Tabakgesetz

300 Grazer Wirte angezeigt

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Die Anzeigenwelle gegen Grazer Wirte, die angeblich gegen das Tabakgesetz verstoßen, rollt weiter. Insgesamt liegen bereits 300 Anzeigen vor.

Mehr als 100 Anzeigen sind seit Jänner beim Magistrat eingegangen. Am Dienstag übergab Dietmar Erlacher, Obmann der Selbsthilfegruppe „Krebspatienten für Krebspatienten“, der Stadt Graz 181 weitere Anzeigen gegen Grazer Gastronomen. Die Initiative Rauchfreie Gaststätten hat in den letzten Wochen 190 Lokale in Graz überprüft.

Lob für SC Seiersberg
Erlachers Fazit: „Die Kennzeichnung, ob Raucher- oder Nichtraucher-Lokal, ist oftmals eigenartig.“ Deshalb, so Erlacher, „kommt es jetzt leider zu 181 Anzeigen“. Die „Rauchersheriffs“ waren auch in Einkaufszentren, die seit 2005 rauchfrei sein müssten, unterwegs. In einem Lokal im Shopping Nord sei es bei den Kontrollen sogar zu „Tätlichkeiten“ gekommen, so Erlacher. Die Geschäftsführung habe sich aber inzwischen entschuldigt. Lob gibt es dagegen für die Shopping City Seiersberg, die als einziges Einkaufszentrum Österreichs gänzlich rauchfrei ist. Dafür gibt es als Auszeichnung die „Goldene Orange“.

25 Wirte bestraft
Erlacher, selbst Krebspatient, verteidigt die Privatkontrollen mit dem Hinweis auf das „Raucherland Österreich“: „Uns bleibt nur mehr Selbsthilfe im System übrig.“ Unter www.rauchersheriff.at könne man anonym und kostenlos „Qualm-Lokale“ melden, ruft Erlacher gleich zu neuen Anzeigen auf. VP-Gemeinderätin Verena Ennemoser begrüßt die Kontrollen: „Solche Aktionen sind sinnvoll, wenn sie der Sache dienen. Wir gehen allen Anzeigen nach.“ Bisher seien aber nur 25 Wirte bestraft worden. Das Strafreferat der Stadt sei unterbesetzt, kritisiert Erlacher: „Der Referatsleiter hat mir gesagt, dass er auf den Sommer wartet. Dann bekommt er Praktikanten und kann die Anzeigen abarbeiten.“

Nagl will „klare Lösung“
Erlacher, der für ein generelles Rauchverbot in Lokalen kämpft, hofft, dass das Gesetz bald verschäft wird. Die steirische Landtag trete bereits für ein Totalverbot ein, auch andere Länder müssten Druck auf den Bund machen, so Erlacher. VP-Bürgermeister Siegfried Nagl sieht das genauso: „Das Gesetz ist eine Halblösung.“ Er fordert eine „klare Entscheidung der Politik für Gäste, Wirte und Personal im Sinne des Nichtraucherschutzes“. Die Wirtschaftskammer reagiert dagegen verschnupft auf die Anzeigenflut. Das sei eine „Kriminalisierung einer ganzen Branche durch selbst ernannte Rauchersheriffs“, wettert WK-Ober-Gastronom Karl Wratschko.

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