Nach Tod von 3-Jähriger

Weiter Aufregung um Jackson-Droge

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Der Tiroler Landessanitätsrat hat sich für Propofol ausgesprochen.

Nach dem Tod eines dreijährigen Mädchens in der Innsbrucker Kinderklinik ist am Dienstag der Tiroler Landessanitätsrat zu einer Sitzung zusammengetroffen und hat über das bei dem Kind verabreichte Narkosemittel Propofol beraten. "Der Landessanitätsrat ist zum Schluss gekommen, dass Propofol - altersunabhängig - wie bisher für die Einleitung der Narkose und die totale intravenöse Anästhesie zum Einsatz kommen soll", teilte Landessanitätsdirektor Christoph Neuner in einer Aussendung am Abend mit.

Dosierung
"Aus unserer Sicht sind hohe Dosierungen über einen langen Zeitraum nicht zu empfehlen, da es in diesem Zusammenhang zu Komplikationen kommen kann", fügte er hinzu. Propofol sei seit Beginn der 1980er Jahre im Einsatz und unverzichtbarer Bestandteil der Anästhesie und Intensivmedizin. Dabei handle es sich um ein hochwirksames, durch seine kurze Wirkdauer auch sehr gut steuerbares Narkosemittel, erläuterte der Landessanitätsrat weiter. Deshalb sei es in den letzten 20 Jahren auch zunehmend bei Kindern eingesetzt worden.

In den 1990er Jahren seien erste Berichte über Komplikationen aufgetreten, zunächst bei Kindern, später auch bei Erwachsenen. Bis zum Jahr 2008 seien im Zusammenhang mit Propofol 20 Todesfälle bei Kindern und 18 bei Erwachsenen dokumentiert. Angesichts der gewaltigen Einsatzzahlen weltweit - schätzungsweise wurden bisher 330 Millionen Menschen mit Propofol behandelt - sei dies eine sehr geringe Zahl, führte der Landessanitätsdirektor weiter aus.

Zwischen 2004 und 2008 sei von medizinischen Fachgesellschaften die Empfehlung abgegeben worden, dass Kinder unter dem 16. Lebensjahr nicht mit Propofol zu sedieren seien und dass eine Dosis von vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde und eine Dauer von 48 Stunden nicht überschritten werden sollten. Grundsätzlich sei Propofol ein geeignetes und erprobtes Narkosemittel, das insbesondere bei Kurzzeiteinsätzen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen zeige, hieß es in der Stellungnahme des Landessanitätsrats.

Das dreijährige Mädchen war am 15. Oktober in das Bezirkskrankenhaus Schwaz eingeliefert worden, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt hatte. Von dort war das Kind aber umgehend an die Innsbrucker Klinik überwiesen worden. Noch am selben Tag wurde unter Narkose eine endoskopische Untersuchung der oberen Atemwege vorgenommen. Die Narkose - vorerst war von mindestens 36 Stunden die Rede, am Dienstag wurden laut Krankenbericht 46 Stunden bekannt - war laut der ärztlichen Direktorin ohne Zwischenfälle verlaufen. Das Kind wurde danach routinemäßig auf die Intensivstation verlegt und weiterbehandelt. Dort kam es zu einer Verschlechterung, die schließlich in ein Multiorganversagen des Kindes mündete.

Der Landessanitätsrat sei ein unabhängiges medizinisches Expertengremium zur Beratung der Landesregierung in Angelegenheiten des Gesundheitswesens und bestehe aus 16 ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern verschiedener medizinischer Fachrichtungen. Er sei unabhängig und weisungsfrei.

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