Wie werden die Behörden mit einem Speed-Junkie, der auf die Gesetze pfeift, fertig?
Es geht um jenen 27-jährigen Wiener mit bosnischen Wurzeln, der vergangenen Sonntag mit 191 km/h auf der Tangente und mit 130 km/h in einer 30er-Zone in Kaisermühlen ertappt und von einer Streife nur gestoppt werden konnte, indem sie den Audi A5 des Fast-and-Furious-Lenkers seitlich rammten. Irre: Der Verdächtige hatte gestohlene Kennzeichen, stand unter Drogeneinfluss und besitzt keinen Führerschein. Einen Alkotest verweigerte er und gegen die Festnahme wehrte er sich mit Tritten: Anzeige(n) auf freiem Fuß.
Er konnte wieder nur auf freiem Fuß angezeigt werden
Für die milde Behandlung bedankte sich der PS-Rambo, indem er sich nur drei Tage später wieder bekifft hinters Lenkrad setzte und Gas gab. Mit zwei Streifenwagen wurde die sofortige Anhaltung erzwungen. Wieder verweigerte Amir C. (Name geändert) den Alkotest, wieder waren die Kennzeichen gestohlen und noch immer hatte er keinen rosa Schein. Und wieder wurde er auf freiem Fuß angezeigt. Die strafrechtlichen Delikte sind für eine U-Haft jedoch zu gering. Noch ist keiner ernsthaft zu Schaden gekommen.
Die Verwaltungsstrafen allerdings haben es in sich – jetzt droht eine Rekordgeldstrafe. ÖSTERREICH hat von einem Polizei-Insider ausrechnen lassen, was Amir C. wohl berappen wird müssen:
Zweimal Lenken unter Beeinträchtigung von Suchtgift plus Alkohol am Steuer (die verweigerten Tests zählen wie Fahrten im Suff) macht mindestens 5.000 Euro. Dazu kommt zweimal Fahren ohne Lenkerberechtigung: 2.000 Euro. Außerdem gibt es für jedes einzelne von der Videokamera im Polizeiverfolgerauto aufgenommene Delikt (Drängeln, Schneiden, Spurwechseln ohne Blinken, Geschwindigkeitsübertretungen) eine Anzeige von 100 Euro aufwärts. Und hier geht man von 30–40 Delikten aus. So kommen mehr als 10.000 Euro zusammen. Hoffentlich wird ihm das eine Lehre sein. Es gilt die Unschuldsvermutung.
In Jugendszene jetzt ein gefeierter Held
Mit zwei rasanten Ausfahrten zur kleinen Berühmtheit gelangt ist Amir C. (laut seinen vielen Profilen auf sozialen Medien hat er „Pornografie“ studiert und ist selbstständig beim AMS, wobei er das Kürzel fürs Arbeitsmarkt-Service für sich und seine Kumpels als Auto Motor Sport hernimmt). Zur Person des öffentlichen Interesses mutiert, sieht sich der Rennbahnweg-Boy mit zwei Reaktionen konfrontiert: Unverständnis für den Unbelehrbaren von Erwachsenen und Postern, die harte Strafe, Haft oder Beschlagnahmung des Raser-Autos fordern; auf WhatsApp und in seiner eigenen Jugendszene wird der Bursche als Held gefeiert. Insider fürchten, dass andere Junge jetzt ebenfalls wie von Sinnen Gas geben, um aufzufallen.