Es habe sich um eine Schmerztherapie gehandelt, sagt der Angeklagte.
„Es geht um die Ehre und die Existenz meines Mandanten“, sagte Verteidigerin Margit Swozil. Seit Donnerstag muss sich ein praktischer Arzt aus dem Pinzgau wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz vor Gericht verantworten.
Drogenring
Der Fall schlug in Mediziner-, Polizei- und
Justizkreisen Wellen: Im Mai des Vorjahres hoben Drogenfahnder einen
Drogenring im Pinzgau mit fünf Dealern und 50 Abnehmern aus. Zentrale Figur
war der Zeller Andreas B. (41), der selbst schwer süchtig ist: „Er hat
Jugendlichen den ersten Schuss gesetzt, um sie als Kunden zu gewinnen“,
sagte Chefermittler Christian Voggenberger im November 2008 zu ÖSTERREICH.
Dezente Ermittlungen
Rasch geriet der Hausarzt des Drogenbosses
ins Visier der Fahnder. Die Ermittlungen wurden dezent im Hintergrund
geführt und ergaben: Der Mediziner soll seinem Patienten innerhalb eines
Jahres mehr als 2.000 Stück morphiumhaltige Schmerzmittel und 2.875
Valiumtabletten verschrieben haben.
Indirekter Vorwurf
Für die Anklage geht es nur um die
Überdosierung von Arzneien, die unter das Suchtmittelgesetz fallen.
Unausgesprochen steht jedoch der Vorwurf im Raum, Andreas B. habe mit den
Medikamenten, die ihm sein Arzt verschrieben hatte, auch seine Abnehmer
versorgt.
Muster-Arzt
Die Verteidigung präsentiert ihren Mandanten als
fürsorglichen Hausarzt: „Er besucht seine Patienten zu jeder Tages- und
Nachtzeit.“ Ärztekollegen hätten auch eine Petition für den Angeklagten
unterschrieben.
Für seinen Patienten habe der Arzt nur das Beste gewollt. Nach einem offenen Unterschenkelbruch seien alle Medikamente notwendig gewesen. Dass der Patient derzeit 2,5 Jahre Haft in Stein absitzt, verschwiegen die Verteidiger geflissentlich.
Der Prozess wurde vertagt – ein neues Gutachten soll erstellt werden. Dem Arzt drohen bis zu fünf Jahre Haft.