Jörg und sein Mann Paul-Bernhard trauen sich in Graz. Das Paar ist über die "positive Stimmung" erfreut.
Schauplatz Grazer Amtshaus, Schmiedgasse: Im dritten Stock, rechts ganz hinten, brüllt eine Beamtin ins Telefon, dass es auch für die draußen Wartenden noch hörbar ist, ein junger Schwarzer flucht auf der Suche nach einem Raum, vermutlich dem Staatsbürgerschaftsreferat. Man könnte sich das Ambiente, wo Jörg und Paul-Bernhard ihre Partnerschaft eintragen lassen , wirklich stilvoller vorstellen. Sie sind das erste steirische Paar, das sich traut.
Offiziell Mann und Mann
Das "Verfahren" - wie es im Amtsdeutsch
heißt - dauert rund eine Stunde. Danach dürfen sich die beiden Akademiker
nach drei Jahren in "wilder Ehe" auch offiziell als Mann und Mann
bezeichnen. Das Wort "verpartnert" kommt den beiden frisch vermählten aber
nicht über die Lippen: "Man sagt ja landläufig auch nicht Eheschließung,
sondern Hochzeit," so der 34-jährige Jörg noch sichtlich aufgeregt ob des
großen Medienrummels um ihn und seinen 47-jährigen Mann.
Flitterwochen in Lissabon
Für beide sei die Möglichkeit der
Eintragung doch etwas überraschend gekommen, denn bis zwei Tage davor war
nicht sicher, ob die Dokumente und Formulare komplett sein würden. "Auch die
Beamtin musste natürlich für das erste Mal einige Vorbereitungen treffen,"
erklären die beiden. Als klar war, dass es am Donnerstag klappen wird, haben
sich die beiden auch gleich ihre drei Tage Sonderurlaub genommen. Ab in die
Flitterwochen geht es aber erst im Frühjahr, nach Lissabon, auf Kulturreise.
Trotzdem Unterschiede zur Hochzeit
Davor steht noch die
"Hochzeitsfeier" an, die in einer Woche im engen Familien- und Freundeskreis
über die Bühne gehen soll. Leider sei eine Feier im Anschluss an den
Formalakt wegen der Amtszeiten - die bekanntlich nur unter der Woche sind -
nur schwer möglich. Dieser Unterschied zur heterosexuellen Verehelichung
ist nur einer der Kritikpunkte, die das Paar aufzeigen will. Dass ihnen das
Schloss Eggenberg als Wunschlocation verwehrt blieb und auch ein gemeinsamer
"Nachname" statt Familienname vom Gesetz verlangt wird, ist den beiden
ebenso ein
Dorn im Auge .
"Ihr habt lange warten müssen, aber wir auch."
Jörg
und Paul-Bernhard sind schon drei Jahre ein Paar. Seit längerem warten sie
auf das Gesetz, um "auch vor dem Staat und der Gesellschaft Verantwortung
füreinander zu übernehmen". Nach den Unterschriften erklärt die Beamtin
knapp: "Sie sind nun das erste Paar in Graz, das eingetragen ist." Als die
beiden dann aus dem Amtszimmer vor die versammelten Medien treten, meint
Paul-Bernhard: "Ihr habt lange warten müssen, aber wir auch."
Arbeitskollegen - beide sind im Universalmuseum Joanneum beschäftigt - streuen Rosenblätter und reichen Sekt, das Paar zeigt stolz seine Ringe. Erleichtert und aufgewühlt, aber erfreut über die insgesamt "positive Stimmung bei der Eintragung", nehmen sie Glückwünsche u.a. von der Grünen Vizebürgermeisterin Lisa Rücker entgegen. Geschenke hat sich das Paar keine gemacht - für sie sei das größte Geschenk "das gemeinsame Leben".