Knapp vier Monate nach Inkrafttreten des neuen Rauchergesetzes wird jetzt die Schwelle von 1.000 Anzeigen überschritten. Auch Star-Gastronom Charly Temmel musste in Graz Strafe zahlen.
Das umstrittene neue Rauchergesetz macht auch vor Hollywood-Stars nicht halt: Charly Temmel, der Besitzer des Operncafés in Graz, musste vergangene Woche 100 Euro Strafe bezahlen, weil im Lokal gegen die neuen Raucher-Regeln verstoßen wurde.
Arnies Lieblingswirt
Temmel ist das bisher prominenteste Opfer
des Gesetzes. Er lebt seit Jahren in Los Angeles, wo der „Eiskönig“ aus Graz
mehrere Eisdielen und seit Herbst auch ein exklusives Restaurant betreibt.
Schwarzenegger und Temmel kennen sich seit Jahren gut. So gut, dass der
Governator auch in Temmels neuem Restaurant Plate in Malibu Kaiserschmarren
und Apfelstrudel bekommt, obwohl das gar nicht auf der Karte steht.
Der Legende nach war es Arnold Schwarzenegger persönlich, der Temmel dazu überredete, in Kalifornien einige Filialen zu eröffnen.
Strafe persönlich bezahlt
Kein Wunder, dass der „Eiskönig“
die Strafe gelassen nahm und nicht lange fackelte: Bei einem Heimaturlaub in
der Steiermark bezahlte er die 100 Euro vergangene Woche gleich persönlich –
vorschriftsmäßig im Referat für Straf- und Vollstreckungsangelegenheiten der
Bau- und Anlagenbehörde Graz.
Rund 1.000 Anzeigen
Temmel ist einer von bisher 100 Wirten, die
in Graz seit Jänner wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Tabakgesetz
angezeigt wurden. In Wien wurden bis zuletzt bereits 660 Anzeigen gezählt,
in Linz sind es 80. In St. Pölten knapp 20, in Innsbruck 40. Österreichweit
wurde dieser Tage erstmals an der 1.000-Anzeigen-Marke gekratzt.
„Wettbewerbsnachteile“
Die Wirte wollen sich diese
Anzeigen-Flut jetzt nicht mehr gefallen lassen. Denn vor allem jene, die
sich an das Gesetz halten, klagen ohnehin bereits über Umsatzeinbußen. Ein
Problem, für das sogar Nichtraucheraktivist Robert Rockenbauer Verständnis
zeigt. „Die Ausnahmen und Übergangsfristen haben zu einem schwerwiegenden
Wettbewerbsnachteil jener geführt, die diese nicht in Anspruch nehmen
können.“ Rockenbauers Lösung ist radikal: „Wenn schon ein Rauchverbot, dann
eines ganz ohne Ausnahmen.“
Einsprüche
Innerhalb der Gastronomie hat sich jetzt eine
Front gegen die Anzeigen gebildet. In Oberösterreich erheben immer mehr
Gastronomen Einspruch, die Wirte des Einkaufszentrums PlusCity wollen jetzt
sogar gemeinsam mit einem Anwalt geschlossen gegen die Strafen vorgehen. Das
Land Oberösterreich hat auf den Aufschrei der Lokalbesitzer reagiert.
Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer wurde ein Zuschuss für jene Lokale
beschlossen, die aufgrund der Gesetzeslage zu Umbauten gezwungen sind. Rund
1.000 Wirte sind betroffen, die Unterstützung kann sich im Einzelfall auf
25.000 Euro belaufen.
Prämie
Und auch in der Steiermark findet das Programm zur
finanziellen Unterstützung von Lokalen, die völlig rauchfrei werden, immer
mehr Anklang. Diese von Gesundheitslandesrat Helmut Hirt (SPÖ) ins Leben
gerufene 1.000-Euro-Jahres-Prämie hat bereits 360 Wirte angelockt. Noch bis
30. Juni läuft die Anmeldefrist. Mit dem derzeitigen Gesetz ist Hirt
jedenfalls unzufrieden: „Für mich wäre ein allgemeines Rauchverbot am
besten. Da es bei diesem Gesetz fast keine Kontrollen gibt, ist es logisch,
dass sich bisher fast nichts geändert hat.“