Am Zebrastreifen niedergestoßen, im Spital gestorben, keine Spur vom Unfallfahrer – das Schicksal der Studentin Sabrina P. bewegt Österreich.
Es war in der Nacht zum Sonntag in Graz. Wie ÖSTERREICH berichtete, war die Kärntnerin Sabrina P. kurz vor Mitternacht auf dem Heimweg zu ihrer Studentenbude und ging zu Fuß. Weil ein Gewitter über der steirischen Hauptstadt niederging, schob die angehende Biologie-Lehrerin ihr altes, silberlackiertes Fahrrad. Und überquerte den Joanneumring nicht auf dem Radweg, sondern auf dem Schutzweg für Fußgänger.
Da es für die folgenden Szenen offenbar keine Zeuge gibt, kann die Polizei derzeit nur mutmaßen, ob Sabrina bei Grün die Fahrbahn querte oder ob der Autofahrer, der Rot hatte, stehen hätte bleiben müssen. Zudem wird die Ampelanlage gegen 24 Uhr ausgeschaltet - den genauen Zeitpunkt muss die Kripo erst mit dem Magistrat abklären.
Schädelbruch
Eines steht fest: Der oder die Unbekannte
touchierte Sabrina mit dem Auto so heftig, dass die 26-Jährige stürzte und
sich tödliche Kopfverletzungen zuzog. Michael Hartl vom Landeskriminalamt:
"Laut Obduktion wurde das Opfer mit der Stoßstange in Höhe der Knie
angefahren. Es war also kein Geländewagen, sondern ein Van oder eine normale
Limousine.“
Keine Spuren
Das schwerwiegendste Problem bei den Ermittlungen:
Der Wolkenbruch hat sämtliche Spuren der Karambolage inzwischen
"weggewaschen“. Die Beamten fanden nicht einmal Lackteile, die bei dem Crash
weggesplittert sein müssen.
Mittlerweile bei der Polizei gemeldet hat sich jene Frau, die die Sterbende aufgefunden und einen Taxler angehalten hatte, der die Rettung alarmierte. Ob die Grazerin mehr – vielleicht sogar den davonrasenden Pkw des Fahrerflüchtigen – gesehen hat, stand bei Redaktionsschluss noch aus.
Gewissen
Die größte Hoffnung der Kriminalisten aber ist, dass den
Unfalllenker das schlechte Gewissen packt und dass er sich von sich aus
stellt. Michael Hartl: „Es geht um das Delikt der fahrlässigen Tötung.
Vielleicht kann der Fahrer auch glaubhaft machen, dass er den Crash im Regen
nicht bemerkt hat.“
Kreatives Radfahren
Die Stimmung in Moosburg, dem Heimatort von
Sabrina P., ist indes erdrückend. Für ihren Vater, Professor an einem
Gymnasium, für die Mutter und den 15-jährigen Bruder brach eine Welt
zusammen. Auch bei den vielen Freunden der Studentin - die Barbapapas,
Indien-Reisen, Rockmusik, Fête-Blanche-Partys, das Dorfleben in Kärnten
mochte - ist die Trauer groß. Eines ihrer Hobbys in Graz (schrieb Sabrina
auf ihrem Studentenprofil im Internet) war "kreatives Radfahren im
Stadtverkehr“. Wäre sie in dieser Nacht nur mit dem Rad gefahren!