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Mordversuch

Teenie-Zechpreller überfuhren Sushi-Wirtin

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Eine 16-Jährige und ein 18-Jähriger mussten sich am Dienstag vor dem Landesgericht in Graz wegen versuchten Mordes verantworten. Das Opfer kam im Rollstuhl. 

Die mutmaßlichen Zechpreller sollen im August 2023 in Linz auf der Flucht Wirtin eines Sushi-Lokals  überfahren und schwer verletzt haben. Die Asiatin (41) war auf das Paar, das ohne zu zahlen gegangen war, aufmerksam geworden und folgte diesem. Der junge Mann (18) und die junge Frau (16) rannten zu einem geparkten Auto und stiegen ein. Als sich Restaurantbesitzerin vor den Wagen stellte, stieg die Fahrerin aufs Gas und überrollte die 41-Jährige. Danach flüchtete das Paar. 

Das Opfer überlebte schwer verletzt und musste bisher sechs Mal operiert werden. "Ich habe noch immer Schmerzen", erzählte sie bei ihrer Befragung.

"Der Vorfall ist der bisherige traurige Höhepunkt der Straftaten der beiden", beschrieb Staatsanwältin Katharina Tauschmann den Werdegang der beiden Angeklagten. Die noch nicht 17-Jährige und der 18-Jährige waren mehrfach wegen kleineren Delikten wie Ladendiebstahl, unbefugt mit dem Auto fahren oder Aufbrechen von Zigarettenautomaten aufgefallen, hatten auch kleinere Strafen kassiert. "Eine höchst problematische Entwicklung zeichnete sich ab. Man hat das Gefühl, den beiden ist inzwischen alles egal", so die Anklägerin.

Im August vorigen Jahres beschlossen die beiden "von zuhause abzuhauen", so die Anklägerin. Sie nahmen das Auto der Mutter des Beschuldigten und fuhren von der Steiermark nach Linz. Dort gingen sie in ein Lokal und wollten ohne zu bezahlen verschwinden. Der Kellner und die Chefin liefen ihnen nach. Die Jugendlichen sprangen ins Auto und fuhren los. Als sich die Wirtin ihnen in den Weg stellen wollten, fuhr die 16-Jährige einfach weiter. Später gab sie an, sie habe die Frau nicht gesehen. "Es grenzt an ein Wunder, dass die Frau überlebt hat", betonte die Staatsanwältin. Die Lenkerin, die schon länger Auto fährt - ohne Führerschein - gab an, sie habe gedacht, sie sei an eine Gehsteigkante gestoßen. Erst später hätte sie aus den Medien erfahren, was tatsächlich passiert sei.

Opfer mit Rollstuhl im Gericht

Verteidiger Bernhard Lehofer führte für seine Mandantin ins Treffen, dass sie "etwas verloren in ihrer Entwicklung" gewesen sei. Als sie ins Auto sprang, fiel ihr das Handy hinunter. Sie suchte es, fuhr gleichzeitig los und erfasste die Frau, die stürzte und teilweise überrollt wurde. Das Mädchen habe niemals in Kauf genommen, die Frau zu töten, betonte der Anwalt: "Sie hat in Wirklichkeit gar nichts gedacht", war der Verteidiger überzeugt und ortete ein "panikartiges Verhalten".

Der Anwalt des 18-Jährigen erklärte, sein Mandant, der als Beitragstäter angeklagt ist, fühle sich nicht schuldig. Auf Antrag der Verteidigung wurde die Öffentlichkeit während der Befragung der beiden Angeklagten ausgeschlossen.

Das Opfer wurde von einem Krankentransport im Rollstuhl ins Gericht gebracht und musste stundenlang auf die Befragung warten. Die Frau erzählte vor dem Verhandlungssaal, sie habe nach wie vor Schmerzen und könne nicht arbeiten.

Die Wirtin des Sushi-Lokals gab an, sie habe nicht gleich bemerkt, dass die beiden Jugendlichen nicht bezahlt hätten. Als es ihr klar wurde, lief sie den beiden zusammen mit einem Kellner nach. Der Kollege wollte die Beifahrertüre aufmachen, was ihm aber nicht gelang. Sie selbst stellte sich vor das Auto: "Ich wollte mit dem Handy ein Foto machen, dann ist das Auto losgefahren und ich bin gestürzt", schilderte sie den Vorfall vor Gericht. "Ich wollte seitlich weggehen, aber das war zu schnell, die sind schon losgefahren", erzählte sie weiter. "Wie geht es Ihnen heute?", fragte Richterin Katharina Schenk. "Nicht gut, ich habe Schmerzen im Rücken und im Bein", antwortete die Frau. Bisher wurde sie sechs Mal operiert, ein bis zwei Eingriffe seien noch geplant.

Für den Nachmittag waren weitere Zeugenbefragungen geplant, ein Urteil sollte am Abend erfolgen.

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