Rund 800 Abgängigkeitsanzeigen werden jährlich in Österreich erstattet.
Etwa ein Viertel der Vermissten sind Minderjährige, so Oberst Helmut Greiner vom Bundeskriminalamt. "80 Prozent tauchen nach kurzer Zeit wieder auf". Einer von ihnen ist ein 26-jähriger Wiener, der dreieinhalb Wochen abgängig war und Mitte Dezember in der Wiener Innenstadt bewusstlos und mit Gedächtnisverlust aufgefunden wurde.
Mann nach drei Wochen aufgetaucht
Der Mann aus dem Bezirk Währing
war am 20. November zuletzt auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz bei einem
Elektrokonzern in Landstraße gesehen worden, sagte der Oberst und bestätigte
damit einen entsprechenden Bericht in der Gratiszeitung "Heute"
(Mittwochausgabe). Am 14. Dezember fand ein Arbeitskollege den bewusstlosen
Techniker am Schwedenplatz. "Er leidet an Gedächtnisverlust und weiß nicht
einmal mehr seinen eigenen Namen", sagte der Kriminalist.
Derzeit gehen die Ermittler nicht von einem Gewaltverbrechen aus, da der 26-Jährige keine schwerwiegenden Verletzungen hat. Was sich in diesen dreieinhalb Wochen tatsächlich ereignet hat, liegt laut Polizei im Dunklen.
Auch lang zurückliegende Fälle
Andere Vermisste tauchen
auch nach Jahren nicht wieder auf. In der Datenbank des Bundeskriminalamts
schlummern auch Fälle von seit Jahrzehnten Verschwundenen. Seit Anfang
Dezember des Vorjahres ist beispielsweise eine 32-jährige Architektin aus
Wien-Donaustadt verschwunden. Die Mutter wurde noch dabei beobachtet als sie
an jenem Tag in der Früh in ein dunkles Auto einstieg. "Seither ist
jeglicher Kontakt zu ihr abgebrochen", sagte Greiner. Dass jemand plötzlich
abtaucht sei aber extrem selten.
Julia Kührer seit Juni 2006 verschwunden
Seit Ende Juni 2006
ist auch ein 16-jähriges Mädchen aus Pulkau in Niederösterreich wie vom
Erdboden verschluckt. Julia Kührer wurde am 29. Juni das letzte Mal gesehen.
Ein paar Tage zuvor hatte sie die Beziehung zu ihrem Freund beendet. Den
gepackten Rucksack und Reisepass lies die Vermisste Zuhause zurück, sagte
der Kriminalist. In diesem Fall ermittle die Polizei "in jede Richtung".
Schüler wollten nach schlechtem Zeugnis durchbrennen
Relativ
kurze Zeit waren im Februar 2004 zwei 15-jährige Burschen aus Wien abgängig.
Nachdem sie ein "eher unerfreuliches Halbjahreszeugnis" erhalten haben,
wollten sie nach Amerika auswandern, sagte Greiner. Ein Flug in die Karibik
und ein Hotel waren schon gebucht. Weil sie über Internet reserviert hatten,
fand der Vater eines Schülers Spuren am Computer. Die Burschen waren noch
nicht einmal aus dem Flugzeug ausgestiegen, als sie bereits lokalisiert
waren, sagte der Ermittler.
823 Vermisste in Österreich
Derzeit wird in Österreich nach
823 Vermissten gesucht. Zwei Drittel davon sind Männer, etwa ein Viertel ist
unter 18 Jahre alt. Die Suche nach Abgängigen wird von der Polizei erst
beendet, wenn die Verschollenen gefunden sind. So wird in der Datenbank des
Bundeskriminalamts beispielsweise noch ein Fall aus dem Jahr 1957 geführt.