Der Brasilianer erbat sich Bedenkzeit, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Er hatte eine 75-jährige Frau ausgeraubt und anschließend mit einem Ast erschlagen.
Ein 18-jähriger Brasilianer ist am Dienstag im Grazer Straflandesgericht wegen schweren Raubes und Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Ihm wurde vorgeworfen, im Juli 2007 eine 75-jährige Weststeirerin zunächst beraubt und dann mit einem Ast erschlagen zu haben. Der Angeklagte erbeutete dabei ganze 30 Euro. Die Tat wurde erst nach eineinhalb Jahren aufgeklärt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
75-Jährige mit Ast erschlagen
Der Brasilianer wuchs in den
Favelas (Armenviertel, Anm.) von Rio de Janeiro auf, bevor er vor einigen
Jahren ins weststeirische Deutschlandsberg zog. Als er im Juli 2007 - damals
knapp 17-jährig - kein Geld hatte, entschloss er sich zu dem Überfall. Er
sah die betagte Frau auf einem Weg am Waldrand und wollte er ihr die
Handtasche wegreißen. "Nein, nein, ich muss noch einkaufen", soll das Opfer
gerufen und sich dabei gewehrt haben. Daraufhin schlug der Bursche der
75-Jährigen mit der Faust ins Gesicht, bis sie schließlich am Boden lag. Er
nahm die Tasche mit der Beute von ganzen 30 Euro, kehrte aber noch einmal
um, weil ihm einfiel, dass sie ihn wegen seiner dunklen Hautfarbe sofort
wiedererkennen würde. Also zog er die Schwerverletzte in den Wald und schlug
ihr mit einem dicken Ast mehrmals auf den Kopf.
Klärung des Falls dauerte eineinhalb Jahre
"Ich glaube, dass
sie schnell gestorben ist und dass er das auch noch bemerkt hat", meinte
Staatsanwalt Johannes Winklhofer. Denn der Angeklagte deckte den Körper zur
Gänze mit Laub und Zweigen zu. Einige Tage später wurde die Leiche entdeckt,
die Aufklärung des Falls dauerte aber eineinhalb Jahre. Erst als der Bursche
mit Freundinnen über den Mord sprach, wurde er nochmals von der Polizei
einvernommen und war schließlich geständig. Der 18-jährige blieb aber dabei,
er habe die Frau nicht töten wollen, sondern nur gehofft, dass sie durch
Schläge auf den Hinterkopf ihr Gedächtnis verliert.
"Kalter, berechnender Mörder"
"Er ist kein kalter,
berechnender Mörder", meinte auch der Verteidiger. "Dummheit und Geldgier"
hätten den Brasilianer zur Tat getrieben, er habe aber nie gedacht, dass
sein Opfer sterben könne. "Haben Sie kein Mitleid gehabt mit der alten
Frau?", fragte eine der Geschworenen. "Mit mir hatte auch nie jemand
Mitleid. Ich habe hier aber gelernt, Mitleid zu haben, aber damals habe ich
an so etwas nicht gedacht", spielte der Beschuldigte auf seine Kindheit in
den Slums der Großstadt an.
Hohe Intelligenz
Der psychologische Sachverständige Roland Bugram
bescheinigte dem Angeklagten "hohe Intelligenz und hohe soziale Kompetenz".
Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass der Beschuldigte in den Favelas von
Rio de Janeiro "mit Sicherheit sehr früh mit schwierigen Lebensbedingungen
konfrontiert" worden war. Insgesamt hat der 18-jährige Brasilianer laut
Psychologe "keine gestörte oder abnorme Persönlichkeit".
Die Geschworenen befanden den 18-Jährigen einstimmig für schuldig des schweren Raubes und des Mordes. Der Angeklagte erbat sich Bedenkzeit, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.