1. Foto in Freiheit

ÖSTERREICH fand Frodl auf der Linzer Uni

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Als TV-Star wurde er berühmt, als Mörder machte er Schlagzeilen: Jetzt kommt Helmut Frodl (51) aus dem Gefängnis – nach 17 Jahren. ÖSTERREICH hat die ersten Fotos in Freiheit.

Montag, dieser Woche, um 17 Uhr in Linz: Ein unscheinbarer Mann verlässt die katholisch-theologische Privatuniversität in der Bethlehemstraße 20. Ausgewaschene Jeans, ein türkises Poloshirt, ein grauer "Lacoste“-Pullover, den blauen Mantel leger über den linken Arm gelegt. In der rechten Hand eine alte, abgetragene schwarze Aktentasche. Auf den ersten Blick könnte man den Mann für Harald Schmidt halten.

Er trifft sich in Linz mit einem Jesuiten-Pater
Tatsächlich handelt es sich um Helmut Frodl (51) - verurteilt wegen Mordes und nun auf dem Weg in eine Zukunft in Freiheit. Braun gebrannt, mit einem Lächeln im Gesicht, blickt er kontrollierend um sich und verlässt zügigen Schrittes das Uni-Gelände. Er ist unterwegs zu einem Termin. Ein Treffen mit seinem Freund, einem Jesuiten-Mönch im Elisabethinenspital. Eine Wegstrecke von 200 Metern, doch es dauert etwa 20 Minuten bis er ankommt. Denn zweimal läutet sein Handy.

Am Telefon: Seine neue Liebe Claudia
Beide Male telefoniert Frodl mit Claudia, der neuen Frau in seinem Leben. Die zwei flirten miteinander, ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Aber: Immer wieder blickt sich Frodl um, schaut in den Himmel, bleibt stehen, spricht leise, fast säuselnd. Er wird gehetzt, dann wieder wie ein verliebter Teenager.

Er kommt zwei Tage früher frei
Doch die Zeit drängt, denn er muss zurück. Noch genau 52 Nächte sind es, bis sein neues Leben beginnt. Am Freitag, den 12. Juni, gegen Mittag, wird Helmut Frodl wieder ein freier Mann sein. Der offizielle Enthaftungstermin ist zwar erst Sonntag der 14. Juni. Doch üblicherweise öffnen sich die Tore des Gefängnis bereits am letzten Werktag davor.

Der frühere ORF-Moderator und Liebling der Seitenblicke-Gesellschaft, der wegen Mordes an Tonstudiobesitzer Fritz K. zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, musste mehr als 6.200 Tage absitzen.

Fakt ist: Frodl hat bis heute seine Schuld nie öffentlich eingestanden. Doch er besteht darauf "sich grundsätzlich geändert zu haben“ und "zu sich zurückgefunden zu haben“. Er ist ein Musterhäftling, meist alleine, denkt viel nach und hat nur mit wenigen im Gefängnis Kontakt. Offen beantwortet er alle Fragen, die ihm Mithäftlinge stellen - die nach seiner Schuld nicht. Niemals.

Ohne Wache auf der Uni
In der Zeit seiner Haft ist viel passiert: Während der 17 Jahre hat Frodl Theologie an der Universität studiert. Hat in Rekordzeit seinen Magister gemacht und steht kurz vor der Doktorarbeit zum Thema "Sinn und Schuld“. Wurde er anfangs noch von einem Wachbeamten auf die Uni begleitet, so darf er diese nun - wie am Montag - im Alleingang besuchen.

Seine neue Liebe heißt Claudia. Er zieht zu ihr. Den Rest der Zeit muss er allerdings strikt in der Zelle absitzen und hat Gelegenheit, an sein neues Leben zu denken. Die Zukunft, sie hat einen Namen: Claudia, die neue große Liebe des geschiedenen zweifachen Familienvaters.

Erst vor zwei Jahren haben sie sich verknallt. Die fesche Claudia, die in einem großen Unternehmen im Büro arbeitet, kannte Frodl schon, als sie noch ein kleines Kind war und besuchte ihn immer wieder im Gefängnis. 2007 sprang der Funken über.

Die Wohnung in Wien ist bereits gemietet, klein aber fein. Natürlich gemeinsam mit Claudia. Bis zum Einzugstermin im Juni sollen die wichtigsten Dinge gekauft sein. Auch von seinen Ersparnissen. Denn im Gefängnis hat Frodl stets gearbeitet. Und in Wien warten angeblich bereits zwei Jobs auf ihn. Organisiert von seinem Top-Anwalt Nikolaus Lehner. Beide im Bereich des Marketings bzw. im Bereich der Medienarbeit. Eine Schweizer Firma mit Dependance in Wien soll einer der potenziellen Arbeitgeber sein.

Frodl will eine TV-Show. Frodl selbst träumt aber von viel mehr.
Sein Berufswunsch ist klar: Er selbst sieht sich als Moderator einer Talkshow, träumt von einem TV-Format bei dem er der Macher ist. Seine Gäste sollen Grenzgänger, die Gespräche noch dazu theologisch angehaucht sein. Karrierepläne, die in ihrer seltsam anmutenden Abgehobenheit doch wieder einen Gedanken aufkommen lassen: Dass der vom Gerichtspsychiater als „Borderliner“ diagnostizierte Frodl möglicherweise noch immer ein Grenzgänger zur Realität ist.

Norbert Minkendorfer leitet das Gefängnis Garsten, in der Frodl 17 Jahre gesessen ist. ÖSTERREICH führte mit ihm ein Interview: "Er hat sich geändert"

ÖSTERREICH: Was können Sie zur Freilassung von Helmut Frodl sagen?
Norbert Minkendorfer: Ich kann die Berichte bestätigen, dass er sich ausgezeichnet geführt und in den 17 Jahren seiner Haft auch garantiert menschlich geändert hat.

Frodl hat seine Tat nie gestanden. Bekennt er sich mittlerweile dazu?
Lassen Sie mich so formulieren: Wenn er sich nicht mit seiner Tat befasst und seine Schuld eingestanden hätte, auch vor dem Gutachter, hätte er nie die Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung gehabt.

Wie schätzen Sie Frodl ein?
Ich bin Frodl immer wieder begegnet, wenn er zum Rapport kam, weil er was genehmigt haben will. Ich war früher hier in Garsten 20 Jahre als Psychiater tätig. Ich kann Frodl als Mensch nach der langen Zeit einschätzen und kann nur sagen: Ich stehe seiner vorzeitigen Entlassung absolut positiv gegenüber.

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Den Mantel lässig über dem rechten Arm, "Lacoste"-Pullim schwarze Aktentasche.

Die Ähnlichkeit mit TV-Star Harald Schmidt ist verblüffend.

Frodl ist unbewacht, er kann sich völlig frei bewegen.

Er trifft sich mit einem Jesuiten-Pater, dann fährt er nach Garsten, OÖ, zurück

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