Schmelzwasser versperrt Rückweg

In Höhle gefangen: Kontakt zu Forscher aufgenommen

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Höhlentaucher drang zu Männern vor – Trio unverletzt, aber leicht unterkühlt.

St. Martin bei Lofer/Weißbach bei Lofer. In der Lamprechtshöhle bei Weißbach bei Lofer (Pinzgau) sitzen seit Donnerstag drei Höhlenforscher aus Polen fest. Den Männern ist der Rückweg ins Freie versperrt worden, nachdem Schmelzwasser in das Gangsystem eingedrungen war. Zu dem Trio bestand zunächst kein Kontakt, am späten Freitagnachmittag gelang es einem Höhlentaucher zu den Männern vorzudringen. Sie sind unverletzt, aber leicht unterkühlt und wurden mit heißem Tee versorgt.

Offenbar ist auch die Rettung der Männer in greifbare Nähe gerückt. "Der Pegel an der unter Wasser stehenden Stelle dürfte so weit sinken, dass sie herausschwimmen können, sobald sie sich aufgewärmt haben" sagte Monika Feichtner, die Leiterin der Höhlenrettung Salzburg am Freitagabend zur APA. Zunächst war befürchtet worden, dass noch Tage vergehen könnten, bis der Pegelstand so weit gesunken ist, dass die drei Polen die Höhle wieder verlassen können. Wie der Einsatzleiter der Höhlenrettung Salzburg, Gernot Salzmann, am späten Nachmittag der APA erklärte, würde der Wasserspiegel langsam, aber nach wie vor konstant sinken.

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© APA/HÖHLENRETTUNG/GADERMAYR
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Schmelzwasser eingedrungen

Die sehr warmen Temperaturen hätten am Donnerstag dazu geführt, dass viel Schmelzwasser in die Höhle eingedrungen ist und den gefahrlosen Rückweg aus dem sogenannten "Forscherteil" im Anschluss an die Schauhöhle unmöglich machte. "Das Wasser sammelte sich in einer Senke, das kann man sich wie einen Siphon vorstellen", erklärte Salzmann. Nun gelte es zu warten, bis kein weiteres Schmelzwasser mehr in das Höhlensystem eindringe und das Wasser in den Gängen wieder bis zur Begehbarkeit abgelaufen ist.

Bei den Männern handelte es sich laut dem Einsatzleiter um Vollprofis, von denen mindestens einer die Höhle sehr gut kenne. Die drei Teilnehmer der angemeldeten Expedition seien mit Extremsituationen vertraut. "Sie sind gut ausgerüstet, in der Höhle gibt es auch Rettungsnischen mit Decken sowie Notausrüstung", sagte Feichtner.

Am frühen Freitagnachmittag waren mehrere Spezialtaucher der Höhlenrettung an Ort und Stelle eingetroffen. "Ziel ist es, eine Kommunikationsverbindung zu den Männern herzustellen, zu schauen, ob es ihnen gut geht, und sie mit Zusatzmaterial und Proviant zu versorgen", sagte Salzmann vor dem Tauchgang der Spezialisten. Ihm zufolge sei der erste zu durchtauchende Siphon etwa 20 Meter lang und eineinhalb bis drei Meter tief mit Wasser gefüllt. Fest stehe auch, dass die drei Höhlenforscher nicht selbst heraustauchen werden. "Dafür muss man ein absoluter Spezialist sein", erklärte am Freitag auch Höhlenretter Wolfgang Gadermayr.

Forscher wollten tektonische Beschaffenheit erkunden

Die drei Polen waren am Donnerstag gegen 8.00 Uhr in die Höhle gestiegen, um die tektonische Beschaffenheit der Region zu erkunden, was in der Höhle genauer zu dokumentieren sei. Sie hätten gegen 19.00 Uhr wieder herauskommen sollen, ein Forscherkollege und Höhlenretter, der ihnen etwas zu Essen bringen wollte, stieß im Forschungsteil der Höhle aber auf den unter Wasser stehenden Siphon und konnte nicht mehr weiter. Er war es auch, der schließlich Alarm schlug.

Die drei Männer wurden nun nur wenige hundert Meter vom touristisch erschlossenen Schauhöhlenteil entfernt im sogenannten "Lamprechtsdom" entdeckt. Die Lamprechtshöhle - sie ist auch als Lamprechtsofen bekannt - gilt als längste Durchgangshöhle der Welt und zählt mit einer Gesamtausdehnung von 62 Kilometern zu den größten Höhlensystemen Europas. Wie Höhlenretterin Feichtner zur APA sagte, sei es aber keine Möglichkeit für die drei Männer, am anderen Ende der Höhle auszusteigen. "Das würde nicht nur mehrere Tage dauern, sondern ist technisch sehr schwierig."

Wegen des ebenfalls niedrig liegenden Höhleneingangs ist es in der Vergangenheit immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen. Betroffen war meist der kurze touristisch erschlossene Teil am Höhleneingang - die in den Sommermonaten geöffnete Schauhöhle. So wurden im August 2016 nach starken Regenfällen sieben Menschen - darunter zwei Kinder - in der Höhle eingeschlossen, nachdem im Eingangsbereich das Wasser plötzlich stark angestiegen war. Unmittelbare Gefahr bestand nicht, die Besucher mussten aber bis zum Absinken des Wasser in der Höhle ausharren.

2013 saßen gleich 26 Menschen fest

Im August 2013 saßen gleich 26 Menschen etliche Stunden unter der Erde fest. Auch damals hatte starker Regen den tief liegenden Eingang unter Wasser gesetzt. Die Gruppe - zufällig zusammengewürfelte Familien oder Einzelpersonen vor allem aus Deutschland - kam nicht mehr rechtzeitig ins Freie und musste im Höhleninneren ausharren bis das Wasser zurückging. Auch im Juni 2002 begann der in der Höhle verlaufende Bach rasch zu steigen, mehrere Besucher wurden vom Wasser eingeschlossen. Eine 62-Jährige stürzte beim Versuch, trotz Überflutung des Weges den Ausgang zu erreichen. Sie zog sich einen Bruch zu. Am Abend konnten alle Besucher die Höhle ohne Gefahr verlassen.

Die Lamprechtshöhle - sie liegt im Gemeindegebiet von St. Martin bei Lofer - ist darum mit einem Frühwarnsystem ausgestattet, das Alarm schlägt wenn der Wasserpegel in der Höhle gefährlich hoch wird. Besucher haben dann in der Regel noch genug Zeit, zum Höhlenausgang zu gehen.

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