freund zu Abend schmausen – beide bestellten Bärlauchsuppe und Putenschnitzel. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis das Essen endlich kam, und dann war es das Falsche. Als die beiden sich deshalb beim Wirt beschwerten, ging es rund. Am Ende standen insgesamt vier Gäste verletzt vor der Tür. Gegen den Wirt (56) wird auf freiem Fuß wegen Raufhandels ermittelt.

Derbe Gewalt-Szenen 
in der Gaststube

ÖSTERREICH: Können Sie schildern, was an dem Abend passiert ist?

Markus S.: Es war am frühen Abend von eurem Nationalfeiertag. Ich habe einen Freund besucht, wir gingen spazieren und danach waren wir hungrig. Auf die Suppe haben wir mal 50 Minuten gewartet. Als wir danach fragten, bekamen wir die erste patzige Antwort.

ÖSTERREICH: Von wem? Und was hat er gesagt?

S.: Der Wirt, der augenscheinlich betrunken und gestresst war, hat gemeint, dass wir uns die Suppe selbst aus der Küche holen können, wenn wir es eilig haben.

ÖSTERREICH: Wie ging es dann weiter?

S.: Zuerst kam statt der Bärlauch- eine Knoblauchsuppe, die wir zurückgeschickt haben, dann endlich die richtige Suppe, auf die wir sicher noch eine halbe Stunde gewartet haben. Schließlich wurde uns die falsche Hauptspeise, nämlich Würstel in einer Art Brotkorb, aufgetischt. Auch die haben wir natürlich an die Küche zurückgeschickt. Als wir uns erneut beschwert haben, ist der Wirt richtig ausgezuckt und hat uns als deutsche Arschlöcher beschimpft, die sich „schleichen sollen. Und zwar auf der Stell.“ Jetzt ist uns endgültig der Appetit vergangen. Wir wollten zahlen und gehen, da sind plötzlich die Schnitzel gekommen. Da schrie der Wirt: ‚Da, fresst’s des, weil des habt’s bestellt!‘ Und zack, hat er uns die Teller mit den Schnitzeln voll ins Gesicht geschmissen.“

ÖSTERREICH: Das kann jetzt aber nicht wahr sein?

S: Ich hab es auch nicht glauben können. Dann hat er wie von Sinnen auf uns eingeschlagen. Ich bin mit einer blutigen Lippe rausgeflüchtet. Mein Bekannter war leider nicht so schnell, den hat es schlimmer erwischt, und der bekam auch mit, wie der Wirt auf zwei weitere Gäste eingeprügelt hat.

ÖSTERREICH: Warum das?

S.: Die Familie hatte die Gewaltszenen gar nicht ausgehalten und wollte ebenfalls gehen. Dafür schlugen der Chef und zwei seiner Kellner mit den Fäusten auf den Mann und seinen älteren Vater ein (Die Familie ist aus dem Bezirk Kirchdorf/Krems. Die Betroffenen, 43 und 71, erlitten Abschürfungen, Hämatome und eine Gesichtsprellung, Anm. der Red.).

ÖSTERREICH: Hat denn niemand die Polizei alarmiert?

S.: Ja klar, aber das ist der nächste Skandal. Mindestens dreimal haben wir anrufen müssen. Anfangs hieß es nur, dass die Polizei nicht zuständig wäre, und dass wir uns einen Anwalt nehmen sollen, wenn wir Probleme mit dem Wirt haben. Als ich dann gesagt habe, dass es Verletzte gibt und dass hier vielleicht noch jemanden totgeschlagen wird, ist nach einer halben Stunde endlich eine Streife gekommen.

ÖSTERREICH: Was ist nach dem schlimmen Erlebnis passiert?

S.: Ich bin verglichen mit den anderen ja relativ glimpflich davongekommen. Ich hab aber meinem Ärger im Internet Luft gemacht und dabei gesehen, dass es in diesem Lokal mit diesem Chef schon öfters Schwierigkeiten und derbe Szenen gegeben hat. Außerdem werde ich zusammen mit den anderen Opfern gemeinschaftlich gegen den Mann vorgehen und ihn klagen, weil das war keine Rauferei, sondern eine richtige Körperverletzung.

ÖSTERREICH: Unsere Wirtschaftskammer zeigt zum Teil Verständnis für den Wirt, da so viel Druck auf der Gastronomie liege, Mitarbeiter fehlen und einem die Bewertungen im Internet zu schaffen machen.

S.: Bei uns in Bayern hätte der Typ schon längst die Konzession verloren.

Für den Wirt, der zu den Vorwürfen nicht erreichbar war, gilt die Unschuldsvermutung. (kor)

 

Prügel-Wirt: Jetzt spricht das Opfer
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