Nachdem von Samstag auf Sonntag auf einem Bauernhof in Eberschwang (Bezirk Ried im Innkreis) 100 bis 150 Kubikmeter Gülle ausgetreten und über einen Bach in die rund 45 Kilometer lange Antiesen gelangt sind, dürfte das Ökosystem auf etwa 15 Kilometer des Flusslaufs massiv geschädigt sein.
Wie sehr, wird erst nach umfangreichen Analysen feststehen, berichtete Theresa Raschhofer, Leiterin der Anlagenabteilung der Bezirkshauptmannschaft Ried am Dienstag.
Der Fischbestand habe die Güllewelle über weite Strecken nicht überstanden, sagte der Amtssachverständige für Chemie, Rainer Braun, von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes nach einem ersten Augenschein Dienstagnachmittag. "Es schaut aber so aus, als ob ein Teil der Makrozoobenthos (Kleinstlebewesen, Anm.) überlebt hat". Laut ersten Messungen seien Sauerstoff, pH-Wert und Leitfähigkeit in der Antiesen wieder in Bereichen, die man aus monatlichen Messungen kenne. Die Güllewelle sei durchgeflossen, habe sich in die Länge gezogen und durch Zuläufe verdünnt, wollte Braun aber noch weiter Richtung Mündung in den Inn Proben nehmen. Beim nächsten Regen würden möglicherweise noch Reste aus Tümpeln freigesetzt.
Alle Fische in verseuchtem Bereich tot
Das Ökosystem des Flusses sei jedenfalls massiv geschädigt. "Es ist doppelt bitter, weil der Oberlauf eines schönen stabilen Flusses betroffen ist, das macht die Wiederansiedelung schwieriger, weil von oben nichts nachkommt", sagte Klaus Berg, Geschäftsführer des oö. Landesfischereiverbands. Er ging davon aus, dass in dem betroffenen Bereich 100 Prozent der Fische verendet sind, Kleinlebewesen wie Insektenlarven und Kleinkrebse könnten zum Teil überleben.
Lebenwesen ersticken qualvoll
Das Schlimme an der Gülle sei ihre sauerstoffzehrende Wirkung, dass sie sich mit dem Wasser durchmischt und nicht wie Öl gebunden werden könne. "Die Lebewesen ersticken qualvoll, weil ihnen der Sauerstoff entzogen wird", erklärte Berg. Der Schaden sei deshalb abhängig von der Expositionsdauer. Die in der Antiesen heimischen Bachforellen und sehr schwer zu züchtenden Koppen haben einen hohen Sauerstoffbedarf, darum reichen wenige Minuten aus, bis die Fische ersticken. Ab dem nächsten größeren Zufluss, dem Rieder Bach, könne man davon ausgehen, dass die Verdünnung so hoch sei, dass "hoffentlich keine Schäden mehr eintreten", so Berg, der sich Dienstagnachmittag ein Bild an Ort und Stelle machen wollte.
Wiederaufbau dauert wohl drei Jahre
"Es ist bedauerlich, weil fast jährlich solche Ereignisse vorkommen, sei es wegen technischer Gebrechen, höherer Gewalt oder Vandalismus. Die Bauern, die überleben, werden größer und so auch die Güllegruben. Wenn so eine ausrinnt, ist dann auch der Schaden massiver", gab Berg zu Bedenken. Verglichen mit ähnlichen Fällen werde es wohl drei Jahre dauern den Fischbestand in der Antiesen, die in den Inn mündet, wiederaufzubauen.